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81Mit Material arbeiten 1. Begründe, weshalb die deutsche Delegation mit so viel Beifall empfangen wurde (M 2). 2. Prüfe, ob sich der „Geist von Locarno“ in den Reden spiegelt (M 2). 3. Erörtere, ob die Hoffnungen der beiden Außenminister auf eine friedlichere Zukunft realistisch waren (M 2). M1 Aristide Briand (links) und Gustav Stresemann. Foto, um 1925. Für ihre Bemühungen um den Frieden in Europa erhielten die beiden Außenminister 1926 den Friedensnobelpreis. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 M2 Das Deutsche Reich wird in den Völkerbund aufgenommen Die Vollversammlung des Völkerbundes stimmt am 8. September 1926 für die Aufnahme Deutschlands. Am folgenden Tag sprechen sowohl der deutsche Außenminister Stresemann als auch sein französischer Kollege Briand. Über die Stimmung der Sitzung schreibt ein anwesender Dolmetscher später: Bei seinem [Stresemanns] Erscheinen setzte im ganzen Saal ein wahrer Beifallssturm nach der vorher herrschenden erwartungsvollen Stille ein. […] Der Beifall hatte eine wahre Orkanstärke erreicht. Von allen Seiten wurde geklatscht und Bravo gerufen. Nur mit Mühe konnten sich die drei deutschen Delegierten durch die herandrängende Masse der ausländischen Völkerbunds vertreter den Weg zu ihren Plätzen bahnen. Alle wollten ihnen die Hände schütteln und ihnen persönlich zu diesem großen Ereignis Glück wünschen. Dieser Empfang Deutsch lands durch die Völker der Welt war wirklich etwas Einmaliges […]. Stresemann erklärt: Für die Begrüßung den Dank Deutschlands zum Ausdruck zu bringen, ist meine erste Pfl icht. […] Deutschland tritt mit dem heutigen Tage in die Mitte von Staaten, mit denen es zum Teil seit langen Jahrzehnten in ungetrübter Freundschaft verbunden ist, die zum anderen Teil im letzten Weltkrieg gegen Deutschland verbündet waren. Es ist von geschichtlicher Bedeutung, dass Deutschland und diese letzteren Staaten sich jetzt im Völkerbunde zu dauernder, friedlicher Zusammenarbeit zusammenfi nden. […] Der göttliche Baumeister der Erde hat die Menschheit nicht geschaffen als ein gleichförmiges Ganzes. Er gab den Völkern verschiedene Blutströme, er gab ihnen als Heimat Länder verschiedener Natur. Aber es kann nicht der Sinn einer göttlichen Weltordnung sein, dass die Menschen ihre nationalen Höchstleistungen gegeneinanderkehren und damit die allgemeine Kulturentwicklung immer wieder zurückwerfen […]. [Das] sicherste Fundament für den Frieden ist eine Politik, die getragen wird von gegenseitigem Verstehen und gegenseitiger Achtung der Völker. Nach Stresemann tritt Briand an das Redner pult; er sagt: Was bedeutet nun dieser heutige Tag für Deutschland und Frankreich? Das will ich Ihnen sagen: Es ist Schluss mit jener langen Reihe schmerzlicher und blutiger Auseinandersetzungen, die die Seiten unserer Ge schichte befl ecken, es ist Schluss mit dem Krieg zwischen uns, Schluss mit den langen Trauerschleiern. Keine Kriege, keine brutalen Gewalt lösungen soll es von jetzt ab mehr geben. Ich weiß, dass Meinungs ver schiedenheiten zwischen unseren Ländern auch heute noch bestehen, aber in Zukunft werden wir sie genauso wie die Einzelpersonen vor dem Richterstuhl in Ordnung bringen. Deshalb sage ich: Fort mit den Gewehren, den Maschinenge wehren, den Kanonen! Freie Bahn für die Versöhnung, die Schiedsgerichtsbarkeit und den Frieden! Zit. nach: Günter Schönbrunn (Bearb.), Weltkriege und Revolutionen 1914-1945, München 31979, S. 219 f., und Heinz Hürten (Hrsg.), Weimarer Republik und Drittes Reich 1918-1945, Stuttgart 1995, S. 114 f. (Rede Stresemanns) 4493_1_1_2014_054_099_kap2.indd 81 07.04.14 13:59 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge tu d es C .C . B uc h er V er la gs | |
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