Volltext anzeigen | |
75Mit Material arbeiten 5 10 15 20 25 30 1. Arbeite die Gefahren für die Re publik aus M 1 bis M 3 heraus. 2. Bewerte den politischen Standort der Justiz (M 2). 3. Die Figuren in der Karikatur (M 3) stehen für Gruppen der Gesellschaft. Bestimme sie und erläutere ihre Interessen. 4. Erkläre die politische Aussage des Titelblattes. Berücksichtige auch die Bildunterschrift (M 3). M3 „Sie tragen die Buchstaben der Firma – aber wer trägt den Geist?!“ Karikatur von Thomas Theodor Heine aus der in München erscheinenden satirischen Zeitschrift „Simplicissimus“ vom 21. März 1927. M1 Die ungeliebte Republik a) Der Diplomat und Schriftsteller Harry Graf Kessler lebt viele Jahre in Weimar und notiert unter dem 15. November 1922 über die Feier zum 60. Geburtstag des Schrift stellers Gerhart Hauptmann in sein Tage buch: Das Denkwürdigste an der Feier ist das grotesk bornierte* Verhalten der Studenten und Professoren gewesen. Die Berliner Stu denten schaft hat mit einer Mehrheit von, ich glaube, vier zu zwei feierlich beschlossen, an der Hauptmann-Feier nicht teilzunehmen, weil Gerhart Hauptmann, nachdem er sich als Republikaner bekannt hat, nicht mehr als charakterfester Deutscher zu betrachten sei! Und von Sam Fischer** höre ich, dass der genannte Petersen***, der die Festrede hielt, vor zwei Tagen bei ihm war, um ihn zu bitten, Ebert wieder auszuladen, da es der Uni versität überhaupt nicht angenehm sein werde, wenn das republikanische Reichs oberhaupt bei ihr erscheine. Und als Fischer das ablehnte, hat ihn Petersen gebeten, dann doch wenigstens Löbe**** auszuladen, denn zwei Sozialdemokraten auf einmal sei doch etwas viel! b) Der Vorsitzende der KPD, Ernst Thälmann, verkündet 1925: Die Machtergreifung des Proletariats ist kein einmaliger Akt. Sie besteht nicht nur in dem militärischen Kampf gegen die Truppen der Bourgeoisie, sondern sie muss durch jahrelange ausdauernde Arbeit der Kommunistischen Partei und des ganzen Proletariats vorbereitet werden. c) Der „Stahlhelm“, eine rechtsradikale Organisation ehemaliger Frontsoldaten, veröffentlicht im September 1928 folgenden Aufruf: Wir hassen mit ganzer Seele den augenblicklichen Staatsaufbau, seine Form und seinen Inhalt, sein Werden und sein Wesen. Wir hassen diesen Staatsaufbau, weil in ihm nicht die besten Deutschen führen, sondern weil in ihm ein Parlamentarismus herrscht, dessen System jede verantwortungsvolle Führung unmöglich macht. […] Wir hassen diesen Staatsaufbau, weil er uns die Aussicht versperrt, unser geknechtetes Vaterland zu befreien und das deutsche Volk von der erlogenen Kriegsschuld zu reinigen, den notwendigen Lebensraum im Osten zu gewinnen, das deutsche Volk wieder frei zu machen […]. Wir wollen einen starken Staat, in dem die verantwortungsvolle Führung der Beste hat und nicht verantwortungsloses Bonzenund Maulheldentum führt. Erster Text: Harry Graf Kessler, Tagebücher 1918-1937, hrsg. von Wolfgang PfeiferBelli, Frankfurt a. M. 1982, S. 362. Zweiter Text: Die Rote Fahne, Nr. 245 vom 23. Januar 1925. Dritter Text: F. A. Krummacher/Albert Wucher, Die Weimarer Republik. Ihre Geschichte in Texten, Bildern und Dokumenten, München 1965, S. 260 * grotesk borniert: lächerlich eingebildet ** Samuel Fischer: Verleger *** Julius Petersen: Literatur historiker **** Paul Löbe: Reichstagspräsident (SPD) M2 Politische Morde vor Gericht (1918-1922) Der 1891 geborene Emil Julius Gumbel ist Jude, Pazifi st und Sozialist. Schon 1932 verliert er aus politischen Gründen seine Stelle als Professor für Statistik und verlässt 1933 Deutschland. 1966 stirbt er in New York. Aus öffentlich zugänglichen Informa tionen stellt er 1924 folgende Übersicht zusammen: Politische Morde begangen von begangen von Linksstehenden Rechtsstehenden Gesamtzahl der Morde 22 354 davon ungesühnt 4 326 teilweise gesühnt 1 27 gesühnt 17 1 Zahl der Verurteilungen 38 24 Geständige Täter freigesprochen – 23 Geständige Täter befördert – 3 Dauer der Einsperrung je Mord 15 Jahre 4 Monate Zahl der Hinrichtungen 10 – Geldstrafe pro Mord – 2 Papiermark Nach: Emil J. Gumbel, Vier Jahre politischer Mord, Berlin 1922, S. 81 4493_1_1_2014_054_099_kap2.indd 75 07.04.14 13:59 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C . B uc hn e V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |