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folgt worden war. Rasch glitten die Freunde durch die Tür. Der junge Mann verriegelte sie. […] „Puh, das war knapp!“, sagte der junge Mann im Flur seines Hauses. […] „Ich danke euch vielmals. Ihr habt mir das Leben gerettet!“, ergänzte der junge Mann. „Ich heiße übrigens Iti.“ […] Auf Itis Frage nach ihrer Herkunft erzählte Julian die Geschichte, die er immer bei solchen Fragen erzählte: Kim, Leon und er seien Waisen und hofften auf Arbeit in der großen Stadt Theben. Und Kija, die Katze, gehöre einfach zu ihnen. „Ihr könnt gerne erst einmal hier bleiben”, bot Iti an. „Zum Dank, dass ihr mir geholfen habt. Morgen sehen wir dann weiter. Vielleicht findet ihr irgendwo Arbeit.“ Er führte seine Gäste vom Flur ins angrenzende Zimmer. Es hatte nur ein schmales, rechteckiges Fenster kurz unterhalb der Decke, sodass der Raum in angenehmes Halbdunkel getaucht war. Drei kleine Stühle, ein niedriger Tisch, ein paar Krüge und eine Pritsche: Das war die gesamte Einrichtung. Vom Wohnund Schlafraum konnte man in zwei weitere Räume blicken. Einer davon war die Küche. Darin verschwand Iti für einen Moment und kam mit einem Krug Irtet zu ihnen zurück. Den Freunden schmeckte die Ziegenmilch hervorragend. Jetzt erst bemerkten sie, wie durstig sie waren. „Warum hat dich der große Kerl eigentlich verfolgt?”, fragte Leon, während er sich den Mund mit dem Handrücken abwischte. Iti hob die schmalen Schultern. „Och, eigentlich war nichts Besonderes. Wir haben nur gespielt. Und der dicke Kaaper hat behauptet, dass ich geschummelt hätte.“ Leon hatte das Gefühl, dass das nicht die ganze Wahrheit war. […] „Hast du ihn betrogen?“, fragte Kim, während sie ihre Trinkschale mit Milch vor Kija auf den Boden stellte. Iti sah zur Decke. „Sagen wir es mal so: Ich habe meinem Glück ein wenig nachgeholfen. Und irgendwie muss das Kaaper gemerkt haben. Aber die Gefahr ist ja vorerst gebannt. Habt ihr auch Hunger?“ Die Freunde nickten. Offenbar erleichtert, das Thema erfolgreich gewechselt zu haben, ging Iti erneut in die Küche. Diesmal brachte er Granatäpfel, Feigen und eine Melone mit. Während sie aßen, erzählte Iti, dass er am Hof des Pharao arbeite. „Heute habe ich frei, aber sonst bin ich jeden Tag im Palast. Ich komme dem großen Falkengott sogar sehr nahe“, erzählte Iti stolz. „Ich darf den großen Pharao Tutanchamun massieren! Dafür verwende ich natürlich nur die feinsten Kräuteröle.“ Iti senkte die Stimme und klang mit einem Mal traurig. „Unser geliebter Pharao hat oft schlimme Schmerzen im Rücken. Er kann den Kopf nicht richtig drehen. Irgendetwas stimmt mit seiner Wirbelsäule nicht. Aber ich gebe mir immer größte Mühe, die Schmerzen zu lindern. Doch häufig scheint es umsonst zu sein. Unser Pharao hat viel Pech. Manchmal kommt es mir so vor, als läge ein Fluch auf ihm und seiner wunderschönen Frau Anchesen amun.“ „Ein Fluch?“ Julian war hellhörig geworden. „Ja“, führte Iti aus. „Anchesenamun hat noch keine lebenden Kinder geboren. Sie ist todunglücklich darüber. Mein Herr lässt sich nichts anmerken, aber ich sehe ihm an, dass auch er sehr traurig ist. Und dann auch noch diese ständigen Rückenschmerzen! Ja, ich glaube, auf ihm und seiner Familie lastet ein Fluch. Seth steckt hinter allem!“ Kim und Leon warfen Julian einen fragenden Blick zu. Seth? Wer war das nun wieder? Julian gab den Freunden mit den Augen zu verstehen, dass sie schweigen sollten. Er wusste sehr wohl, wer Seth war. Er hatte es in einem Ägypten-Buch gelesen. Wenn etwas die Ägypter in große Angst versetzte, war es Seth. Er war der ägyptische Gott des Umsturzes und des Unheils, der Herrscher über das Böse. Auch wenn Julian sich sagte, dass Iti nur abergläubisch war, ein kleiner Zweifel nagte doch an ihm, ob an der Geschichte vom göttlichen Fluch nicht doch etwas dran sein könnte … Fabian Lenk: Geheimnis um Tutan chamun. Ein Krimi aus dem alten Ägypten (Die Zeitdetektive 5), Ravensburg 2006, 146 Seiten Das Buch enthält zahlreiche Illustrationen, ein Glossar und Hintergrundinformationen zur Person Tutanchamuns. Wie geht es weiter? Ob wirklich ein Fluch auf Tutanchamun lastet, bleibt ungewiss. Sicher ist, dass der Pharao schon am nächsten Tag tot auf der Massageliege aufgefunden wird. Iti wird verdächtigt und festgenommen. Natürlich wollen die Zeitdetektive Iti helfen, doch wird es ihnen gelingen, den wahren Täter zu ermitteln? Weitere Abenteuer von Kim, Leon, Julian und Kija fi ndest du in der Reihe „Die Zeitdetektive“. 69 Seth: Gott des Bösen, des Umsturzes, des Chaos; Feind von Horus und Osiris. Seth wurde zumeist als Fantasietier mit eckigen Ohren und einer langen Nase dargestellt, das an eine Mischung aus einem Esel und einem Windhund erinnert. Lesetipp: Maja Nielsen: Tutanchamun – Das vergessene Königsgrab, Hildesheim 2006 (Illustriertes Sachbuch über die Entdeckung des Grabes) N u r zu P rü fz w c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u h e r V e rl a g s | |
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