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93Ausblick ˘ Internettipp: Informationen über Stalin fi ndest du unter www.dhm.de/lemo/html/biografi en/StalinJosef ˘ Lesetipp: Den Alltag in den Lagern und das stalinistische Justizund Lagerwesen schildert der Historiker und Schriftsteller Alexander Solschenizyn in der 1962 erstmals veröffentlichten Erzählung „Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch“ und in seinem Hauptwerk „Der Archipel Gulag“ von 1974. 2 In Stalins Armen. Foto von Kalaschnikow, 1936. Dieses Bild wurde auf Plakaten, Postkarten und in Schulbüchern millionenfach verbreitet. Eine nach dem Foto angefertigte Skulptur wurde in den Kliniken des gesamten Landes aufgestellt. Das Besondere an dem Foto: Die Eltern dieses Mädchens aus der Mongolei fi elen später dem Terror Stalins zum Opfer. Kollektivierung auf dem Lande Ziel der Sowjetführung war es, die Produktion land wirtschaft licher Güter durch eine Kollektivierung zu revolutionieren. Etwa 25 Millionen Bau ern wirtschaften sollten zu 240 000 Produk tions genossen schaf ten (Kol chosen) zusam men geschlossen werden. Die Kollektivierung war ursprünglich freiwillig. Die staatliche Ausstattung der Kolchosen mit Traktoren und Mähdreschern sollte zum Beitritt anreizen. Als das nicht wirkte, wurden die Bauern ab 1929 millionenfach durch Einschüchterungen und Zwang in die Kolchosen getrieben. Wohlhabenderen Bauern, den Kulaken, verwehrten die Kommunisten jedoch die Aufnahme. Sie wurden als „Klassenfeinde“ von Haus, Hof und Boden vertrieben und meist nach Sibirien verbannt. Es wird geschätzt, dass damals zwischen fünf und sechs Millionen Menschen umgesiedelt wurden und etwa ein Fünftel von ihnen ums Leben kam. Die Kollektivierung nahm den Bauern ihr Eigentum. Die Folge war eine neue Hungersnot in der Ukraine, im Süden Russ lands sowie in Kasachstan. Etwa sechs Millionen Menschen fi elen ihr 1932/33 zum Opfer. Herrschaft mit Terror Stalin und seine Anhänger kontrollierten das politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben. Der Stalinismus, so die Bezeichnung für die to ta litäre, alle Bereiche des Lebens bestimmende und kontrollierende Weltanschauung und Politik, duldete keine Opposi tion (Totalitarismus). Auf tat sächlichen oder vermeint lichen Widerstand wurde mit Terror und Gewalt reagiert. Einen Höhepunkt der „Säuberungen“ bildeten die von Stalin zwischen 1936 und 1938 angeordneten „Schauprozesse“. Sie richteten sich gegen Führungskräfte in Partei, Staat, Wirt schaft und Gesellschaft. Die Betroffenen wurden als Volksfeinde, Spione, Saboteure, Nationalisten oder Anhänger falscher Lehren festgenommen, zu öffentlichen Geständnissen gezwungen, verurteilt und zu Zwangsarbeit in Lager verbannt oder erschossen. Die Verwaltung der Arbeitslager übernahm ab 1930 eine neu eingerichtete „Staatliche Lagerverwaltung“: GULag (Abk. für russ. Glawnoje Uprawlenije Lagerej). Sie war verantwortlich dafür, dass Millionen Menschen in zahlreichen Lagern systematisch gequält und erniedrigt oder ermordet wurden, denn wer nicht mehr arbeiten konnte, musste sterben. Warum? Ziel dieser stalinistischen Herrschaftsmethode war nicht nur die Ausschaltung von „Volksfeinden“ und die Besetzung wichtiger Ämter mit Anhängern Sta lins. Grund sätzlich ging es darum, durch Gewalt die Bevölkerung gefügig zu machen und „Sündenböcke“ für Fehlentwicklungen in Wirtschaft und Staat vorweisen zu können. Die Zahl der Menschen, die zwischen 1928 und Stalins Tod 1953 zu Zwangsarbeit in Lagern verurteilt wurden, wird auf 18 bis 20 Millionen geschätzt. In dieser Zeit kamen bis zu fünf Millionen Menschen durch Erschießungen und Zwangsumsiedlungen ums Leben. Propaganda und Personenkult In den Augen und Herzen vieler Sow jetbürger blieb Stalin zu seinen Lebzeiten trotzdem der „geliebte Führer“. Dieses Bild vermittelte ihnen die Propaganda. Sie betrieb einen Personenkult, wie er für Diktaturen typisch ist. Straßen, Plätze, Betriebe und sogar Städte wurden nach Stalin benannt. Stalin-Standbilder gab es in jeder wichtigeren Stadt. Unzählige Plakate zeigten das Bild des „Führers“. Überall hing sein Porträt mit geschönten Gesichtszügen, in den ärmsten Woh nungen ebenso wie in allen öffentlichen Gebäuden. Von Künstlern und Wissenschaftlern erwartete die Partei Unterstützung: Sie sollten der Bevölkerung die Vorzüge des Sozialismus vor Augen führen, um alle Kräfte für das Regime zu gewinnen. 4493_1_1_2014_054_099_kap2.indd 93 07.04.14 13:59 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei g nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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