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Kunst – nützlich, frei und schön 213 Übersetze die lateinischen Begriffe artes serviles / ar tes libe rales ins Deutsche und erarbeite die Bedeutung der Unterscheidung. ➜ M1, M2 Informiere dich über das Projekt „Rhythm is it!“ und schreibe einen kurzen Erläuterungstext. ➜ M3 Wende die Unterscheidung artes serviles / artes libe ra les auf das Projekt „Rhythm is it!“ an. Gehört es zu den artes serviles oder zu den artes liberales? Oder ist die se Frage falsch gestellt? ➜ M1-M3 Glossar: Artes liberales, Artes serviles, Fokus, Kunst 1 2 3 A u fg a b e n 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110 115 benskompetenz. In Peru oder Äthiopien, in al len Entwicklungsländern, in denen ich gearbeitet habe, muss ich das Kindern nicht erst beibringen. Die wissen längst, dass sie nur mit Disziplin vorankommen. Die sind gierig nach Bildung. Kindern die Vorstellung zu geben, die Dinge kämen schon von allein, ist grundfalsch. Sie kommen, wenn du bereit für sie bist und daran arbeitest. Disziplin bringt dich nach vorn. Wobei ich es nicht Disziplin nenne, sondern Fokus. SPIEGEL: Wie bringen Sie Fokus bei? Maldoom: Ich verlange immer nur, das zu tun, was das Stück, den Tanz, am besten macht. Das ist das ganze Geheimnis. Ich kümmere mich nicht darum, wo die Kinder herkommen und was sonst in ihrem Leben alles so los ist; sie wollen auch nicht daran erinnert werden. Sie wollen was Neues, Aufregendes. Und der Tanz ist aufregend. Da beginnen die sozialen Beziehungen, und zwar in Abhängigkeit von dem, was die Choreografie verlangt. Und das entlastet die Kinder von Problemen. Sie müssen was riskieren und sie schaffen es sogar gut, und dadurch machen sie sich ein neues Bild von sich: Wow, ich kann das, ich bin viel besser, als ich dachte. Ich bin gar nicht das Opfer, ich bin nicht die Dicke, ich bin nicht das arme Kind arbeitsloser Eltern. SPIEGEL: Wie kriegt man Jungen zum Tanzen? In „Rhythm is it!“ sagt ein Jugendlicher: Ich hasse es, jemanden anzufassen. Und dann sieht man ihn in Umarmungen mit anderen! Wie schafft man das? Maldoom: Indem man den Protest ignoriert. Sein Problem geht viel tiefer als „ich mag nicht anfassen“. Ich tue so, als hätte ich den Protest nicht gehört, und sage einfach: Die Choreografie verlangt das. Dann wird er sicherer. Er sagt sich: Ich mache das gar nicht, sondern Royston verlangt es von mir, also bin ich es nicht selbst, der es tut. Dann merkt er, es ist gar nicht so schrecklich. Manchmal dauert es ein, zwei Tage, bis so ein Kind sich überwindet. SPIEGEL: Lassen Sie es diese zwei Tage lang in Ruhe? Maldoom: Nein. Ich sage: Also wenn du nicht mitmachst, müssen wir sehen, wie wir dich so lange von der Bühne bekommen. Du kannst ja nicht danebenstehen und niemanden anfassen, während es die anderen tun, das passt nicht in die Choreografie. Ich gehe das Problem rein von der künstlerischen Seite an. Das wirkt befreiend. Ich zeige durchaus Mitgefühl, aber ich versuche dann, eine praktische Lösung für mein Problem zu finden. Ich werde nicht der Sozialarbeiter, der die Probleme oft noch verschlimmert, indem er sie angeht und das Kind darauf festlegt. Ich fordere es heraus, Neues zu entdecken. SPIEGEL: Kann Tanzen Gewalttätigkeit vorbeugen? Maldoom: Und wie! Wenn Kinder physischen Kontakt nur im Kontext von Gewalt oder Missbrauch kennenlernen, dann erkennen sie in allem nur den Gewaltanteil: beim Sport, beim Boxen, beim Raufen. Wobei Raufen normal ist – für junge Tiere wie junge Menschen. Aber beim Tanz ist es anders: Da gibt es physischen Kontakt ohne kämpferische Absicht. SPIEGEL: Wenn Sie mit einer Gruppe arbeiten, merken Sie, wer eine Opferrolle einnimmt und wer ein Bully, ein herrischer Typ ist? Maldoom: Nach einer Weile schon. Oft ist es das Beste, genau die beiden zusammenzutun. Und zwar mit Hinweis auf die Choreografie: Hey, ihr beiden, stellt euch mal zusammen, arbeitet zusammen. Und wenn es dann rumpelt, frag ich: Was ist das Problem? Wenn sich dann der eine über den anderen beschwert, dann provoziere ich: Warum tust du das? Ich mag diese Art von Verhalten nicht. Beim Tanzen ist das nicht erlaubt. SPIEGEL: Hört es dann auf? Maldoom: Nicht sofort, aber nach einer Zeit. Denn wenn sie zusammenarbeiten, dann wollen sie – wie alle anderen Teams auch – besser sein als die anderen. Und dabei bricht gewöhnlich der Damm. Annette Bruhns, S. 76f N u r zu P rü fz w e c k n ig e n tu m d e s C .C . B u c h n r V e rl a g s | |
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