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111 Q2 Die Sitten der „Neuen Welt“ Amerigo Vespucci schreibt 1503 in seinem Reise bericht: Sie schlachten ihre Gefangenen ab, und die Sieger verspeisen die Besiegten; denn Menschenfl eisch ist bei ihnen eine ganz gewöhnliche Nahrung. Man kann das umso eher glauben, als ich gesehen habe, wie ein Mann seine Kinder und seine Frau auffraß. Ich kannte einen Mann, von dem man allgemein annahm, er habe dreihundert Menschen aufgefressen. Einmal war ich siebenundzwanzig Tage lang in einer Stadt, wo Menschenfleisch an den Häusern hing, genauso wie bei uns das Fleisch beim Metzger ausgestellt ist. Ihre Waffen sind Bogen und Pfeile, und wenn sie in den Kampf ziehen, dann schützen sie sich nirgends an ihrem Körper; darin sind sie wie die Tiere. Sie leben hundertfünfzig Jahre und sind selten krank. Wenn sie von einer Krankheit befallen werden, heilen sie sich mit den Wurzeln verschiedener Kräuter. Das sind die bemerkenswertesten Dinge, die ich von ihnen weiß. Nach: Emir Rodriguez Monegal (Hrsg.): Chroniken Lateinamerikas von Kolumbus bis zu den Unabhängigkeitskriegen, Frankfurt am Main 31992, S. 86 (gekürzt) Q3 Geistliche setzen sich für die Indios ein 1511 berichtet der Mönch Bartolomé de Las Casas: Als nun die Mönche lange Zeit hindurch sahen, was die Spanier den Indios zufügten, wie wenig sie sich um deren leibliches und seelisches Wohl kümmerten und wie groß die Unschuld, die nicht geachtete Geduld und Sanftmut der Indios war, begannen sie miteinander über dieses schändliche und unerhört schreiende Unrecht zu reden. Sie fragten sich: „Sind das nicht Menschen? Muss man nicht an ihnen das Gebot der Liebe und Gerechtigkeit erfüllen? Sind wir nicht verpfl ichtet, ihnen das Gesetz Christi zu predigen und mit aller Kraft an ihrer Bekehrung zu arbeiten? Schließlich wurden sie nach gründlicher Beratung einig, öffentlich in der Predigt von den Kanzeln zu verkündigen: Diejenigen unserer Landsleute, die diese Menschen in ihrer Gewalt hatten und unterdrückten, befänden sich im Stande der Sünde; sie würden, wenn sie darin stürben, am Ende für ihre Unmenschlichkeit und Habsucht ihren Lohn empfangen. Nach: Hans-Joachim König/Michael Riekenberg/Stefan Rinke: Die Eroberung einer neuen Welt. Präkolumbische Kulturen, europäische Eroberung, Kolonialherrschaft in Amerika, Schwalbach/Ts. 2005, S. 145-147 (gekürzt) Q4 Goldschmuck aus Südamerika vor 1500 Da die Eroberer fast alle Goldfunde ein schmelzen ließen, ist von den Schmuck arbeiten der früheren amerikanischen Kulturen kaum etwas erhalten geblieben. 1. Liste die Entdeckungsfahrten in ihrer zeitlichen Reihenfolge auf (Karte auf S. 102/103). Notiere zu jedem Entdeckungsfahrer Ausgangspunkt und Ziel seiner Fahrt sowie die Küsten, an denen er vorbeisegelte. 2. Es gab tatsächlich in einigen Gegenden Südamerikas Kannibalen. Diese Menschen glaubten, sich dadurch die Kräfte des Gegners einverleiben zu können. Vespucci übertreibt aber in seinem Bericht (Q2). Schätze ein,welche Meinung die Leser in Europa von den Indios dadurch bekamen. 3. Erkläre, warum Bartolomé de Las Casas die Ureinwohner so beurteilte und warum er bei den Spaniern auf Unverständnis stieß (Q3). 4. Papst Johannes Paul II. hat sich 1992 bei den Ureinwohnern für die Verbrechen der europäischen Christen entschuldigt. Überlege, warum die Entschuldigung für die Nachkommen der Ureinwohner wichtig ist, auch wenn sie das begangene Unrecht nicht ungeschehen macht. 5. Im Zentrum von Mexico City gibt es heute den „Platz der Drei Kulturen“. Schau ihn dir im Internet an. Erkläre, wie er gestaltet ist und was er bedeutet. 5 10 15 20 5 10 15 20 N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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