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107 Q2 Begegnung mit den Ureinwohnern Kolumbus schrieb Erlebnisse seiner ersten Entdeckungsreise 1492/93 in sein Bordbuch. Das Buch ist im Original nicht erhalten. Teile wurden von seinem Sohn veröffentlicht. Die Version, aus der der folgende Text stammt, ist eine Rekonstruktion. Über die erste Begegnung mit den amerikanischen Ureinwohnern heißt es darin: 12. Oktober. Ich kniete nieder, als ich festen Boden unter den Füßen hatte, und dankte Gott, indem ich die Erde küsste. Dann entfaltete ich das königliche Banner und rief die beiden Beamten der Krone zu Zeugen an, dass ich im Namen des Königs und der Königin von Spanien von der Insel Besitz ergriff. Die Eingeborenen, glaube ich, sehen mich für einen Gott und die Schiffe für Ungeheuer an. Ich überwand ihre Scheu und Angst, indem ich Halsketten und rote Kappen an sie verteilen ließ. Bald wagten sie es, heranzukommen und uns vorsichtig zu berühren. Vor allem unsere Bärte versetzten sie in maßloses Erstaunen. Ihr Anblick ist für uns überraschend, denn sie unterscheiden sich von allen Menschenrassen, die wir bisher gesehen haben. Sie gehen umher, wie Gott sie geschaffen hat, Männer sowohl als Frauen, und bemalen ihre schön geformten Körper mit grellen Farben. Ihre Haut ist von rötlich-gelber Farbe, ihr Haar tiefschwarz und glatt – nicht kraus wie das der afrikanischen Völker. Auffallend ist, dass sie alle jung sind. Sie sind ohne Zweifel gutmütig und sanft. Ihre einzigen Waffen sind Lanzen mit einer Spitze aus Stein oder dem Knochen eines Fisches. Das Eisen kennen sie nicht. Auch mit unseren Schwertern wussten sie nichts anzufangen. Ich glaube, man könnte sie leicht zum Christentum bekehren, denn mir schien, dass sie keiner Sekte angehörten. 13. Oktober. Die Angst der Indianer vor unseren Schiffen scheint geschwunden zu sein. Sie brachten uns als Geschenke Papageien, aus Baumwolle verfertigtes Garn und eine Art Brot mit, das sie aus einer Wurzel zubereiten, die den Namen Yuka trägt. An unseren Geschenken hatten sie viel Freude. Sie scheinen zu glauben, dass alles, was aus unseren Händen kommt, überirdische Kraft besitzt. Ich bemerkte, dass sich manche Indianer die Nase durchlöchern und in die so entstandene Öffnung ein Stück Gold gesteckt haben. Sie tauschen das Gold, das sie offenbar für wertlos ansehen, gern gegen Glasperlen ein, doch verbot ich diesen Tauschhandel sofort. Das Gold gehört der Krone1 allein! Ich fragte die Eingeborenen, woher das Gold stamme, und erfuhr, dass es auf ihrer Insel gefunden werde, in geringen Mengen nur. Aber im Süden gebe es ein Reich, wo ein König aus Gefäßen von purem Gold esse und trinke. Ich fragte weiter, ob dieses Reich Cipango2 heiße, doch verstanden sie mich nicht. Dennoch gibt es für mich keinen Zweifel mehr: Der König ist derselbe, dessen prächtige Stadt Marco Polo beschrieben hat. Nach: Robert Grün (Hrsg.): Das Bordbuch des Christoph Columbus, Stuttgart 1983, S. 96-98 1 Gemeint ist der König von Spanien. 2 Cipango: Japan. Kolumbus dachte, er sei wie Marco Polo in Asien gelandet. 1. Berechne den Abstand zwischen Asien und Europa auf der Karte von Toscanelli (M1) in Kilometern und vergleiche mit dem tatsächlichen (12 500 km). Erläutere, was dies für Kolumbus’ Planung bedeutete. 2. Erkläre, warum Kolumbus vermutete, in Japan gelandet zu sein (M1 und Q2). 3. Prüfe, ob der Bericht in Q2 mit dem Bild Q3 übereinstimmt. Welche der beiden Quellen ist glaubwürdiger? Begründe. 4. Stelle gegenüber, was die Indianer und was die Spanier für wertvoll bzw. wertlos hielten. 5. Diskutiert, wodurch der Wert einer Sache entsteht. Beurteilt dabei auch den Tausch in Q2. Q3 Kolumbus landet auf der Insel Guanahani (San Salvador) Kupferstich von 1594. Das Bild stammt aus einem Reisebericht, den ein Ver leger über 100 Jahre nach Kolum bus’ Landung veröffentlichte. Das Bild zeigt mehrere Szenen, die sich in Wirklichkeit nach einander ereigneten. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 Lesetipps: Armin Maiwald/Dieter Saldeck/ Peter Brandt: Christoph Columbus und das Wachsen der Welt, Würzburg 2006 Christa-Maria Zimmermann: Das Gold des Columbus, München 2006 (Abenteuerroman über zwei junge, sehr unterschiedliche Männer. Beide schließen sich der vierten Entdeckungsfahrt des Admirals Kolumbus an.) N u r zu P rü fz w e c e n E i e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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