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273 Q2 Ein letzter Brief aus Verdun Postkarten, Briefe und Päckchen, die von der Deutschen Feldpost befördert werden, sind die einzige Verbindung zwischen den Soldaten an der Front und deren Angehörigen. Der 20-jährige Heinz Pohlmann schreibt am 25. Mai 1916 an seine Eltern. Eine Woche später fällt er in Verdun. Wenn ihr diese Nachricht von mir erhaltet, dann ist wohl herbes Leid über Euch gekommen, denn dann bin ich nicht mehr in dieser Welt. Ich kann es verstehen, aber um eins bitte ich Euch: Beklagt mich nicht. Trauert um mich, aber seid ruhig und gefasst; zeigt, dass ihr Deutsche seid, die das Leid tragen können. Deutsche Eltern, die das Wertvollste, was sie besitzen, hingeben für das Wertvollste, unser herrliches Vaterland. Denn trotz aller trüben Erfahrungen und Nachrichten glaube ich doch an eine Zukunft. Für das neue, größere, bessere Vaterland gebe ich gern mein junges Leben. Ich gehe ganz gefasst in den Kampf und zittere nicht, dem Tod ins Angesicht zu blicken, denn ich fühle mich geborgen in Gottes Hand. Lebenszeichen. Feldpostbriefe erzählen, hrsg. vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Landesverband Bayern, Pädagogische Handreichung von Christof Beitz, München 2003, S. 13 Q3 Der Boden um Verdun Conrad von Goßler, der Kommandierende General einer Reserveeinheit, schreibt in seinen Erinnerungen, die 1919 veröffentlicht werden: Der Boden um Verdun löste sich durch langen Regen an vielen Stellen vollständig auf, die Erde wurde locker wie fl üssige Seife; die Gräben fielen zusammen, bis an die Knie sanken die Mannschaften ein, häufi g noch tiefer. Ich selbst wäre einmal rettungslos im Schlamm erstickt, wenn mich nicht Mannschaften mit Holzlatten herausgewuchtet hätten. Man setzt sich lieber den feindlichen Geschossen aus, als sich durch den Morast durchzuarbeiten. Wer nicht Offi ziere und Mannschaften gesehen hat, wie sie bei Regenwetter bis zum Kopf vor Schmutz starrten, kann sich von diesem Zustande keinen Begriff machen. Conrad von Goßler: Erinnerungen an den Großen Krieg, Breslau 1919, S. 38 Q4 Brief eines deutschen Soldaten Richard Schmieder, geb. 1888, gefallen 1916 bei Béthenville, schreibt am 13. März 1915: Körperlich und seelisch ermüdet und angegriffen, wurden wir am 27. Februar morgens für das VIII. Reservekorps alarmiert, mussten unsere alte Riponter Stellung beziehen und wurden dort sogleich von den Franzosen mit außerordentlicher Wucht und Heftigkeit angegriffen. Es war ein großes Morden mit Patronen, Artillerie, Äxten und Handgranaten, ein Donnern, Krachen, Brüllen, Schreien, als ob die Welt untergehen sollte. In drei Tagen hatten wir auf einer Strecke von 200 Metern 909 Mann Verluste, der Feind Tausende. Das blaue französische Tuch mischte sich am Boden mit dem grauen deutschen und die Toten lagen stellenweise so hoch, dass man hinter ihnen Deckung vor Artillerie nehmen konnte. [...] Fragt mich nicht nach dem Schicksal der Verwundeten. Wer nicht selbst hinein zum Arzt laufen konnte, musste elendiglich sterben; manche haben Stunden, manche Tage, manche eine Woche lang gelitten, bis sie starben. Und die Kämpfenden stürmten in einem fort achtlos über sie hin. Philipp Witkop (Hrsg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten, München 1929, S. 178 5 10 15 5 10 15 5 10 15 20 1. Fasse die Leiden im Krieg für die Menschen zusammen. Unterscheide dabei zwischen Leiden für den Körper, die Seele und die Natur sowie zwischen Soldaten und Zivilbevölkerung. 2. Vergleiche die Stimmung der beiden Briefe Q2 und Q4. Beurteile die Einstellung zum Krieg und zum eigenen Schicksal. 3. Erläutere, warum die Feldpostbriefe sowohl für die Soldaten als auch für deren Angehörige wichtig waren. 4. Feldpostbriefe wurden auf „gefährliche“ Inhalte geprüft. Nenne mögliche Gründe. Q5 Im Kampfgelände von Armentières (Frankreich) Foto vom April 1918. Lesetipps: Michael Morpurgo: Gefährten, Hamburg 2012 (Roman, der die Geschichte des Pferdes Joey erzählt, das 1914 an die englische Armee verkauft wird und während des Krieges im Kampf auf unterschiedlichen Seiten eingesetzt wird. Die ungewöhnliche Darstellung des Krieges aus der Sicht eines Pferdes zeigt die Absurdität menschlichen Verhaltens in Kriegssituationen.) Walter Kempowski: Aus großer Zeit, Köln 1996 (Erster Teil einer großen Romanserie über die Familie Kempowski. In diesem Band lernt der junge Karl im 1913 seine spätere Frau Grete kennen. Doch bevor sie heiraten, bricht der Krieg aus und Karl erlebt als Freiwilliger den Ersten Weltkrieg im Schützengraben.) N u r zu P rü fz w e c e E i e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V rl a g s | |
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