Volltext anzeigen | |
97 Q3 Schadenzauber Holzschnitt von 1489/90. Von Hexen glaubte man, dass sie mit dem Teufel im Bund sind. Dafür, dass sie ihm dienten und ihn verehrten, verlieh er ihnen angeblich über natürliche Kräfte. Man behauptete, dass sie durch den „bösen Blick“ andere Menschen krank machten und sogar töteten. Darstellungen, die zeigen, wie Hexen durch ihren Zauber anderen schaden, waren weit verbreitet. Auf dem Bild links lassen zwei Hexen Hagel entstehen. Als körperliche Erkennungsmerkmale galten rote Haare, Warzen, besonders geformte Leberfl ecken oder andere körperliche Besonderheiten. Q1 „... schlecht ist das Weib von Natur“ Im Jahr 1486 veröffentlichte der Priester Heinrich Kramer „Institoris“ auf Anregung des Papstes Innozenz VIII. den „Hexenhammer“. Dieses Buch war die Grundlage für alle späteren Hexenprozesse. Hier erklärt er unter anderem, warum angeblich vor allem Frauen der Hexerei verfallen: Es gibt auch Andere, die Gründe angeben, weshalb mehr Frauen als Männer für abergläubisch befunden werden. Und sie sagen, dass es drei Gründe gebe: Der erste, weil sie leichtgläubig sind. […] Der zweite Grund ist, weil sie von Natur aus wegen der Unstetheit der körperlichen Verfassung [d. h. wegen ihrer Menstruationstage] zur Aufnahme von Eingebungen leichter zu beeinfl ussen sind. […] Der dritte Grund ist der, weil sie das, was sie durch schlechte Kunst erfahren, ihren Genossinnen kaum verheimlichen können und sich heimlich, da sie schwach sind, leicht durch Schadenszauber zu rächen suchen. […] Das Wort femina [lat.: Frau] nämlich kommt von fe [lat.: Glaube] und minus [lat.: weniger]. Also schlecht ist das Weib von Natur, da es schneller den Glauben ableugnet, was die Grundlage für die Hexerei ist und wahrscheinlich die Hauptursache. […] Suchen wir nach, so fi nden wir, dass fast alle Reiche der Erde durch die Weiber zerstört worden sind, ihr Anblick ist schön, die Berührung garstig, der Umgang tödlich. Eitelkeit der Eitelkeiten? Es ist kein Mann auf Erden, welcher sich so abmüht, dem gütigen Gott zu gefallen, als wie ein auch nur mäßig hübsches Weib sich abarbeitet, mit ihren Eitelkeiten den Männern zu gefallen. […] Nach: Wolfgang Behringer (Hrsg.): Hexen und Hexenprozesse in Deutschland, München 72010, S. 96 ff. und (ab Zeile 22) nach: Gabriele Becker u. a.: Aus der Zeit der Verzweifl ung. Zur Genese und Aktualität des Hexenbildes, Frankfurt am Main 41981, S. 347 f. Q2 „So sind wir schließlich alle Zauberer“ Der Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld veröffentlicht seine Kritik an den Hexenprozessen 1631, ohne seinen Namen zu nennen, um nicht selbst verfolgt zu werden. Gegen die Prozesse wendet er unter anderem ein: Man kann nicht alles Ärgernis aus der Welt schaffen, man muss vieles geschehen lassen, was sich nicht gut ändern lässt. Es ist besser, dreißig und noch mehr Schuldige laufen zu lassen, als auch nur einen Unschuldigen zu bestrafen. […] Was suchen wir so mühsam nach Zauberern? Hört auf mich, ihr Richter, ich will euch gleich zeigen, wo sie stecken. Auf, greift Kapuziner, Jesuiten, alle Ordenspersonen und foltert sie, sie werden gestehen. Leugnen welche, so foltert sie drei-, viermal, sie werden schon bekennen. Nach: Wolfgang Behringer (Hrsg.): Hexen und Hexenprozesse in Deutschland, München 72010, S. 381, 383 Lesetipp: Harald Parigger: Die Hexe von Zeil, München 2002 (Bamberg im Jahr 1627: Die 19-jährige Ursula Lambrecht muss erleben, wie ihre Mutter als „Hexe“ verbrannt wird. Auch ihr Vater und sie selbst geraten ins Visier der Inquisition. Der Roman beruht auf der genauen Recherche frühneuzeitlicher Hexenverfolgungen. Ein großer Teil der vorkommenden Figuren ist historisch.) Vorschläge für weitere Pround Kontra-Debatten zu Themen der Renaissance: • Darf man alles wissen und erforschen? (Bürger gegen Geistliche) • Ist in der Politik alles erlaubt, um seine Ziele zu erreichen? (Bürger) • Zu den Seiten 70/71: Ist der David des Michelangelo ein herrliches Meisterwerk oder einfach nur Gotteslästerung? (Bürger von Florenz) • Soll Galileo Galilei verurteilt werden oder nicht? (Inquisition) 5 10 15 20 25 30 5 10 N u z u P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V rl g s | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |