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Die Zehn Gebote beginnen mit dem Satz, der die Kriterien für Verantwortung lehrt: „Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft , geführt habe“. Bereits das fordert eine Entscheidung: Für Gott – nicht für das goldene Kalb und nicht für den Stier vor der Frankfurter Börse, nicht für den Löwen vor der Bayerischen Landesbank, nicht für irgendeine angeblich alternativlose Ordnung. Ich habe Dich aus Ägypten hinausgeführt, das heißt: 5 10 5 10 15 20 25 30 35 Wissenschaftlicher Hintergrund: Ordoliberalismus und Freiburger Kreis M 3 Freiheit als GrundgedankeM 2 Es war ein verhältnismäßig kleiner Kreis von Persönlichkeiten, die sich in verschiedenen Zusammenhängen und Zusammensetzungen seit 1938 trafen, um über Alternativen zum herrschenden politischen System nachzudenken. In der Regel trafen sie sich in Freiburg, woraus sich auch Namen wie „Freiburger Kreis“ und „Freiburger Kreise“ ergaben. Sie hielten Kontakt zu anderen Gruppen des Widerstands, wurden auch verfolgt, einige von ihnen ver haft et, einige hingerichtet. Sie kamen vor allem aus der Wissenschaft , insbesondere – wie Adolf Lampe, Walter Eucken, Constantin von Dietze und Erwin von Beckrath – aus den Wirtschaft swissenschaft en und leisteten wichtige theoretische Vorarbeiten für das spätere Konzept der „Sozialen Marktwirtschaft “. Ein Nenner, der vielen von ihnen gemein war, war die christliche Verantwortung. Sie setzten Freiheit und Leben aufs Spiel, um die Saat der Vernunft in den Boden der Zukunft zu setzen. Welch ein kostbares Erbe! Die „Freiburger Kreise“ waren die Wiege der Entschlossenheit, auf die Marktwirtschaft zu setzen. Sie wussten auch, dass die Gleichheit der Menschen verlangt, die Ungleichheit ihrer Lebensverhältnisse kritisch zu bewerten und entsprechend – und das hieß „sozial“ – zu begrenzen. Das primäre Mittel dafür sollten Markt und Wettbewerb selbst sein, weil sie den größten Nutzen der Einzelnen in den größten Nutzen der Allgemeinheit verwandelten. Die Politik sollte die Wirtschaft ordnen, nicht aber die Güter verteilen. Da hier der Staat eine Ordnung (lat. „ordo“) für einen aber grundsätzlich freien („liberalen“) Markt setzt, wird dieses Konzept auch als „Ordoliberalismus“ bezeichnet. Hans F. Zacher, Geschichte und Krise der sozialen Marktwirtschaft , aus: Hoff mann, Karl-Heinz /Bayerische Akademie der Wissenschaft en, Akademie 03-2011, S. 33 Gottes Volk soll nicht vergessen, dass es ein Volk befreiter Sklaven ist und bei sich keine „ägyptischen“ Verhältnisse schaff en. Ein Land, in dem es Herren, Besitzende und Freie auf der einen Seite gibt und auf der anderen Seite Knechte, Besitzlose und Ausgebeutete – so ein Land ist nicht das Land des Volkes Gottes. Heribert Prantl, Wir sind viele. Eine Anklage gegen den Finanzkapitalismus, München 2011, S.43 15 Walter Eucken (1891 – 1950): bekanntester Mitbegründer der Freiburger Schule des Ordoliberalismus 79 82002_1_1_2015_062_095_Kapitel3.indd 79 15.05.15 11:06 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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