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137 Q2 Kriegsübungen spielend beigebracht Friedrichs Vater schreibt 1718 eine Anweisung an die beiden Hofbeamte, die für die Erziehung seines Sohnes zuständig waren: Besonders muss Mein Sohn von der Allmacht Gottes infor miert werden, dass ihm allezeit eine heilige Furcht und Verehrung vor Gott beiwohne; denn dies ist das einzige Mittel, die von menschlichen Gesetzen und Strafen befreite souveräne Macht in den Schranken zu halten. Von Opern, Komödien und andern weltlichen Eitelkeiten [ist er] abzuhalten. Die Rechenkunst, Mathe matik, Artillerie, Ökonomie muss er von Grund auf erlernen; die alte Geschichte kann ihm nur oberfl ächlich, diejenige aber von unsern Zeiten und von 150 Jahren her muss ihm aufs Genaueste beigebracht werden. Die Geografi e und, was in jedem Lande bemerkenswert [ist], muss er vollkommen können, vor allem aber muss Meinem Sohne die Geschichte seines Hauses sorgfältig beigebracht werden. Ganz besonders müssen Sie Mei nem Sohne die wahre Liebe zum Soldatenstande einprägen und ihn lehren, dass nichts in der Welt einem Prinzen so sehr Ruhm und Ehre zu geben vermag wie der Degen. Der Oberhofmeister hat auch dafür zu sorgen, dass dem Prinzen die Kriegsübungen spielend in den Erholungsstunden beigebracht werden. Ferner haben beide auf die Gesundheit Meines Sohnes sorgfältig achtzugeben. Sie müssen ihn aber auch nicht bei Leib und Leben verzärteln, oder gar zu weichlich gewöhnen. Nach: Gottfried Guggenbühl: Quellen zur Geschichte der Neueren Zeit, Zürich 41976, S. 279-281 Q3 Ein „aufgeklärter“ junger König Herzog Carl Eugen von Württemberg wurde am Berliner Hof erzogen. Als er 1744 die Regierung übernimmt, schreibt ihm König Friedrich II.: Denken Sie nicht, das württembergische Land sei für Sie da, sondern glauben Sie, dass die Vorsehung Sie auf die Welt gesetzt hat, um jenes Volk zu beglücken. Ziehen Sie dessen Wohlfahrt Ihren Vergnügungen vor, und wenn Sie in Ihrem zarten Alter Ihre Wünsche dem Wohl Ihrer Untertanen aufopfern, so werden Sie nicht bloß von diesen geliebt, sondern von aller Welt bewundert werden. Familie Schröder (Hrsg.): Friedrich der Große in seinen Schriften, Bd. 1, Leipzig 1875, S. 21 Q4 Der erste Diener des Staates In seinem „Politischen Testament“ fasst Friedrich seine Idee vom Herrschen zusammen: Der Herrscher ist nicht zu seinem hohen Rang erhoben, damit er in Verweichlichung dahinlebe und sich vom Mark des Volkes mäste. Der Herrscher ist der erste Diener des Staates. Er wird gut besoldet, damit er die Würde seiner Stellung aufrechterhalte. Man fordert aber von ihm, dass er für das Wohl des Staates arbeite und wenigstens die Hauptgeschäfte mit Sorgfalt leite. Nach: Helmut Neuhaus (Hrsg.): Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung, Bd. 5, Zeitalter des Absolutismus 1648-1789, Stuttgart 2006, S. 210 1. Gib wieder, was Friedrichs Vater bei der Erziehung seines Sohnes wichtig ist und warum (Q2). 2. Nenne die Charaktereigenschaften, die Friedrich selbst wichtig sind (Q3, Q4 und Verfassertext). 3. Stelle die Unterschiede zwischen dem „aufgeklärten Absolutismus“ Preußens und dem französischen Absolutismus Ludwigs XIV. zusammen. 4. Beurteile, ob die Begriffe „Aufklärung“ und „Absolutismus“ überhaupt zusammenpassen. 5. Erkläre, welches grundsätzliche Problem die Legende vom Müller von Sanssouci (Q1) offenlegt. Q5 Strafen in der Armee Kupferstich von Daniel Chodowiecki, 1769-1774. Soldaten haben von der „Aufklärung“ ihres Königs wenig gespürt. In der Armee waren noch immer grausame Körperstrafen üblich. Beim „Spießrutenlaufen“ musste der Soldat durch eine Gasse gehen, die von seinen Kameraden gebildet wurde. Alle mussten mit Ruten auf den Verurteilten einschlagen. Wer nicht fest genug zuschlug, wurde selbst bestraft. Beim „Stäupen“ wurde der Verurteilte mit einem Reisigbündel geprügelt. 5 10 15 20 25 30 5 5 N u r zu P ü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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