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M3 Die Rückeroberung Jerusalems a) Aus der Geschichtsschreibung des Ibn al-Atir (1160 1233) zur Rückeroberung Jerusalems 1187: Auf der Kuppel des Felsendomes stand im Scheitel ein großes vergoldetes Kreuz; als die Muslime am Freitag in die Stadt einzogen, kletterten einige von ihnen oben auf die Kuppel, um das Kreuz zu entfernen. Als sie hinaufgestiegen waren, erhob sich ein einstimmiger Schrei in der Stadt und außerhalb, unter Muslimen und Franken. Die Muslime riefen Allah akbar vor Freude, die Franken schrien vor Schmerz und Bestürzung. Das Geschrei war so laut und durchdringend, dass es die Erde erzittern ließ. Zitiert nach: Francesco Gabrieli (Hrsg.), Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht, Augsburg 1999, S. 192 b) Aus der Geschichtsschreibung des Imad ad-Din (1125 1201): Wie sollte [der Sultan] sich nicht die Eroberung des starken Jerusalem zum Ziel nehmen und der Moschee al-Aqsa, die auf Frömmigkeit gegründet ist, denn es ist der Sitz des Propheten, das Haus der Heiligen, der Ort der Anbetung der Frommen, den die großen Heiligen der Erde und die Engel des Himmels besuchen? Hier ist der Ort der Sammlung und der Auferstehung (am Jüngsten Tage), treffen Schar um Schar die Gesandtschaften der frommen Freunde Gottes ein; hier steht der Felsen, dessen immer neuer Glanz vor allem Abstumpfen bewahrt wurde, von dem der Weg des Auffahrens (des Propheten zum Himmel) ausging; über seinem Haupt erhebt sich die stolze Kuppel wie eine Krone; hier zuckte der Blitz, von hier nahm Buraq1 seinen Weg, hier erhellte die Nacht der Himmelsreise mit der Herabkunft der glänzenden Leuchte die Welt. Unter seinen Toren ist das Tor der Barmherzigkeit2, und wer dort eintritt, erhält das Recht, das Paradies zu betreten und ewig dort zu weilen. [...] Jerusalem ist die erste der beiden qibla3, das zweite der beiden Häuser Gottes, die dritte der heiligen Städte [...]. Wer weiß, ob Gott nicht durch uns Jerusalem seine schönste Gestalt zurückgibt, so, wie er es geehrt hat, indem er es zusammen mit seiner edelsten Schöpfung am Anfang der Sure4 erwähnt hat [...]. Zitiert nach: Francesco Gabrieli (Hrsg.), a. a. O., S. 199 f. c) Der Islamwissenschaftler Hans Jansen interpretiert die Sure 17,1, auf welche die Überlieferung der Nachtreise Mohammeds zurückgeht: Wenn wir asrâ in Sure 17,1 dieselbe Bedeutung geben wie an anderen Stellen im Koran, drängt sich der Gedanke auf, dass es sich hier um die Hidschra (= Auswanderung) von Mekka nach Medina handelt. Denn Mohammed zog mitten in der Nacht mit den Seinen los, und zwar aus dem Territorium, wo die Ungläubigen das Sagen hatten. Die beiden Kultstätten aus Vers 1 könnten dann die Kaaba in Mekka sein und eine Gebetsstätte, die in Medina bereits eingerichtet war. Hans Jansen, Mohammed. Eine Biographie, München 2008, S. 190 d) Imad ad-Din deutet den Tag, an dem Jerusalem zurückerobert worden ist: Es ergab sich, dass die Eroberung Jerusalems auf den Tag fi el, in dessen Nacht die Himmelsreise des Propheten stattgefunden hatte. Vollkommen war überall die Freude über den glänzenden Sieg, alle Zungen strömten über von Gebeten und Anrufungen Gottes. Zitiert nach: Francesco Gabrieli (Hrsg.), a. a. O., S. 208 1. Erklären Sie die Bedeutung des Felsendoms und der alAqsa-Moschee für die Muslime zur Zeit der Kreuzfahrer. 2. Erörtern Sie die politische Bedeutung der Untersuchungen, die der Islamwissenschaftler Hans Jansen über die genaue Bedeutung der Sure 17,1 angestellt hat. 3. Arbeiten Sie auf der Grundlage der Darstellung sowie von M2 und M3 die Bedeutung der heiligen Stätten in Jerusalem für die verschiedenen Religionen heraus. 1 Buraq: das Himmelspferd, auf dem Mohammed seine nächtliche Reise gemacht haben soll 2 Tor der Barmherzigkeit: das goldene Tor, ein Tor zum Tempelbezirk 3 qibla: Gebetsrichtung, im Raum erkennbar durch die Gebetsnische (mihrab) 4 Die Überlieferung der Nachtreise Mohammeds geht auf die Sure 17,1 zurück: „Gepriesen sei der, der mit seinem Diener bei Nacht von der heiligen Kultstätte nach der fernen Kultstätte, deren Umgebung wir gesegnet haben, reiste, um ihn etwas von unseren Zeichen sehen zu lassen.“ (Zitiert nach: Hans Jansen, Mohammed. Eine Biographie, München 2008, S. 189) 5 10 15 20 25 30 35 40 123Konfl ikte zwischen Christen und Muslimen zur Zeit der Kreuzzüge Nu zu Pr üf zw ck en Ei ge nt um d es C .C .B uc hn r V er la gs | |
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