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M1 Ein Großreich unter Saul und David? a) Das Wissen über die Geschichte Palästinas in vorrömischer Zeit und damit die Ursprünge des Judentums mit der Besiedlung des „gelobten Landes“, der Eroberung Jerusalems und Errichtung eines israelitischen Großreiches unter den Königen Saul, David und Salomon, beruht im Wesentlichen auf der Überlieferung der Bibel. In einem historischen Atlas über die Geschichte der Juden wird der Beginn der Königszeit wie folgt zusammengefasst: Saul, der erste König, war ein Spross des Stammes Benjamin, der für seine hervorragenden Krieger bekannt war und sehr günstig zwischen den von Juda angeführten Stämmen und den von Efraim angeführten Stämmen im Norden siedelte. Sauls Erfolge als König erfüllten alle Erwartungen. Er schlug die Ammoniter in Gilead, die Moabiter, die Amalekiter, die Aramäer, die Edomiter; vor allem aber gebot er dem Vordringen der Philister Einhalt. [...] Da er sich etliche Male den durch Samuel übermittelten Geboten Gottes widersetzt hatte, wurde der Streit zwischen den beiden immer unversöhnlicher. Schließlich teilte der Prophet Saul mit, dass Gott ihn verwerfe. Jemand anders wurde so dazu bestimmt, die erste königliche Dynastie in Israel zu errichten – David vom Stamme Juda, aus Bethlehem. Die Bibel gibt mehrere Erzählungen von Davids Thronbesteigung. Der David des Buches Samuel – ein tapferer hübscher Junge, Besieger Goliaths, Anführer in des Königs Armee, begabt auch auf dem Gebiet der Musik [...] – inspirierte die Fantasie künftiger Generationen und wurde zum Gegenstand zahlreicher populärer Epen. Da das Volk Israel über lange Jahrhunderte vom Hause David regiert wurde, erhielten diese Geschichten einen heroischen Charakter. Nach Sauls Tod brach ein Bürgerkrieg aus. David herrschte über den mächtigen Stamm Juda, während Ischboscheth, Sauls Sohn, die anderen Stämme anführte. Der siebenjährige Bürgerkrieg endete mit der Ermordung Ischboscheths und mit dem Ruf des Volkes, David möge sie vor den Philistern retten. Der neue König vollendet das Werk seines Vorgängers. [...] Mit dem Sieg über die Jebusiter und der Eroberung Jerusalems [...] schuf David eine Hauptstadt für sein Königreich und ein geistiges Zentrum für die israelitische Nation. Das war eine wahre Revolution, die Jahrtausende jüdischer Geschichte beeinfl ussen sollte. Yair Hoffmann, Der Beginn des Königtums: Saul und David 1050 970 v. Chr., in: Eli Barnavi (Hrsg.), Universalgeschichte der Juden. Von den Ursprüngen bis zur Gegenwart. Ein historischer Atlas, München 2004, S. 14 15, hier S. 14 b) Der israelische Historiker Ariel Lewin setzt sich mit der Quellenlage zur Geschichte Palästinas auseinander: Die biblischen wie auch die mesopotamischen Quellen bestätigen, dass das Land seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. in zwei Königreiche geteilt war: das Königreich Israel im Norden und das Königreich Juda im Süden. Israel erstreckte sich von Bethel nach Norden bis Dan, nahe dem Berg Hermon, während Juda sich nach Süden von Jerusalem bis zum Negev ausdehnte. Die Bibel deutet an, dass es sich um zwei Gruppen desselben Volkes handelte, um die „Söhne Israels“, und die übrigen Belege bestätigen, dass sie, von einigen regionalen Abweichungen abgesehen, dieselbe Kultur, Sprache und Religion pfl egten. Der Bibel zufolge waren die beiden Reiche das Ergebnis einer vereinigten Monarchie des 10. Jahrhunderts, eines kleinen Imperiums, das Kanaan und Transjordanien beherrscht hatte. Die Hauptstadt dieser politischen Einheit war Jerusalem mit seinem Königspalast und dem prächtigen Tempel des Nationalgottes gewesen. Die Archäologen sind jedoch zu dem Schluss gekommen, dass es nie ein imperiales Israel gegeben hat, und diskutieren jetzt die Historizität der ersten Könige Saul, David und Salomo, die angeblich etwa zwischen 1020 und 922 v. Chr. regierten. Eine aramäische Stele belegt wenigstens, dass im Syrien des 9. Jahrhunderts das Königreich Juda als das „Haus Davids“ bekannt war. Bisher ist jedoch noch kein Dokument zum Vorschein gekommen, das sich direkt auf diese ersten Könige bezieht. Ariel Lewin (Hrsg.), Palästina in der Antike, Stuttgart 2004, S. 9 Siedlungsgebiet der Hebräer Gebiet unter davidischer Herrschaft Abgabenpflichtige Staaten Grenze zwischen Israel und Juda nach 926 v. Chr. Gaza M i t t e l m e e r Jo rd an See Genezareth Totes Meer Lachis Jerusalem Damaskus Berytos (Beirut) Sidon Tyrus Dan Jaffa Beth El (Bethel) A R A M Ä E R A M M O N M O A B E D O M J U D A PH IL IS TE R 100 km0 I S R A E L P H Ö N I K E R N E G E V o Das Großreich Davids und Salomons, um 1000 bis um 926 v. Chr. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 113Römische Herrschaftsinteressen und jüdisches Selbstständigkeitsstreben im antiken Palästina Nu r z P üf zw ec k n E ge tu m es C .C .B uc hn er Ve rla gs | |
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