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Von Mensch zu Mensch – Person sein 119 41 2 3 Modelle der Arzt-Patient-Beziehung Das erste Modell ist das paternalistische Modell, manchmal auch das Elternoder Priestermodell ge nannt. Das paternalistische Modell geht davon aus, dass es allgemein geteilte objektive Kriterien gibt, nach denen bestimmt werden kann, was das Beste ist. Fol glich kann der Arzt unter eingeschränkter Beteiligung des Patienten beurteilen, was in dessen bestem Interesse wäre. Das Konzept der Patientenautonomie entspricht der Zustimmung des Patienten zu dem, was der Arzt für das Beste hält, entweder gleich oder zu einem späteren Zeitpunkt. Das zweite ist das informative Modell, das manchmal auch als wissenschaftliches, technisches oder Kon sumentenmodell bezeichnet wird. Das informative Modell setzt eine ziemlich klare Un terscheidung zwischen Tatsachen und deren Bewertung voraus. Die Wertvorstellungen des Patienten sind genau definiert und bekannt; dem Patienten fehlen lediglich die Fakten. Der Arzt ist verpflichtet, für alle verfügbaren Informationen zu sorgen. Von den Wertvorstellungen des Patienten hängt es dann ab, welche Behandlung durchgeführt wird. Das Konzept der Patientenautonomie entspricht der Kontrolle des Patienten über den medizinischen Entscheidungsprozess. Gemäß dem interpretativen Modell sind die Wertvorstellungen des Patienten nicht unbedingt festgelegt und diesem selbst bewusst. Sie sind häufig unvollständig und vom Patienten vielleicht nur teilweise verstanden. Folglich muss der behandelnde Arzt diese Wertvorstellungen klären und in einen kohärenten Zusammenhang bringen. Demgemäß entspricht das Konzept der Patientenautonomie einer Selbsterkenntnis; der Patient wird sich klarer darüber, wer er ist und wie sich die verschiedenen medizinischen Möglichkeiten auf seine Identität auswirken. M5 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Das vierte ist das deliberative Modell. Das Anliegen der Arzt-Patient-Interaktion ist es, dem Patienten bei der Bestimmung und Auswahl der Behandlungsziele zu helfen. Zu diesem Zweck muss der Arzt über die klinische Situation informieren und helfen, die Wertvorstellungen herauszuarbeiten, die mit den verfügbaren Möglichkeiten realisiert werden können. Es ist dabei Aufgabe des Arztes, darauf hinzuweisen, warum bestimmte gesundheitliche Wertvorstellungen sinnvoller sind und deshalb auch angestrebt werden sollten. Das Modell der Patientenautonomie be tont die moralische Entwicklung des Patienten; der Patient wird dazu befähigt, im Gespräch alternative gesundheitliche Zielsetzungen und deren Wert und Konsequenzen für die Behandlung zu erwägen. Ezekiel J. und Linda L. Emanuel, S. 101-104 Verfasse einen knappen Essay, in welchem du den Begriff „Vertrauen“ in Verbindung bringst mit den drei Facetten des Begriffs „Person“. ➜M1 Führt in folgender Weise ein Rollenspiel durch: a) Spielt die Gespräche der Beispiele in M2 und M3 zunächst in Form eines Rollenspiels nach. b) Ändert in einem nächsten Durchgang zunächst nur die Rolle des Oberarztes in M2 bzw. gestaltet zusätzlich die Rolle einer auch anwesenden jungen Ärztin in ➜M3. c) Spielt die beiden Szenen so, wie sie nach eurer Meinung besser ablaufen können. ➜M2, M3, M5 Stellt euch vor, ihr trefft im Jenseits den Of fi zier. Be fragt z. B. in Form eines „Heißen Stuhls“ oder eines „Interviews aus dem Jenseits“ den Offizier nach seinen Beweggründen, seinem jetzigen Befinden etc. ➜M4 Ordnet – ggf. in Gruppenarbeit – die folgenden Beispiele einem der Modelle in M5 zu und begründet eure Entscheidung; stellt eure Zuordnung im Plenum zur Diskussion: Ich habe mir den Arm gebrochen. – Meine Blutwerte stimmen nicht. – Ich muss so viel lernen, werde aber abends immer so schnell müde. – Ich kann keine Kinder zeugen bzw. bekommen. – … Glossar: Asymmetrie, Autonomie, deliberativ, Identität, Kohärenz, paternalistisch, Solidarität 1 2 3 4 A u fg a b e n N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m e s C .C . B u c h n r V e rl a g | |
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