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Menschenwürde 111 Axiome kennt ihr aus der Mathematik. Versucht, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen ma the matischen Axiomen und dem Axiom der Menschenwürde festzustellen und niederzuschreiben. ➜M1, M3 Führt eine Diskussion: Kann man es rechtfertigen, z. B. Tieren oder Pflanzen eine „Würde“ zuzuschreiben? Kann man es rechtfertigen, „besonderen Menschen“ eine besondere Würde zuzuschreiben? ➜M2, M3 Trifft die Meinung des Philosophen Otfried Höffe, dass Gesundheit nicht wichtiger sei als z. B. Gerechtigkeit oder Bil dung, eurer Meinung nach zu? Gestaltet ein Plakat, verfasst eine Polemik oder entwerft eine Karikatur, in der ein Widerspruch zu Höffe pointiert dar gestellt ist. ➜M4 Informiert euch genauer zum Prozess gegen So krates in Athen. Ver fasst anschließend einen Beitrag für eine Boulevardzeitung über den Prozess des Sokrates, z. B. einen Bericht aus der Verhandlung oder einen Kommentar. ➜M5 Glossar: Axiom, Kant, Prophet, Sokrates 1 2 3 4 A u fg a b e n Gesundheit als höchstes Gut? Offensichtlich entscheidet über den Rang innerhalb des Nutzenwissens der Zweck, dem das Wissen nützt. Aus diesem Grund tut sich die Medizin zunächst leicht. Ihr Leitziel, die Gesundheit, gehört zu den elementaren Gütern jedes Menschen. Kranke und Verletzte, auch ältere Menschen räumen ihr sogar den höchsten Rang ein. Kinder, deren Erziehung und Bildung vernachlässigt werden, auch die Opfer von Gewalt, dürfen aber Einspruch erheben. Deshalb verzichte man auf den Superlativ und begnüge sich mit der einfachen Wichtigkeit: Das Gut, dem medizinische Verbesserungen dienen, darf sich rangmäßig mit den höchsten Gütern wie Bildung und Ausbildung oder Recht und Gerechtigkeit vergleichen. nach Otfried Höffe, S. 125f Sokrates provoziert Sokrates wurde im Alter von 70 Jahren in Athen zum Tod durch Einnahme eines Giftes verurteilt. Ihm war Lästerung der Götter und geistige Verführung Jugendlicher vorgeworfen worden. Zu dem Urteilsspruch trug bei, dass er die Anklage für ungerecht hielt und sich daher gegenüber dem Richterkollegium sehr respektlos verhalten hat. Das Leitmotiv klingt provokativ, für ein Unternehmen, das dem menschlichen Leben dient, sogar skandalös: Sokrates plädiert für das Sterbenlernen. So krates vertritt sein Prinzip in jener Extremsituation, die der gewöhnliche Sterbliche als höchste Not empfindet: im Angesicht des eigenen Todes. Um ihren Meister zu retten, hatten seine Freunde Geld ge sammelt, um sowohl die Wärter zu bestechen als auch das Schiff zu bezahlen, das Sokrates ins Exil bringen sollte. Der Philosoph aber weigert sich mit dem Argument, dass nicht die bloße Länge des Le bens zähle, sondern dessen Qualität. Wer sein Leben wahrhaft in der Philosophie verbracht habe, könne getrost sterben. Was man heute unter Philosophie versteht, hält Sokrates nur für einen Weg in das, worM5 M4 5 10 5 10 15 20 25 auf es im Leben letztlich ankomme und worüber Sokrates selbst im höchsten Maß verfügte: Es ist das Gute, Vernünftige und das Gerechte. Wer diese Kriterien anerkennt, ist durchaus um sich selbst besorgt. Allerdings – sagt Sokrates zu Recht – komme er sich lächerlich vor, wenn er bis zur letztmöglichen Sekunde am Leben klebe. nach Otfried Höffe, S. 133f N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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