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M3 De bello Iudaico a) Eine der wichtigsten Quellen über den „Judäischen Krieg“ stammt von dem jüdischen Feldherrn und Geschichtsschreiber Flavius Josephus, eigentlich Josippos ben Mattijahu (Josef, Sohn des Matthias). Er ist an den Ereignissen sowohl auf jüdischer als auch auf römischer Seite beteiligt – zunächst als Kommandeur der jüdischen Landbevölkerung von Galiläa gegen die römischen Truppen und nach seiner Gefangenschaft als Chronist der römischen Seite, als welcher er die Geschichte des Krieges in seinem zwischen 75 und 79 n. Chr. verfassten Werk „De bello Iudaico“ festhält. Über die Einnahme Jerusalems 70 n. Chr. schreibt er: Kaum hatte sich [...] Titus entfernt, als die Empörer nach kurzer Ruhepause abermals gegen die Römer ausrückten. Hierbei kam es zum Handgemenge zwischen der Besatzung des Tempels und den Mannschaften, die das Feuer in den Gebäuden des inneren Vorhofs löschen sollten, wobei diese die Judäer bis zum Tempelgebäude zurückdrängten. In diesem Augenblick ergriff einer der Soldaten, ohne einen Befehl abzuwarten oder die schweren Folgen seiner Tat zu bedenken, wie auf höheren Antrieb ein brennendes Holzscheit und schleuderte es, von einem Kameraden hochgehoben, durch eine kleine goldene Tür, durch die man von Norden her in die den Tempel umgebenden Gemächer eintrat. Sowie die Flammen aufl oderten, stießen die Judäer angesichts der Größe des Unglücks einen Schrei aus und eilten, ohne der Gefahr zu achten oder ihre Kräfte zu schonen, zu Hilfe; denn was sie bisher vor dem Äußersten zu bewahren gesucht hatten, drohte unterzugehen. Ein Eilbote meldete Titus, was vorgefallen war. Schnell sprang dieser von seinem Lager im Zelt, wo er eben vom Kampf ausruhte, auf und lief, wie er war, zum Tempel hin, um dem Brand Einhalt zu tun. [...] Weder Vorstellungen noch Drohungen vermochten den Andrang der Legionen aufzuhalten: Die Wut allein leitete sie. [...] Ganze Haufen von Bürgern, lauter schwache, unbewaffnete Leute, wurden niedergemacht, wo immer der Feind sie traf. Um den Altar türmten sich die Toten in Masse; das Blut fl oss an seinen Stufen, und die Leichen derer, die oben auf ihm ermordet wurden, glitten an seinen Wänden herunter. Als der Caesar1 dem Ungestüm seiner rasend gewordenen Soldaten nicht mehr Einhalt zu bieten vermochte und die Flammen immer weiter um sich griffen, betrat er mit den Befehlshabern das Allerheiligste und sah sich an, was es enthielt. Alles fand er weit erhaben über den Ruf, den es bei Fremden genoss, und ganz entsprechend dem Ruhm und der hohen Meinung unter den Einheimischen. [...] Er versuchte deshalb persönlich, die Soldaten zum Löschen anzuhalten; dem seiner Leibwache angehörenden Zenturio Liberalius be1 Titelbestandteil des Titus als Sohn des römischen Kaisers i Die Bergfestung Masada. Rekonstruktionszeichnung von Peter Connolly, 1983. Die Bergfestung Masada auf einem unzugänglichen Felsplateau über dem Toten Meer wurde erst im April 73 oder 74 eingenommen. Dazu bauten die Römer mehrere Heerlager und eine riesige Rampe auf den Berg. Diese Bauten und die Verteidigungsanlagen sind größtenteils erhalten und ein Reiseziel für Touristen. i Israelische Soldaten beim Gebet auf Masada. Foto von 2007. Der Ort wurde von 1965 bis 1991 zur Vereidigung der Rekruten genutzt. Einige Rekruten tragen den Tallit (Gebetsschal) und Tefi llin (Gebetsriemen). 5 10 15 20 25 30 35 115Römische Herrschaftsinteressen und jüdisches Selbstständigkeitsstreben im antiken Palästina Nu r z u P üf we ck en Ei ge nt um d e C .C .B uc hn er V er la gs | |
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