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109 Q2 Empfang durch den Aztekenkönig Der Franziskanermönch Bernardino de Sahagún (1499-1590) begann 1540 als erster damit, Zeugenberichte der mexikanischen Bevölkerung aufzuzeichnen und in einem Buch zu veröffentlichen. Hier folgen Auszüge aus zwei Kapiteln daraus: IM SIEBZEHNTEN KAPITEL wird erzählt, wie die Spanier den König Moctezuma1 beim Eintritt in den Palast begleiteten, und was dort geschah. Und nachdem man am Palast angelangt und hineingegangen war, ergriffen sie ihn, behielten ihn in Gewahrsam und unter Aufsicht. Aber die anderen entkamen. Und danach wurden alle Geschütze abgefeuert. Alles lief durcheinander, nach der einen und nach der anderen Seite, alles Volk geriet in Verwirrung. Und nachdem sie an dem Schatzhause, das Teocalco genannt wird, angelangt waren, wurde alles Glänzende hervorgeholt. Danach wurde das Gold abgelöst, das an den Schilden befestigt war, und an allen den Abzeichen. Und nachdem alles Gold abgelöst war, zündeten sie alle die verschiedenen Kostbarkeiten an, steckten sie in Brand; alles verbrannte. Und das Gold schmolzen die Spanier in Barren, und die grünen Edelsteine, so viel ihnen gefi elen, nahmen sie an sich, und die anderen Edelsteine stahlen die Tlaxkalteken2. Und sie gingen überall hin, stöberten alles durch, überall an allen Orten, wo etwas verborgen war, in den Schatzhäusern, in den Lagerhäusern. Sie nahmen alles, was sie fanden, was ihnen gefi el. IM ZWANZIGSTEN KAPITEL wird erzählt, wie die Spanier die Mexikaner töteten und ermordeten, die dem Huitzilopochtli3 ein Fest feierten, an dem Orte, der „Tanzplatz des Gottes“ genannt wird. Und während man tanzte, im Reigentanz sang, kamen die Spanier heraus, zum Kriege gerüstet. Sie verschlossen überall die Ausgänge und Eingänge, die Adlerpforte, am kleinen Palast. Und danach treten die Mörder in den Tempelhof ein, darauf umringen sie die Tanzenden. Viele durchbohren sie mit der Eisenlanze und erschlagen sie mit dem Eisenschwert. Einige flüchteten sich in die Priesterhäuser, retteten sich dorthin. Und einige retteten sich zwischen die Toten, versteckten sich zwischen den Toten, stellten sich tot, konnten sich retten. Nach: Emir Rodriguez Monegal (Hrsg.): Die Neue Welt. Chroniken Lateinamerikas von Kolumbus bis zu den Unabhängigkeitskriegen, Frankfurt am Main 1982, S. 153, 161 f. (gekürzt und sprachlich leicht überarbeitet; aztekische Namen sind an die gängige Schreibweise angepasst) 1 Moctezuma II. herrschte von 1502 bis zu seinem Tod 1520 über das Aztekenreich. 2 Tlaxkalteken: einheimisches Volk, das von den Azteken nicht besiegt worden war und das sich mit den Spaniern verbündete 3 Bei den Azteken galt die Sonne als Urspung für alles Leben. Deshalb wurde von ihnen der Sonnengott Huitzilopochtli besonders verehrt. 1. Beschreibe das Stadtbild von Tenochtitlán (Q1). Woran kannst du erkennen, dass die Darstellung von einem Europäer gezeichnet wurde, der die Stadt nicht kannte? 2. Beschreibe, wie die Spanier und Azteken in Q3 bis Q5 dargestellt werden. 3. Fasse zusammen, wie die Spanier in (Q2) beschrieben werden. 4. Erzähle, wie die Spanier den Palast Moctezumas und das Aztekenreich erobern konnten, obwohl sie in der Minderheit waren. 5. Überlege, warum es die Spanier als gerechtfertigt betrachteten, die Indianer zu berauben und gewaltsam zum christlichen Glauben zu bekehren. Erkläre, warum es heute als Unrecht gilt. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Q3-5 Auf dem Weg nach Tenochtitlán Die Bilder stammen aus einem indianischen Geschichtswerk, das nur aus Bildern besteht – dem Lienzo de Tlaxcala. Sie wurden vor 1560 aufgezeichnet. Auf dem ersten Bild übergeben die Bewohner der Stadt Xaltelolco Cortés Tribute. Daneben wird die Stadt Michoacan erobert. Auf dem letzten Bild wird Cortés vom Aztekenkönig Moctezuma empfangen. Auf Q3 und Q5 ist auch die tlaxkaltekische Sklavin von Cortés als Übersetzerin zu sehen. Lesetipps: Peter Ackroyd: Geschichte der Welt. Inka, Maya und Azteken, München 2005 (informatives Sachbuch) GEOlino Extra 26/2011 (aufwändig illustrierte Zeitschrift über die mittelund südamerikanischen Kulturen) Neil Morris: Mayas, Azteken, Inkas, Nürnberg 2003 (Das informative Sachbuch gibt anhand von vielen archäologischen Funden einen guten Einblick in das Leben der Menschen.) N u r zu P rü fz w c k e n E ig e tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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