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31 Wie sichert Napoleon seine Macht? Napoleon war sich bewusst, dass seine aus der Revolution geborene Herrschaft eine Herausforderung der alten europäischen Mächte war. Sicher konnte er sich nur fühlen, wenn er diese in seine Abhängigkeit zwang. Den 1799 begonnenen Krieg, zu dem England die Herrscher von Russland, Österreich, Portugal, Neapel und der Türkei überredet hatte (Zweiter Koalitionskrieg), konnte Frankreich erfolg reich beenden. Im Frieden von Lunéville (1801) sicherte es sich die Eroberungen der Revolutionskriege. Bereits 1795 hatten Preußen und Österreich insgeheim die Abtretung des linken Rheinufers anerkannt. Gebietsverluste weltlicher Fürsten des Reiches sollten mit Territorien rechts des Rheins ausgeglichen werden. Der Anfang … Die Grundzüge des Entschädigungsplans regelten Frankreich und das mittlerweile mit ihm verbündete Russland als Vormächte Europas unter sich. Ein Ausschuss (Deputation) des zuständigen Reichstags in Regensburg arbeitete einen Reichsdeputationshauptschluss aus, dem Kaiser Franz II. 1803 zustimmen musste. Mittel der Neuordnung waren die Säkularisation und die Mediatisierung. • Die Säkularisation (von lat. saecularis: weltlich) bedeutete die Übernahme der Herrschaft in kirchlichen Gebieten durch weltliche Fürsten. Vier Erzbis tümer, 18 Bistümer und etwa 300 reichs un mit telbare Abteien und Klöster wurden aufgelöst. • Die Mediatisierung nahm den meis ten Reichs städten und den vielen kleinen weltlichen Herrschern wie Reichs rittern ihre Reichs unmittelbarkeit. Sie mussten sich nun einem anderen Terri torialherrn unterwerfen.Von knapp 300 selbstständigen Reichs ständen blieben noch 41 Flächenund Stadtstaaten übrig. Zwischen 1803 und 1806 wechselten 3,3 Millionen Ein wohner, rund ein Siebtel der reichsdeutschen Be völkerung, damit ihren Herrscher. Hauptgewinner der Mediatisierung waren Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt. Diese Staaten waren nun einerseits stark genug, um neben Preußen und Österreich ein dritter Machtfaktor im Reich zu sein, andererseits zu schwach, um ohne ihren „Schutzherrn“ Napoleon auszukommen. … vom Ende des Alten Reiches Im Dritten Koalitionskrieg (1805) kämpf ten die süddeutschen Mittel staaten auf französischer Seite gegen England, Österreich, Russland und Schweden. Der Sieg über die vereinigten Österreicher und Russen in der Dreikaiserschlacht von Austerlitz (Ort in Südmähren, heute Tschechische Republik) im Dezember 1805 sicherte Napoleon die Vorherrschaft auf dem Kontinent. Die Mittelstaaten stärkte er durch erneuten Gebietsgewinn und Standeserhöhungen: Mit Beginn des Jahres 1806 wurden Bayern und Württemberg Königreiche, Baden und Hessen Großherzogtümer. Mit zwölf weiteren Fürs tentümern sagten sich diese im Juli desselben Jahres endgültig vom Reich los und gründeten den Rheinbund. Kaiser Franz II., der seit 1792 regiert hatte, legte unter französischem Druck die Kaiserkrone nieder. Das bedeutete das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Frankreich beherrscht den Kontinent 1 „Tiddy-Doll, der große französische Pfefferkuchenbäcker…“ Radierung (25,3 x 27,5 cm) des englischen Zeichners James Gillray von 1806. Der Pfefferkuchenbäcker Tiddy-Doll (gestorben 1752) war als volksnahes Londoner Original berühmt. Napoleon holt aus dem Ofen die frisch gebackenen Könige von Bayern und Württem berg und die Großherzöge von Baden und Hessen. Im Hintergrund knetet der französische Außen minister den Teig für weitere Standeserhebun gen. Rechts auf der Kommode warten ungebackene „Teigvizekönige“ auf den nächsten Schub. Die von Napoleon unterworfenen Staaten sind mit dem Besen ins Aschenloch gekehrt. Wie beurteilt der Zeichner die Außen politik Napoleons? 4743_017_032_q7.qxd 12.08.2016 7:52 Uhr Seite 31 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge n um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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