Volltext anzeigen | |
Ausblick – Mit Material arbeiten 63 5 10 15 20 25 30 35 40 5 10 1. Welche Bedeutung misst Cohen-Reuß den Räten zu (M 1)? Erläutere den Unterschied zu Däumigs Ausführungen (M 2). 2. Erörtert die Frage, wer in einem Staat über die Verfassung entscheiden soll: Parlamentarier, Räte oder alle Wahlberechtigten? 3. Erläutere die Unterschiede zwischen einer parlamentarischen Republik und einer Räterepublik. 4. Analysiere die Aussage der Plakate (M 3 und M 4). Ordne sie jeweils einem politischen Lager zu. M3 „Was will Spartakus?“ Plakat (96 x 71 cm) von 1919. M4 „Schließt Euch fest zusammen …“ Plakat (108 x 81 cm) von 1918/19. M1 Wer stellt den Volkswillen fest? Auf dem „Allgemeinen Kongress der Ar bei terund Soldatenräte“ vom Dezember 1918 sagt der SPD-Politiker Max Cohen-Reuß: Nun gibt es aber, wie die Dinge sich bisher entwickelt haben, eine Voraussetzung, damit wir wieder produktionsfähig werden. Das ist nur möglich, wenn unser staatlicher Mechanismus, der einigermaßen in Un ordnung geraten ist, wieder richtig funktioniert, wenn wir eine Zentralgewalt im Reiche bekommen, die in der Lage ist, den inneren und äußeren Zerfall des Reiches aufzuhalten. Nur eine starke Zentralgewalt ist in der Lage, die auseinanderstrebenden Teile des Reiches wieder an das Reich zu fesseln; nur sie kann dafür sorgen, dass die Glieder im Innern wieder zu einem richtigen Zusammenarbeiten gelangen. Aber eine starke Zentralgewalt kann nur dann sicheren Halt und eine starke moralische Autorität haben, wenn sie auf dem festen und breiten Fundament des allgemeinen Volkswillens aufgebaut ist. Es kann keine Zentralgewalt mit starker Autorität, die sich die nötige Beachtung im Innern und im Auslande sichert, geben, wenn sie nicht von der überwiegenden Mehrheit des deutschen Volkes getragen ist. […] Es gibt nach meiner festen Überzeugung nur ein einziges Organ, das diesen Volkswillen feststellen kann: Das ist die allgemeine deutsche Nationalversammlung, zu der jeder Deutsche, gleichviel ob Mann oder Frau, in allen den Gebieten, die zu Deutschland gehören wollen, wählen kann. […] Nur noch ein paar Worte über die A.und S.-Räte an sich und ihre gegenwärtige und zukünftige Stellung. […] Man wird zu der Erkenntnis kommen, dass ohne die A.und S.Räte in den ersten Tagen wahrscheinlich schon die Katastrophe hereingebrochen wäre. (Sehr richtig!) Nur die A. und S.-Räte sind es gewesen, die die Ordnung aufrechterhalten konnten und die so viel Autorität be saßen, dass nicht alles drunter und drüber ging; und ebenso wie man zugeben muss, dass sie manche Geldmittel verschwendet haben – aber wie wäre das in so ungeordneten Zuständen anders möglich! –, so haben die A.und S.-Räte auch Milliarden von deutschem Volksvermögen gerettet. (Sehr richtig!) Ich meine also, die A.und S.-Räte hatten ihre Berechtigung und werden ihre Berechtigung auch weiter haben. Nur, glaube ich, müssen sie an der Zentralstelle, die die Verfassung des Deutschen Reiches schaffen wird, der Nationalversammlung Platz machen. Zit. nach: Dieter Schneider/Rudolf Kuda, Arbeiterräte in der Novemberrevolution. Ideen, Wirkungen, Dokumente, Frankfurt a. M. 1968, S. 128 f. M2 Ziele des reinen Rätesystems Die Anhänger des Rätesystems halten die „bürgerliche Demokratie mit ihren Stimm zetteln und Parlamenten“ für überholt. Ernst Däumig, Vorstandsmitglied der USPD und führendes Mitglied des Arbeiterund Soldatenrates von Groß-Berlin, fordert 1919 in einem Aufsatz: [Die] formale Demokratie muss durch eine ausgebaute Räteorganisation beseitigt und ersetzt werden, und zwar dergestalt, dass von der untersten bis zur obersten Verwaltungseinheit Gesetzgebung, ausführende Gewalt und Verwaltung in einheitlichen Körperschaften vereinigt werden und dass die unteren wie die oberen Instanzen der Räteorganisation planmäßig und nach einheitlichen Gesichtspunkten sich einander in die Hände arbeiten, ständig kontrolliert durch die das ganze Land bedeckenden Zellen der jederzeit aktiven Wahlkörper in den Betrieben und Berufen. Zit. nach: Dieter Schneider/Rudolf Kuda, Arbeiterräte in der Novemberrevolution, a. a. O., S. 77 4493_1_1_2014_054_099_kap2.indd 63 07.04.14 13:58 Nu zu P rü fzw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |