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1 Sitzung des Mainzer Jakobinerklubs im Akademiesaal des Kurfürstlichen Schlosses, November 1792. Federzeichnung (44,3 x 57,9 cm) von Johann Jakob Hoch. Der Mainzer Jakobinerklub hatte zeitweise 500 Mitglieder. 5 2 „Alle Monarchien taugen nichts“ Der Medizinprofessor Georg Christian Wedekind, der 1808 Leibarzt des Groß herzogs von Hessen-Darmstadt wird, sagt am 27. Oktober 1792 im Mainzer Jakobiner klub: Unser Mainzer Staat war bis jetzt eine Wahlmonarchie, er stand unter dem fast unumschränkten Willen eines nicht vom Volke, sondern von einer gewissen Anzahl von adeligen Geistlichen gewählten Fürsten. […] Jede Regierung ist fehlerhaft, welcher ein Regent vorsteht, das heißt, alle Monarchien taugen nichts. Zitiert nach: Heinrich Scheel, Mainzer Republik, Bd. I, Berlin 1975, S. 62 (vereinfacht) 5 4 Protest Viele Mainzer wollten wohl die Anordnungen der Besatzungsmacht befolgen, aber politisch neutral bleiben. In einer Erklärung von Beamten, Richtern und Geist lichen heißt es 1793: Tyrannei, Despotismus, der drück ends te, unerträglichste Despotismus ist es, […] diesem Volk eine Eidesformel […] aufzwingen zu wollen. […] Freie und nicht freie Völker des Erdbodens in allen Weltteilen, […] hört es und staunet: So werden wir von Männern, die uns frei machen, unsere Brüder sein wollen, behandelt! Joseph Hansen (Hrsg.), a.a.O., 762 f., Anm. 1 5 3 Zur Wahlordnung Im Februar/März 1793 wurde in den von den Franzosen besetzten Gebieten zwischen Bingen und Landau neue Ortsverwaltungen bzw. Stadtparlamente (Munizipalitäten) und die Abgeordneten für den RheinischDeutschen Nationalkonvent gewählt. Laut Wahlordnung waren alle Männer über 21 Jahre wahlberechtigt. Im Hause ihrer 5 Waren die Wahlen demokratisch? Im Februar/März 1793 gingen in Mainz 13 Prozent der Wahlberechtigten zur Wahl. Um stritten ist heute der demokratische Charakter der Wahlen. Der Historiker Franz Dumont meint: Nicht etwa die geringe Wahlbeteiligung oder die Einflussnahme der Besatzungsmacht, sondern die von Franzosen und Jakobinern gleichermaßen zu verantwortenden Repressionen* waren entscheidend dafür, dass wir die Wah len in der Mainzer Republik nicht als demokratisch ansehen können. Dagegen ist der Jakobinerforscher Heinrich Scheel der Ansicht: Die einzig mögliche Alternative, die man zur Wahl hätte stellen können, wäre die Beibehaltung der alten Feudalordnung gewesen. Franz Dumont, Die Mainzer Republik von 1792/93, Alzey 1982, S. 394, und Heinrich Scheel, Die Mainzer Republik – Historie oder Politikum?, in: Die Mainzer Republik. Der Rheinisch-Deutsche Nationalkonvent, hrsg. vom Landtag Rheinland-Pfalz, Mainz 1993, S. 124 * Repression: hier Unterdrückung freier Entscheidungs möglichkeiten 27 Freie Wahlen in Mainz? Herrschaft wohnende Diener oder Knechte sowie auswärtige Handwerksburschen durften nicht wählen. Die Teilnahme an den Wahlen galt als Pflicht (Wahlzwang). Dazu wurden die Bürger unter Androhung von Aus weisung und Enteignung gezwungen, folgenden Eid abzulegen: Ich […] schwöre, treu zu sein dem Volke und den Grundsätzen der Freiheit und der Gleichheit, und entsage hierdurch feierlichst sowohl dem Kurfürsten […] und seinem Anhang, als auch allen meinen bisher genossenen Privilegien und Vorrechten. Joseph Hansen (Hrsg.), Quellen zur Geschichte des Rheinlandes im Zeitalter der Französischen Revolution, 2. Band, Bonn 1933, S. 752 5 10 1. Arbeitet die Materialien (M 1 bis M 5) und die Darstellung auf Seite 26 zur „Mainzer Republik“ aufmerksam durch. Gestaltet eine historische Reportage für den Rundfunk oder für eine Zeitung über die „Mainzer Republik“. In der Reportage sollen „Zeitzeugen“ mit unterschiedlichen Haltungen zu Wort kommen. 2. Klärt, was heute unter „freien Wahlen“ verstanden wird. 3. Führt abschließend eine Pro-ContraDiskussion zum Thema: „Waren die Wahlen von 1793 demokratisch?“ 4743_017_032_q7.qxd 12.08.2016 7:52 Uhr Seite 27 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er Ve rla gs | |
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