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223 1. Erkläre, warum es bis 1850 ein Überangebot an Arbeitskräften gab. (siehe dazu auch S. 216 und 218) 2. Beurteile, welche Unterschiede für Kinder Heimarbeit (Q2) und die Arbeit in Fabriken und Bergwerken (Q1, Q3, Verfassertext) bedeutete. 3. Untersucht in Partnerarbeit die Bittschrift Q4. Fasst dabei alle Begründungen zusammen, welche die Verfasser für Frauenund Kinderarbeit anführen. 4. Kinderarbeit wurde von einem Großteil der Bevölkerung befürwortet. Ein Zitat lautete: „Was ist humaner, die Kinder betteln gehen zu lassen oder sie arbeiten zu lassen?“. Widerlege dieses Argument. 5. Nimm die Perspektive eines Reichstagsabgeordneten ein. Formuliere dann ein Antwortschreiben an die Wiesbadener Unternehmer (Q4). Dieser Abgeordnete setzt sich für die Einschränkung der Kinderund Frauenarbeit ein. 6. Informiere dich über die heutigen gesetzlichen Vorschriften zur Kinderarbeit und die Begründungen dafür. 7. Perspektivübernahme: Entwickelt ausgehend von Q3 ein Rollenspiel, das die Plädoyers der Anklage und der Verteidigung enthält. Lesetipp: Els Pelgrom: Umsonst geht nur die Sonne auf: Eine Erzählung über Kinderarbeit vor 100 Jahren, München 1990 (Leicht zu lesender Roman um ein junges Mädchen, das allein in die Stadt ziehen muss, um dort als Dienstmädchen zu arbeiten) Q3 Schutz von Kindern Aus der Urteilsbegründung des Amtsgerichtes Wiesbaden gegen den Glasfabrikinspektor Josef Fritz zu Biebrich vom 23. Juni 1877 wegen Verstoßes gegen die Gewerbeordnung durch Beschäftigung jugendlicher Arbeiter: Nach den fast übereinstimmenden Angaben dieser Kinder hatten dieselben, einschließlich der unter 12 Jahren, damals im Allgemeinen täglich im Durchschnitt eine Arbeitszeit von 12 Stunden, und zwar 10 Stunden zum Abtragen der noch glühenden Flaschen zum Kühlofen und 2 Stunden zum Ausleeren der Kühlöfen, welche letztere dann noch eine Temperatur von 40 Grad haben. Von den sechs Kindern unter 12 Jahren schienen vier fast täglich ihre 12-stündige Schicht gearbeitet zu haben, wobei drei die Schule wenig oder nicht besuchten. Die Arbeitspausen betrugen für sie eine Viertelstunde für Frühstück und je eine halbe Stunde für Mittagessen. Nur acht von den einundzwanzig Kindern hätten ein gesundes, ziemlich kräftiges Aussehen gehabt, die übrigen dreizehn hätten einen schwächlichen Körperbau und ein blutarmes, unterernährtes Äußeres gezeigt, einzelne mit den typischen Anzeichen von Brustleiden. Nach: HStAW 405/3655, fol. 49-53, zitiert nach: Klaus Eiler (Hrsg.): Hessen im Zeitalter der Industriellen Revolution, Frankfurt am Main 1984, S. 292 f. Q4 Für Frauenund Kinderarbeit Auszug aus einer Bittschrift von Kaufl euten, Gewerbetreibenden und Unternehmern aus Wiesbaden an den Reichstag in Berlin im Jahr 1885: Das Verbot der Arbeit an Sonnund Feiertagen, die weitere Einschränkung der Frauen und Kinderarbeit, das Verbot der Beschäftigung weiblicher Personen an Sonnund Feiertagen und zur Nachtzeit, sowie die Einführung einer Maximalarbeitszeit würden unsere Exportindustrie stark einschränken. Es ist eine alte Erfahrung, dass die weibliche Arbeit in einzelnen Industriezweigen derjenigen der Männer weit überlegen und geradezu unentbehrlich ist. Selbst bei einer großen Familie trägt die Frau durch Arbeit zum Verdienst bei. Ihr bleibt dabei trotzdem die erforderliche Zeit, sich ihren häuslichen Verpfl ichtungen in ausreichendem Maße zu widmen. Die Bestimmung, dass Kinder unter 12 Jahren überhaupt in Fabriken nicht beschäftigt werden dürfen, sowie die weitere, dass die Beschäftigung von Kindern unter 14 Jahren die Dauer von 6 Stunden täglich nicht überschreiten darf, belastet einzelne Industriezweige stark. Die Kinder werden namentlich auf dem Lande schon mit 13 oder 13 1/2 Jahren aus der Schule entlassen. Es kann wohl nicht bestritten werden, dass beschäftigungsloses Herumtreiben solcher Kinder in der Zwischenzeit – von der Entlassung aus der Schule bis zur Erreichung des 14. Jahres – zu nichts Gutem führen kann, zumal bei der meist mangelnden elterlichen Aufsicht. Vielmehr entstehen in dieser Zeit der Beschäftigungslosigkeit oft schlimme Neigungen und böse Gewohnheiten. Dagegen werden die jungen Menschen bei regelmäßiger Beschäftigung nach der Entlassung aus der Schule an Zucht und Ordnung gewöhnt. Sie erlernen dadurch auch die Arbeit williger und frühzeitiger. Nach: Jahresbericht der Handelskammer Wiesbaden für 1884, Wiesbaden 1885, S. 13-20, zitiert nach: Alltag, Kultur und große Politik. Wiesbadener Stadtgeschichte in Quellen und Kommentaren, Heft 1, hrsg. v. Hess. Institut für Lehrerfortbildung Außenstelle Wiesbaden, Fuldatal/Wiesbaden April 1996, S. 120 f. 5 10 15 20 25 30 35 5 10 15 20 N u r zu P rü fz w c k n E ig n tu m d e s C .C . B u c h n r V e rl a g s | |
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