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73Weimarer Republik 2 „Nein! Mich zwingt ihr nicht!“ Das Plakat (90 x 60 cm) wurde wahrscheinlich im Auftrag der Reichsregierung 1923 gedruckt und im Ruhrgebiet verteilt. ó Erläutere, was das Plakat bewirken sollte. * Wolfgang Kapp war preußischer Verwaltungsbeamter. Er gründete 1917 die extrem nationalistische Deutsche Vaterlandspartei. Zwei Jahre nach seinem Putsch versuch stellte er sich dem Reichsgericht. Er starb 1922 in Untersuchungshaft. Umsturzversuche Höhepunkte der linksund rechtsradikalen Umtriebe waren Versuche, die Regierung zu stürzen. Den ersten Putsch unternahmen 1920 Rechtsradikale unter Wolfgang Kapp*. Mit anderen Verschwörern machte er sich die Unzufriedenheit ehemaliger Truppen zunutze. Nachdem Frei korps ins Berliner Regierungsviertel einmarschiert waren, erklärte Kapp die Regierung für abgesetzt und den Reichstag für aufgelöst. Sich selbst ernannte er zum neuen Reichskanzler. Reichspräsident und Reichsregierung fl ohen aus Berlin und forderten die Bevölkerung zum Widerstand auf. Daraufhin riefen die Gewerkschaften einen Generalstreik aus. Er wurde überall von Arbeitern, Angestellten und Beamten befolgt. Obwohl der Chef des Truppenamtes, General Hans von Seeckt, sich mit den Worten „Truppe schießt nicht auf Truppe“ geweigert hatte, Soldaten gegen die Aufständischen einzusetzen, muss ten die Put schis ten wegen fehlender Unterstützung aufgeben. Der „Ruhrkampf“ Die Lage spitzte sich Anfang 1923 zu, nachdem französische Truppen das Ruhrgebiet besetzt hatten. Die Regierung in Paris hatte Deutschland vorgeworfen, Reparationsleistungen vorsätzlich nicht zu erfüllen. Ein Sturm der nationalen Entrüstung ließ alle Parteiengegensätze in den Hintergrund treten. Die Reichsregierung pro testierte, rief die Bevölkerung auf, jede Zusammenarbeit mit den Besatzern zu verweigern, und unterstützte die streikenden Arbeit er mit Geld. Vereinzelt kam es zu Sabotageakten: Schienen wur den gesprengt, Schiffe versenkt und Kanäle blockiert. Dies sollte den Abtransport von Kohle und Indus triegütern nach Frankreich verhindern. Die Besatzungsmacht verhängte den Belagerungszustand. Sie verurteilte Streikende und Unternehmer zu Geldund Haftstrafen oder wies sie aus. Weitere Aufstände Gleichzeitig versuchten einige politische Gruppen im Rheinland und in der Pfalz eine Loslösung vom Reich durchzusetzen. In Thüringen und Sachsen wollten Aufständische eine neue Revolution anzetteln. Mithilfe einer Notverordnung des Reichspräsidenten wurden diese Aufstände durch die Reichswehr niedergeschlagen. Infl ation und Not Zur Unterstützung der Streikenden im Ruhrkampf verschuldete sich der durch die Kriegsanleihen und Reparationen stark belastete Staat immer mehr. Die durch die Kriegsfi nanzierung ein gelei tete Entwertung des Geldes nahm schnell zu. Die Preise stiegen. Wer konnte, kaufte Waren auf Vorrat. Viele Kaufl eute und Bauern hielten aber ihre Produkte zurück. Die Löhne und Gehälter kon n ten mit der Entwicklung nicht Schritt halten. Sie reichten bald nicht mehr aus, den Lebensbedarf zu decken. Dazu verloren Sparer und Inhaber öffent licher An leihen (z. B. der Kriegsan leihen) ihr Geld. Am stärks ten traf die Infl ation die Menschen, die von Ersparnissen leben mus s ten. Kleine Gewerbetreibende, Händler, Handwerker und Bauern machten dagegen zum Teil gute Geschäfte. Riesengewinne erzielten diejenigen, die Zugang zu wertbeständigen Währungen wie dem Dollar hatten. Auch Reich, Länder und Gemeinden profi tierten vom Wäh rungs verfall: Ihre Schulden lösten sich auf. Vor dem Hintergrund der Infl ation und dem Druck der Alliierten, die von der Regierung forderten, die Währung in Ordnung zu bringen, wurde der Ruhrkampf am 26. September 1923 abgebrochen. Am 15. November 1923 führte die Regierung eine Währungsreform durch: Eine Billion Mark wurde mit einer Rentenmark gleichgesetzt. An dem Wech selkurs von 4 Rentenmark (seit 1924: Reichsmark) = 1 Dollar hielt man fest. Infl ation und Währungsreform hatten das Vertrauen vieler Menschen in die Republik enttäuscht. Sie fühlten sich be trogen und bestohlen. 4493_1_1_2014_054_099_kap2.indd 73 07.04.14 13:59 Nu r z u Pr üf zw ec k Ei g nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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