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85Weimarer Republik 1 Arbeitslose im Hof des Arbeitsamtes Hannover. Foto von Walter Ballhause, von 1932 (Ausschnitt). ó Erläutere das Foto aus der Sicht eines Arbeitslosen. * Crash: Zusammenstoß; hier: plötzlicher Kurseinbruch Ausgangspunkt New York Die durch die Novemberrevolution von 1918 entstandene Weimarer Republik konnte sich nach der Infl ation von 1923 und trotz Reparationsleistungen Mitte der 1920er-Jahre wirtschaftlich er holen. Wie wenig gefestigt die wirtschaftlichen Verhältnisse waren, zeigte sich jedoch, als 1929 die Weltwirtschaftskrise einsetzte. Sie ging von den Vereinigten Staaten aus und erreichte ihren ers ten Höhepunkt mit dem Zusammenbruch der New Yorker Börse am Donnerstag, den 24. Oktober 1929. Wegen der Zeitverschiebung ging der Crash* in Deutschland als „Schwar zer Freitag“ in die Geschichte ein. Da auch Banken riesige Verluste erlitten, konnten sie Firmen keine Kredite mehr gewähren. Produktion und Verkauf stockten, viele Firmen mussten schließen. Dadurch schnellte die Ar beits losigkeit hoch. Kaufkraft und Nach frage sanken dadurch noch stärker als bisher. Die amerikanische Regierung schützte die einheimische Wirtschaft durch Einfuhrzölle vor auslän discher Konkurrenz. Dadurch riss sie andere Staaten mit in die Krise. Auf die auf den Export angewiesenen Länder wie Deutschland hatte das katastrophale Auswirkungen. Die amerikanischen Banken kündigten ihre in Europa angelegten kurzfris tigen Kre dite, da sie Geld im ei genen Land benötigten. Dadurch ge rieten deutsche Banken in Zahlungsschwierigkeiten. Mitte 1931 musste die zweitgrößte deutsche Bank, die „Darmstädter und Nationalbank“, nach dem Konkurs eines großen Textilunternehmens schließen. Der Zusammenbruch zerstörte das Vertrauen in alle Banken. Überall stürmten Kunden die Filialen, um ihre Ersparnisse abzuheben. Als dadurch die Geldinstitute noch größere Probleme bekamen, erwarb der Staat Anteile an ihnen, um sie zu vor dem Bankrott zu sichern. Trotzdem mussten zahllose Unternehmen in Konkurs gehen. Die Industrieproduktion sank bis 1932 um die Hälfte und die Zahl der Arbeitslosen stieg zeit weise auf über sechs Millionen. Die Arbeitslosen Verlor ein Arbeitnehmer seine Stelle, bekam er ein Jahr lang eine monatliche Unterstützung vom Staat. Sie ermöglichte ein Leben am Rande der Not. Eine Familie mit zwei Erwachsenen und einem Kind erhielt im Durchschnitt 51 Reichsmark (RM) Arbeitslosengeld. Für Miete, Beleuchtung und Heizung wurden mindestens 32,50 RM benötigt. Für die Er nährung von drei Personen blieben also 18,50 RM übrig. In Berlin konnte man dafür als tägliche Ration kaufen: ein halbes Brot, ein Pfund Kartoffeln, 100 g Kohl, 50 g Margarine. Die meisten Arbeitslosen mussten allerdings deutlich länger als ein Jahr auf eine neue Stelle warten. Ein „Schwarzer Freitag“? 4493_1_1_2014_054_099_kap2.indd 85 07.04.14 13:59 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge tu m d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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