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43 Gabriele Beyerlein und Herbert Lorenz: Die Sonne bleibt nicht stehen. Eine Erzählung aus der Jungsteinzeit, Würzburg 1998, 166 Seiten Mirtani erlebt dieselbe Situation so: Mirtani hatte schon den ganzen Vormittag im Getreidefeld Unkraut gejätet. Die Wildpfl anzen, die sich immer wieder zwischen dem Weizen ansiedelten, richteten großen Schaden an, sie nahmen dem Getreide Platz und Licht und bei der Ernte mischten sich ihre Samen zwischen die Getreidekörner. Deshalb hatte die Mutter Mirtani zum Unkrautausreißen aufs Feld geschickt. Lurini war ihr wie immer gefolgt. Anfangs hatte sie eifrig geholfen, doch inzwischen war ihr die Arbeit längst zu langweilig geworden und sie baute drüben am Waldrand aus Aststückchen, Rinde und Gras ein kleines Haus. Mirtani sang. Sie war froh, allein am Feld arbeiten zu können. Sie liebte den Geruch des sonnengebräunten Bodens, das Gefühl von Erde und Pfl anzen zwischen ihren Fingern. Am meisten aber liebte sie es, von den Erwachsenen unbeaufsichtigt zu sein. Langsam wurde sie müde und der Rücken begann zu schmerzen. Sie streckte sich. Dann nahm sie die Arbeit wieder auf. Mit dem, was sie bisher geschafft hatte, würde sich die Mutter nicht zufrieden geben. Und die Tante schon gar nicht. Da hörte sie Lurini schreien: „Mirtani! Mirtani, ein Wolf!“ Mirtani ließ den Korb mit Unkraut fallen und rannte los. Sie konnte nicht denken. Sie hatte keine Ahnung, wie sie dem Wolf begegnen sollte. Sie wusste nur eines: Lurini durfte nichts zustoßen. Nicht Lurini, nicht auch noch Lurini! Sie merkte kaum, dass sie schrie. Sie achtete nicht auf die Getreidepfl änzchen, die sie niedertrat. Sie rannte. Doch plötzlich hörte sie die fremde Stimme, eine Stimme mit einer ungewohnt weichen und dunkeltönenden Klangfarbe: „Nicht rennen! Bleib stehen! So bleib doch stehen, sonst greift er dich an!“ Wie von einer unsichtbaren Hand gestoppt, hielt sie an und drehte sich um. Da sah sie den Jungen aus dem Haselgebüsch hervorstürzen und einen Stein nach dem Wolf werfen, dem Wolf gegenüberstehen und den Wolf vertreiben. […] Jung und groß war er, schlank und doch stark, und seine Bewegungen waren von einer Gewandtheit und Geschmeidigkeit, wie sie nur Tiere haben, nicht Menschen. Alles war ungewöhnlich an ihm. Sein dunkles Haar hing lang und glatt herab, über die Schultern hatte er einen großen Fellbeutel geworfen, sonst war er nackt bis auf einen Lendenschurz aus Leder. Jetzt sah er sie an und kam langsam auf sie zu. Da drehte sie sich um und rannte davon. Wie geht es weiter? Nach dieser ersten Begegnung sehen Dilgo und Mirtani sich wieder und erleben gemeinsam ihre erste Jugendliebe. Doch es ist nicht einfach für die beiden, denn sie haben eine ganz unterschiedliche Lebensweise. Während Dilgo nur ein Leben der Altsteinzeit kennt, gehört Mirtani zu den ersten Menschen der Jungsteinzeit. Wie geht es weiter? N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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