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Palästina unter römischer Herrschaft Dieses von seiner besonderen Rolle in der Weltgeschichte überzeugte Volk geriet im 1. Jahrhundert v. Chr. in den Blick eines Reiches, das gerade zur neuen Weltmacht aufstieg. Rom errichtete nach der Eroberung Italiens sein Imperium rund um das Mittelmeer. 63 v. Chr. übernahmen die Römer die Herrschaft in Palästina (u M2). Wer aus der jüdischen Oberschicht mit den Römern zusammenarbeitete, konnte als Steuerpächter, in der Rechtsprechung oder bei der Aushebung von Truppen Einfl uss und Wohlstand gewinnen. Herodes durfte zwischen 37 und 4 v. Chr. sogar in Judäa als König von Roms Gnaden regieren und den inzwischen baufälligen zweiten Israelitischen Tempel in Jerusalem durch einen prachtvollen Neubau ersetzen. Erst fast 50 Jahre nach seinem Tod wurde sein Herrschaftsgebiet vollständig der römischen Provinzialverwaltung eingegliedert. Die Ausübung der jüdischen Religion behinderten die Römer nicht, solange ihre Staatsgötter und seit der Kaiserzeit der Herrscherkult nicht infrage gestellt wurden. Denn unter dem Vorwand der „Pax Romana“, der römischen Herrschaftsideologie, war den Römern vor allem daran gelegen, ihren Machtbereich zu vergrößern, dort Ruhe und Ordnung zu bewahren und möglichst großen wirtschaftlichen Nutzen aus ihm zu ziehen. Abgrenzung oder Anpassung? Für die jüdische Bevölkerung stellte sich unter der römischen Herrschaft wie schon in allen früheren Phasen der Fremdherrschaft in Palästina die Frage, wie weit sie sich der fremden Sprache, Kultur und Religion der Besatzungsmacht anpassen sollte. Auch jetzt behielten die Kräfte die Oberhand, die die Reinheit des Judentums forderten. Einige von ihnen waren zu Gewalt bereit und radikalisierten sich: Die Zeloten forderten zum Aufstand gegen die Römer auf. Die sogenannten Sikarier verübten Mordanschläge gegen Römer und Juden, die ihre radikale Meinung nicht teilten. Etwa seit der Zeitenwende kam es immer wieder zu lokalen Rebellionen gegen die römische Fremdherrschaft und zu Spannungen zwischen jüdischen Gruppen, die bürgerkriegsähnliche Formen annahmen. Umgekehrt wurde die anfänglich noch zurückhaltende römische Herrschaft immer härter und rücksichts loser. Der „Judäische Krieg“ … Der Steuerdruck und die allgemeine Unzufriedenheit mit der römischen Herrschaft ließen in der jüdischen Bevölkerung den Wunsch nach Unabhängigkeit und Freiheit wachsen. Einmischungen römischer Herrscher und Statthalter bei der Einsetzung des Hohepriesters und Übergriffe auf den Tempelschatz schürten den Unmut und bewogen eine Gruppe von Zeloten im Jahr 66 n. Chr. zum Aufstand: Sie forderten die Einstellung des Kaiserkultes, besetzten die Festung Masada in der jüdischen Wüste und drangen schließlich in Jerusalem ein. Damit verloren die zum Kompromiss mit den Römern bereiten Juden jeden Einfl uss. Der zunächst lokal begrenzte Aufstand ergriff die gesamte Region und wurde zum „Judäischen Krieg“ (u M3). Er endete nach anfänglichen Niederlagen der Römer mit der Eroberung Jerusalems durch den späteren Kaiser Titus im Jahr 71. Kämpfe in mehreren Widerstandsnestern zogen sich noch jahrelang hin. Spektakulärer Abschluss der Feldzüge war 73 die Eroberung der Bergfestung Masada. u Rückseite eines Sesterz. Messing, nach 71. Unter Kaiser Vespasian und seinen Nachfolgern wurden Münzen für die Provinz Judäa mit der Umschrift „IUDAEA CAPTA“ („Judäa [ist] erobert“) geprägt. p Beschreiben Sie das Motiv. Überlegen Sie, welche Absicht mit der Herausgabe dieser Münze verbunden gewesen sein könnte. Herodes I., der Große (um 73 4 v. Chr.): ab 47 v. Chr. Statthalter von Galiläa, von 37 bis 4 v. Chr. König über Judäa, Samarien und Galiläa unter römischer Oberhoheit. Er stammte aus Judäa, war jüdischen Glaubens, aber nicht jüdischer Abstammung. Herodes errichtete in Jerusalem einen Königspalast und ließ ab 20 v. Chr. den zweiten Israelitischen Tempel umbauen (Herodianischer Tempel). Zeloten (von griech. zelotes: Anhänger, Eiferer): jüdische Widerstandsbewegung gegen die römische Besatzung Sikarier (von lat. sica: Dolch; „Messerstecher“): besonders militante Gruppe der Zeloten, deren Anhänger vor allem Dolch-Attentate verübten, woher sich ihr Name ableitet 111Römische Herrschaftsinteressen und jüdisches Selbstständigkeitsstreben im antiken Palästina Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C .B uc hn er V e la gs | |
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