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269 Q2 Wie soll auf das Attentat reagiert werden? Tschirschky, der deutsche Botschafter in Wien, schreibt am 30. Juni 1914 über das Attentat und seine möglichen Folgen nach Berlin: Die Sache sei wohl so durchdacht worden, dass man absichtlich ganz jugendliche Leute zur Ausführung des Verbrechens ausgesucht habe, gegen die nur mildere Strafe verhängt werden könnten. [...] Hier höre ich bei ernsten Leuten vielfach den Wunsch, es müsse einmal gründlich mit den Serben abgerechnet werden. Man müsse den Serben zunächst eine Reihe von Forderungen stellen und, falls sie diese nicht annehmen, energisch vorgehen. Ich benutze jeden solchen Anlass, um ruhig, aber sehr nachdrücklich und ernst vor übereilten Schritten zu warnen. Vor allem müsse man sich erst klar werden, was man wolle, denn ich hörte bisher nur ganz unklare Gefühlsäußerungen. Dann solle man die Chance irgendeiner Aktion sorgfältig erwägen und sich vor Augen halten, dass Österreich-Ungarn nicht allein in der Welt stehe, dass es Pfl icht sei, neben der Rücksicht auf seine Bundesgenossen1 die europäische Gesamtlage in Rechnung zu ziehen. Erwin Hölzle: Quellen zur Entstehung des Ersten Weltkrieges. Internationale Dokumente 1901-1914, Darmstadt 1995, S. 292 f. 1 Bundesgenossen: Bündnispartner Q3 „Lauheit“ Der österreichisch-ungarische Gesandte im Deutschen Reich Ladislaus von SzögyényMarich. schreibt an den österreichischen Außenminister Leopold Graf Berthold: Im Auswärtigen Amt [= Außenministerium] wurde mir erzählt, dass man aus einem Bericht Herrn von Tschirschkys ersehen habe, dass derselbe mit einer gewissen „Lauheit“ gegenüber Euer Exzellenz aufgetreten sei. Man habe ihm darauf von hier aus einen Verweis erteilt. Gleichzeitig wurde mir im Auswärtigen Amt der Wunsch geäußert, dass von Wien aus in der ausländischen, insbesondere englischen Presse bereits jetzt Stimmung gegen Serbien gemacht werde. Erwin Hölzle: Quellen zur Entstehung des Ersten Weltkrieges. Internationale Dokumente 1901-1914, a. a. O., S. 335 5 10 15 20 5 10 Handschriftliche Anmerkungen Kaiser Wilhelms II.: hoffentlich nicht jetzt oder nie wer hat ihn dazu ermächtigt? das ist sehr dumm! geht ihn gar nichts an, da es lediglich Österreichs Sache ist, was es hierauf zu tun gedenkt. Nachher heißt es dann, wenn es schief geht, Deutschland hat nicht gewollt! Tschirschky soll den Unsinn gefälligst lassen! Mit den Serben muss aufgeräumt werden und zwar bald! Versteht sicht alles von selbst. Und sind Binsenweisheiten. Q4 Abschied Foto von Anfang August 1914. Das Bild wurde damals in vielen Zeitungen veröffentlicht. Es zeigt den Kavalleristen Ludwig Börnstein, der sich von Fritz und Emma Schlesinger verabschiedet. Alle drei gehörten zur jüdischen Minderheit in Deutschland. 1. Vergleicht die Haltungen Tschirschkys, Wilhelms II. und SzögyényMarichs (Q2 und Q3). 2. Fällt ein Urteil über (Teil-)Schuld oder Unschuld des Deutschen Reiches am Ausbruch des Krieges. 3. Beschreibe, welche Wirkung das Titelbild Q1 auf dich macht. 4. Formuliert Schlagzeilen, erstens aggressive, mit der die Stimmung gegen Serbien angefacht werden konnte; zweitens sachliche, die der Beruhigung dienten. 5. Hat deine Lokalzeitung ein Archiv, das du benutzen darfst? Wenn ja, suche dort die Ausgabe der Zeitung zum Attentat vom 28. Juli 1914 heraus und erbitte eine Kopie. Vergleiche mit Q1. 6. Überlege, warum das Foto Q4 oft veröffentlicht wurde. N u r zu P rü fz e c k e n E ig n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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