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91Mit Material arbeiten 1. Auf dieser Seite beurteilen vier Historiker und ein zeitgenössischer Karikaturist das Ende der Weimarer Republik unterschiedlich (M 4 bis M 8). Fasst in Gruppenarbeit die verschiedenen Erklärungen zusammen. Diskutiert die abweichenden Urteile. 2. Für die Ernennung Hitlers am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler, gibt es die Bezeichnungen „Machtergreifung“, „Machtübergabe“, „Machtübertragung“ und „Machterschleichung“. Erörtert, welchen dieser Begriffe ihr als geeignet betrachtet. Berücksichtigt dabei auch M 1 auf Seite 90. Haltet die Positionen im Portfolio fest. M7 „Sylvester-Feier. Na dann Prost, Herr Generaldirektor. Auf ein glückliches neues Spiel!“ Karikatur aus der SPD nahestehenden Zeitschrift „Der wahre Jacob“ vom 31. Dezember 1932. Hinweise: Links Reichskanzler Kurt von Schleicher, rechts ein Großindustrieller und in der Mitte Adolf Hitler. 5 10 5 5 10 15 5 M4 Wer trägt die Verantwortung? Wolfgang Ruge von der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin stellt 1967 fest: Die Vernichtung der Weimarer Republik durch den Faschismus* war nicht gesetzmäßig. Durch den einheitlichen Kampf der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten für die Verteidigung und den Ausbau der Demokratie hätte der Untergang der Republik verhindert werden können. Die Verantwortung für die Sabotierung dieses Kapitels [der Geschichte] trägt die sozialdemokratische Führung, die in den Auseinandersetzungen um die Lebensfragen der deutschen Nation von 1918 bis 1933 historisch versagt hat. Wolfgang Ruge, Deutschland von 1917 bis 1933: Von der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution bis zum Ende der Weimarer Republik, Berlin (Ost) 1967, S. 481 * Faschismus: Siehe Seite 96. M5 Gründe für das Scheitern der Republik Der West-Berliner Historiker Hagen Schulze nennt 1982 folgende Gründe: Die Antwort ist nicht mit letzter wissenschaftlicher Präzision zu geben, aber einiges lässt sich doch ausmachen: Die wichtigsten Gründe liegen auf dem Feld der Mentalitäten, der Einstellungen und des Denkens. In der Mitte des Ursachenbündels fi nden sich eine Bevölkerungsmehrheit, die das politische System von Weimar auf die Dauer nicht zu akzeptieren bereit war, sowie Parteien und Verbände, die sich den Anforderungen des Parlamentarismus nicht gewachsen zeigten. Hagen Schulze, Weimar. Deutschland 1917-1933, Berlin 41993, S. 425 M6 Erklärungshinweise Der westdeutsche Historiker Horst Möller schreibt 1985 über das Ende Weimars: Die Aufl ösung der Republik ist ein langwieriger Prozess gewesen. Allerdings würde es in die Irre führen, diesen Prozess erst mit dem Ende der Regierung Hermann Müller im März 1930 beginnen zu lassen.* Vielmehr hat die neuere Forschung immer wieder gezeigt, dass schon vor dem Bruch der Großen Koalition eine krisenhafte Zuspitzung sich abzuzeichnen begann. Die Erklärung der Staatsund Verfassungskrise allein aus der seit 1929 einsetzenden, in Deutschland aber erst verzögert wirksam werdenden Wirtschaftskrise ist nicht stichhaltig. Vielmehr ist festzustellen: Die Wirtschaftskrise verschärfte 1930/31 auch die Verfassungskrise, ist aber nicht deren erste Ursache gewesen. Notwendig ist es, auch die problematische Verfassungsentwicklung der zwanziger Jahre in die Inter pretation einzubeziehen. Horst Möller, Die Weimarer Republik. Eine unvollendete Demokratie, München 102012, S. 255 * Siehe hier Seite 88. M8 Ein Lehrstück Der Stuttgarter Historiker Wolfram Pyta meint 2004: Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler war nur eine von mehreren Möglichkeiten. Hindenburg hatte die freie Wahl. Er entschied sich für einen Weg, der das Tor zur Barbarei weit öffnete. Insofern ist das Scheitern der Weimarer Republik auch ein Lehrstück für die Entscheidungskraft des Politischen. Wolfram Pyta, Die Weimarer Republik, Opladen 2004, S. 158 4493_1_1_2014_054_099_kap2.indd 91 07.04.14 13:59 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C . B uc hn er V er la gs | |
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