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M4 Die Folgen der Kriege: jüdische „Diaspora“ a) Der Historiker Ariel Lewin schreibt 2004 über die Folgen des zweiten jüdischen Aufstandes (132 135 n. Chr.) für das jüdische Leben in Palästina: Dieser Krieg wirkte sich auf die jüdische Welt noch schlimmer aus als der erste: Der Historiker Cassius Dio berichtet, dass bei diesen Kämpfen 580 000 Juden umkamen, während unzählige andere an Hunger und Krankheiten und in Bränden starben; hunderte Dörfer wurden zerstört. Das Territorium von Judäa rund um Jerusalem war geradezu entvölkert, im Süden des Landes sowie an der Küste wurden die Juden zur Minderheit. In einigen Zentren wie Jericho, Hebron, Lydda (Lod) und anderen Gebieten Peräas, der Sharon-Ebene und Südjudäas bildeten sie jedoch weiterhin kompakte Kerne und rasch verlagerte sich das Zentrum des jüdischen Lebens wieder in das fruchtbare, bevölkerungsreiche Galiläa. [...] Ariel Lewin, Palästina in der Antike, Stuttgart 2004, S. 34 b) Die deutsche Althistorikerin Loretana de Libero berichtet 2007 über die demografi sche Entwicklung in Palästina sowie über die Haltung der römischen Kaiser zu den Juden nach 135: Mitte des 2. nachchristlichen Jahrhunderts machten die Juden nach modernen Schätzungen in Palästina nur noch ein Viertel der Gesamtbevölkerung von eineinhalb Millionen Menschen aus. Allerdings bildeten noch im 5. Jahrhundert Juden und sogenannte Heiden gegenüber den Christen die Bevölkerungsmehrheit. [...] Das Wohl und Wehe der Juden war abhängig von der persönlichen Einstellung der römischen Kaiser zu deren Religion. Während Hadrian mit Repressalien auf Unzufriedenheit und Unruhen antwortete, lockerte sein Nachfolger Antoninus Pius die Verbote und gestattete den Juden, ihre Religion auszuüben. Die Dynastie der Severer (193 235 n. Chr.) schließlich war den Juden überaus wohlgesonnen. Erst mit Constantius II. (337 361 n. Chr.) begann eine [christliche] antijüdische Gesetzgebung […]. Loretana de Libero, Der Nahe Osten als Konfl iktgebiet in Antike und Mittelalter, in: Bernhard Chiari und Dieter H. Kollmer (Hrsg.), Wegweiser zur Geschichte. Naher Osten, Paderborn u. a. 22009, S. 20 und 24 c) Der Historiker Julius Schoeps im Jahre 2005 in einem Interview über die Bedeutung der jüdischen „Diaspora“: GEO Epoche: Herr Professor Schoeps, was bedeutet „Diaspora“ für Juden? Schoeps: Diaspora ist das griechische Wort für Verstreutheit beziehungsweise Verbannung. Auf Hebräisch sagt man galut. Der Begriff bezeichnet im Prinzip den Zustand des Judentums nach der Zerstörung Jerusalems und des Tempels im Jahre 70 n. Chr. Und als der Bar Kochba-Aufstand 135 n. Chr. niedergeschlagen war, durften Juden etwa den Tempelbezirk und große Teile der Stadt nicht betreten. Es kam zu Versklavung und massiven Vertreibungen durch die Eroberer. Juden lebten danach zerstreut in aller Welt – seither ein Grundmerkmal jüdischer Geschichte. GEO Epoche: Wohin sind die Juden Palästinas damals gegangen? Schoeps: Manche von ihnen blieben trotz aller Widrigkeiten dort. Andere wurden von den Römern versklavt. Wieder andere fl ohen: nach Osten ins Zweistromland, nach Westen längs der nordafrikanischen Küste, nach Spanien, Italien, Griechenland, manche nach Norden bis über die Alpen. Oft ging es an die Ränder des Römischen Reiches. Peter-Matthias Gaede (Hrsg.), Die Geschichte des Judentums, in: GEO Epoche, Hamburg 2005, S. 60 1. Arbeiten Sie anhand der Texte die Folgen der Kriege für die jüdische Bevölkerung heraus. 2. Untersuchen Sie die Möglichkeiten für Juden, weiterhin in Palästina zu leben. Bestimmen Sie die Bedeutung der jüdischen „Diaspora“. 3. Diskutieren Sie die Rückkehrmöglichkeiten für ausgewanderte Juden nach Palästina während der römischen Spätantike. 4. Informieren Sie sich über die antijüdischen Bestimmungen der spätrömischen Gesetzeswerke Codex Theodosianus und Codex Iustinianus. Inwieweit lassen sich christliche Motive feststellen? 5 10 15 20 25 30 35 40 45 1600 99 1 68 32 1991 117Römische Herrschaftsinteressen und jüdisches Selbstständigkeitsstreben im antiken Palästina Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um de s C .C .B uc hn er V la gs | |
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