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59Weimarer Republik Erste Entscheidungen Am 10. November 1918, dem Tag der Regierungsbildung und dem Tag vor der Annahme der Waffenstillstandsbedingungen, vereinbarte Ebert eine Zusammenarbeit mit der Obers ten Hee res leitung, die für die Zeit der Demobilisierung ihren Sitz nach KasselWilhelmshöhe verlegt hatte. Die ge meinsame Arbeit war für die geordnete Rückführung der Soldaten notwendig. Gleichzeitig wollte die Regierung so über Truppen verfügen, um Ruhe und Ordnung herstellen zu können. Am 12. November verkündete der „Rat der Volksbeauftragten“ ein demokra tisches Wahlrecht für Männer und Frauen und den Achtstunden arbeitstag. Über weitere Veränderungen sollte eine gewählte Nationalversammlung demokratisch entscheiden. Drei Tage danach kam es zu weitreichenden Vereinbarungen zwischen den Gewerkschaften und den Arbeitgebern, die dem sozialen Frieden und der Umstellung von der Kriegszur Friedenswirtschaft dienen sollten. Die Verbände der Arbeitgeber erkannten die Gewerk schaften als Vertretung der Arbeiterschaft an sowie die Freiheit der Arbeiter und Arbeiterinnen, sich zur Wahrung und Förderung der Arbeitsbedingungen zu ver einen. 3 Armbinde. Die Revolution in Berlin Die revolutionäre Welle erreichte am 9. November 1918 die Reichshauptstadt Berlin. Arbeiterund Soldatenräte belagerten das Regierungsviertel. In den Betrieben wurde gestreikt, überall wurden das Ende des Krieges und der Rücktritt Kaiser Wilhelms II. gefordert. Um einen Bürgerkrieg zu verhindern, verkündete der Reichskanzler eigenmächtig die Abdankung des Kaisers. Zugleich bot er in einem verfassungsrechtlich nicht vorgesehenen Akt dem SPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert sein Amt an. Als Vorsitzender der größten Fraktion im Reichstag sollte er auf der Grundlage der reformierten Verfassung eine neue Regierung bilden. Die Übergangsregierung Während Ebert alle politischen und sozialen Änderungen einer rasch zu wählenden Verfassunggebenden Nationalversammlung vorbehalten wollte, rief der aus Kassel stammende Sozialdemokrat Philipp Scheidemann am 9. November 1918 die Deutsche Republik aus. Er kam damit Karl Liebknecht zuvor, dem Führer der Spartakis ten, eines linken Flügels der 1917 von der SPD abgespaltenen Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), der die Freie Sozialistische Republik Deutschland ausrief. Die Spitzen der beiden sozialistischen Parteien einigten sich über die Bildung einer Übergangsregierung, des „Rates der Volksbeauftragten“. Ihm gehörten je drei Vertreter der SPD und der USPD an. Angesichts der politischen Probleme und des drohenden wirtschaftlichen Zusammenbruchs ging es der Übergangsregierung darum, einen Bürgerkrieg zu verhindern, den Wechsel von der Kriegszur Friedenswirtschaft einzuleiten und eine geordnete Heimführung der Kriegsteilnehmer zu sichern. 2 Revolutionäre Soldaten und Matrosen am Brandenburger Tor in Berlin. Foto vom 9. November 1918. 4493_1_1_2014_054_099_kap2.indd 59 07.04.14 13:58 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um es C .C B uc hn er V er la gs | |
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