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71 Q2 Die mittelalterliche Sicht des Menschen Papst Innozenz III. (1198-1216) äußert sich folgendermaßen über den Menschen: Wer gibt meinen Augen den Tränenquell, dass ich beweine den bejammernswerten Eintritt in das menschliche Dasein, beweine das schuldhafte Fortschreiten menschlichen Lebens, beweine das verdammenswerte Ende menschlicher Vernichtung? Aus Erde geschaffen, in Schuld empfangen, zur Strafe geboren, tut der Mensch Böses, was er nicht soll, Verwerfl iches, was sich nicht gehört, Nutzloses, was sich nicht lohnt, wird er Nahrung für das Feuer, Köder für den Wurm, ein Haufen Dreck. Geschaffen ist der Mensch aus Staub, aus Lehm, aus Asche. Empfangen ist er im Sumpf der Sünde. Geboren ist er für die Qual, für die Furcht, für den Schmerz, und was noch elender ist: für den Tod. Nach: Arnold Bühler, Imago Mundi, in: GWU 41 (1990), S. 485 Q3 Die humanistische Sicht des Menschen Der Philosoph und Naturwissenschaftler Giovanni Pico della Mirandola (1463-1493) schreibt über den Menschen: Bereits hatte Gott-Vater die materiellen und fruchtbaren Teile der unteren Welt mit einer bunten Schar an Tieren angefüllt. Aber als er dieses Werk vollendet hatte, da wünschte der Baumeister, es möge jemand da sein, der die Vernunft eines so hohen Werkes erkenne, seine Schönheit liebe und seine Größe bewundere. Daher ließ sich Gott den Menschen einfallen als ein Geschöpf von unbestimmter Gestalt, stellte ihn in die Mitte der Welt und sprach zu ihm: Den übrigen Wesen ist ihre Natur durch die von Uns vorgeschriebenen Gesetze bestimmt und wird dadurch in Schranken gehalten. Du bist durch keinerlei unüberwindliche Schranken gehemmt, sondern du sollst nach deinem eigenen freien Willen, in dessen Hand ich dein Geschick gelegt habe, sogar jene Natur dir selbst vorherbestimmen. Es steht dir frei, in die Unterwelt des Viehs zu entarten. Es steht dir ebenso frei, in die höhere Welt des Göttlichen dich durch den Entschluss deines eigenen Geistes zu erheben. Nach: Nicolette Mout: Die Kultur des Humanismus, München 1998, 30 f. und Pico della Mirandola: Über die Würde des Menschen, hg. von Norbert Buck, bearb. von Norbert Baumgarten, Hamburg 1990, S. 5-9 1. Vergleiche, welche Stellung der Mensch in der göttlichen Schöpfung bei Innozenz III. und bei Pico della Mirandola (Q2 und Q3) hat. 2. Entwirf Regeln der Lebensführung, die einem Menschenbild wie a) dem von Papst Innozenz III. (Mittelalter) und b) dem von Pico della Mirandola (Renaissance) entsprechen (Q2 und Q3). 3. Die Künstler der Renaissance haben ihre Skulpturen oft so gestaltet, dass man sie nicht nur von einem bestimmten Blickwinkel betrachten sollte. Stelle Vermutungen darüber an, warum die Künstler dies so wollten. 4. Diskutiert, welche Lehren wir aus dem Verhalten der Bürger in Florenz, die den „David“ mit Steinen beworfen haben, ziehen können. 5. Diskutiert, welche Merkmale eines „Renaissance-Menschen“ ihr heute noch für wichtig haltet. 6. Suche in Bildbänden oder im Internet nach mittelalterlichen Bildern. Prüfe, ob es stimmt, dass dort Menschen nur „Beiwerk“ sind, wie es im Darstellungsteil heißt. Q4 und Q5 Mensch und Gott? Christus. Mosaik in der Kirche San Apollinare Nuovo (Ravenna), 6. Jh. Albrecht Dürer: Selbstporträt 1500. Öl auf Lindenholz. Dürer malte das Bild, als er 28 Jahre alt war. Der Nürnberger Künstler und bedeutendste deutsche Renaissance-Maler Albrecht Dürer verbrachte einige Jahre in Italien und lernte von den Künstlern dort. 1 Wie viele seiner italienischen Kollegen war Dürer schon früh ein selbstbewusster Künstler. Das wird deutlich, wenn du sein Selbstbildnis genau betrachtest und es mit dem Mosaik oben vergleichst. Begründe, inwiefern. 5 10 15 5 10 15 20 Lesetipp: Theresa Breslin: Das MediciSiegel, München 2009 (Spannender Roman um Matteao, dem Leonardo da Vinci das Leben rettet, der dann in Da Vincis Werkstatt aufgenommen wird und ihn nicht nur zu verbotenen anatomischen Untersuchungen an Leichen begleitet.) N u r zu P rü fz w e c k e n E ig n tu m d e s C .C . B u c h n e r V rl g s | |
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