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83 Gottes und ermahne alle noch einmal ausdrücklich: Sie sollen sorgfältig arbeiten und keinem das Geheimnis ihrer Arbeit erzählen. Ich habe einen trockenen Mund, als dann einer der Setzer mit seinem Winkelhaken5 den ersten Satz zusammenstellt und die Drucker Papier und Farbe fertig machen. Schon der erste Probedruck gerät ohne Fehl und Tadel. Alle nehmen das feuchte Blatt vorsichtig in die Hand und juchzen. Bald sind in der Werkstatt nur noch die Geräusche schlurfender Schritte, suckelnder Druckerballen und quietschender Pressen zu hören, kaum je unterbrochen von Rufen oder Flüchen. Alle sind hoch konzentriert. Während die Arbeit ihren Gang geht, kann ich manchmal wochenlang nicht richtig schlafen. Was ist, wenn einer der Setzer oder Drucker das Geheimnis seiner Arbeit ausplaudert, überlege ich, wenn einer sogar hinschmeißt und eine eigene Druckerei aufmacht? Wie sichern wir die Druckerei noch besser gegen Feuer ab, vor allem im Winter, wenn wir unbedingt heizen müssen? Wie ersetze ich einen Arbeiter, wenn er krank wird? Ich habe nach einiger Zeit den Eindruck, dass der Schriftgießer ziemlich bleich aussieht, fast gelb. Er atmet immer wieder die Dämpfe des kochenden Metalls ein. Was ist, wenn das Unternehmen zur Hälfte stecken bleibt, weil mehr Geld nicht aufzutreiben ist? Ich bin so hoch verschuldet wie nie zuvor. [...] 1 Patrize: von den Schriftschneidern geschnittener Stahlstempel als Urform der Letter. Am Ende der Patrize (von lateinisch pater für „Vater“) befand sich spiegelverkehrt der zu druckende Buchstabe, der in die Matrize geschlagen wurde. 2 Matrize: eine Gießform, die man durch Einschlagen der Patrize gewann. Die Matrize (von lateinisch mater für „Mutter“) spannte man in das Handgießinstrument ein, um die Lettern zu gießen. 3 Letter: der metallene Druckbuchstabe, auch Drucktype oder nur Type genannt. Die Letter trägt an ihrem Kopf spiegelverkehrt den zu druckenden Buchstaben. Sie wurde aus einer Legierung aus etwa 65 Prozent Blei, 23 Prozent Antimon und 12 Prozent Zinn gegossen. 4 Sorbonne: älteste und bis heute bedeutendste französische Universität. Sie befi ndet sich in Paris. Sie war das Vorbild für die weiteren Universitätsgründungen in Europa. 5 Winkelhaken: Halterung aus Metall, in die der Setzer die Lettern für den Satz zusammenstellte Wie geht es weiter? Dass es Gutenberg gelingt, die Bibel zu drucken, weißt du schon. Aber kann er danach seine Schulden zurückzahlen und wird ein reicher Mann? Wie lange gelingt es ihm, seine Erfi ndung geheim zu halten? Andreas Venzke: Gutenberg und das Geheimnis der Schwarzen Kunst. Würzburg 2008. Das Buch erzählt das Leben Gutenbergs, ergänzt durch informative Sachbuchseiten, die sich mit der Erzählung abwechseln. Am Ende enthält das Buch ein Glossar wichtiger Begriffe und eine Zeittafel. Zahlreiche Illustrationen veranschaulichen die erzählte Handlung, Abbildungen ergänzen die Seiten mit Hintergrundinformationen. N u r zu P rü fz w c k e E ig e n tu m d e s C .C . B u c h e r V e rl a g s | |
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