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Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges übertrugen die Siegermächte den Nahen Osten Frankreich und Großbritannien als Mandat (u M5). Das Mandat über Palästina enthielt die eindeutige Erklärung, die jüdische Ansiedlung und Staatsbürgerschaft in Palästina erleichtern und die Balfour-Deklaration umsetzen zu wollen. Dies waren Weichenstellungen für einen jüdischen Staat. Die arabische Position: Beginn einer Nationalund Gegenbewegung Das arabische Lager war gespalten und akzeptierte den Führungsanspruch des Scherifen von Mekka , der ein großarabisches Reich unter Führung seiner Dynastie errichten wollte, bei Weitem nicht einhellig. Vor allem junge Intellektuelle propagierten eine Nationalbewegung, die sich teilweise am europäischen Nationalstaatsdenken orientierte. Sie wollten kein arabisches Großreich, das ein Vielvölkerstaat gewesen wäre, sondern einen muslimischen „palästinensischen“ Staat. Gemeinsam war allen Formen der arabischen Nationalbewegung jedoch die Ablehnung eines jüdischen Nationalstaates in Palästina. Ein Grund dafür war der grundlegende kulturelle Unterschied zwischen den nomadischen Beduinen und den jüdischen Neuankömmlingen, die eine systematische Bodenkultivierung betrieben. Ein weiterer war die Form der Landnahme durch die jüdischen Organisationen: Sie kauften keineswegs nur ödes, bislang ungenutztes Land, sondern teilweise auch Land, das arabische Kleinbauern gepachtet hatten, die nun gegen Zahlung einer Entschädigung das Land verlassen sollten. Eine Rolle spielte auch, dass nach der Vertreibung der osmanischen Regierung jede neue Herrschaft abgelehnt wurde. Die Araber sahen sich durch die Pariser Verträge und durch die Mandatsbestimmungen um den aus ihrer Sicht verdienten Lohn betrogen. Wachsende Feindschaft gegenüber den westlichen Mächten, vor allem aber gegenüber den jüdischen Siedlern und gegen alle vermeintlichen oder tatsächlichen Anzeichen eines jüdischen Nationalstaates in Palästina, war die Folge (u M6). Bereits im ersten Jahrzehnt nach dem Ersten Weltkrieg gab es über 360 Tote bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Arabern und Juden in Palästina, die überwiegend von arabischen Palästinensern ausgingen. Angst, Hysterie und Hass nahmen zu. Die wachsenden Spannungen zeigten sich beispielhaft 1921, als die Unabhängigkeit der zionistischen Stadtgründung Tel Aviv von der viel älteren, arabisch bewohnten Nachbarstadt Jaffa genehmigt wurde. Sie bedeutete die erste künstliche Trennung von Juden und Arabern in Palästina. Jahr jüdische Bevölkerung arabische Bevölkerung Gesamtzahl der Bewohner 1882 ca. 24 000 ca. 426 000 ca. 450 000 1914 ca. 85 000 ca. 600 000 ca. 685 000 1918 ca. 56 000 ca. 600 000 ca. 656 000 1922 84 000 668 000 752 000 1931 175 000 859 000 1 033 000 1935 355 000 953 000 1 308 000 1940 464 000 1 081 000 1 545 000 1945 554 000 1 256 000 1 810 000 i Der Anteil der jüdischen und arabischen Bevölkerung Palästinas im Vergleich. Nach: Michael Wolffsohn, Israel. Geschichte, Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Wiesbaden 72007, S. 260 p Untersuchen Sie, wann die jüdische Einwanderung nach Palästina am stärksten war. Erklären Sie vor dem historischen Hintergrund die möglichen Ursachen. p Formen Sie die Tabelle in ein Säulendiagramm um. Beurteilen Sie die Situation in Palästina. 129Imperialismus und Nationalismus im Nahen Osten N r z u Pr üf zw ec ke Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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