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Das Entscheidungsjahr 1947/48 Durch die Shoa stellte sich die Frage nach dem Schicksal der überlebenden Juden dringlicher denn je. Während des Zweiten Weltkrieges hatte Großbritannien die Einwanderung von Juden nach Palästina eingeschränkt. Nach Kriegsende revidierte es diese Politik erst auf Druck der USA und erlaubte vor allem die Einwanderung von aus den Konzentrationslagern Befreiten (Displaced Persons, „DPs“). Zur selben Zeit begannen die Palästinenser – von den arabischen Staaten unterstützt –, ihre Angriffe auf die Juden zu verstärken. Als ein friedlicher Ausgleich zwischen Palästinensern und Juden nicht gelang, verabschiedeten die Vereinten Nationen (UNO) auf Bitten Großbritanniens am 29. November 1947 eine Resolution, die das Ende der Mandatszeit, eine Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat und einen Sonderstatus Jerusalems vorsah (u M1). Während Israel zögernd zustimmte, lehnten die Palästinenser – wie alle arabischen Staaten – den Plan ab und begannen sofort mit dem bewaffneten Widerstand. Da Großbritannien den Rückzug seiner Truppen für den 15. Mai 1948 angekündigt hatte, rief David Ben Gurion, der aus Polen stammende Präsident des Großzionistischen Weltverbandes, am 14. Mai im Alleingang den Staat Israel aus (u M2). Der neue Staat wurde sofort von den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion anerkannt. Am Tag darauf griffen ihn die Armeen der arabischen Nachbarstaaten an. Das Mandat war zu Ende, der Arabisch-Israelische Krieg begann. Die Shoa und der unabhängige jüdische Staat Vor dem Völkermord der Shoa waren vor allem zwei Begründungen für einen jüdischen Nationalstaat angeführt worden: zum einen das Gedenken an die geschichtlichen Wurzeln in der Antike – Palästina war in diesem Sinne das „Land der Väter“ im ehemaligen Judäa; zum anderen war der wiederkehrende Antisemitismus ein Antrieb für die Nationenbildung. Die neue Dimension der Verfolgung durch die Nationalsozialisten schien einen eigenen, geschützten und starken Staat beinahe zwangsläufi g als Notwendigkeit erscheinen zu lassen. Der Glaube etwa an die Möglichkeit eines liberalen Nebenoder Miteinander mit anderen Bevölkerungsgruppen erschien für viele der europäischen Überlebenden meist nur noch wie ein fataler Irrglaube. David Ben Gurion stellte in der Unabhängigkeitserklärung fest: Gerade der versuchte Völkermord habe aufs Neue bewiesen, „dass das Problem der jüdischen Heimatlosigkeit durch die Wiederherstellung des jüdischen Staates im Lande Israel gelöst“ werden müsse. Auch die durch das „Gesetz zur Erinnerung an Holocaust und Heldentum“ 1953 ins Leben gerufene Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem betont bis heute die Legitimation Israels als Land der Rehabilitierung der Verfolgten der Shoa, deren Erinnerung in das kollektive israelische Gedächtnis eingegangen sei (u M3). i Die „Exodus 47“ im Hafen von Haifa. Die zionistische Untergrundorganisation „Hagana“ (dt. „Verteidigung“) unterlief ständig die britischen Einwanderungsbestimmungen nach Palästina. Dabei erregte die „Exodus“ am meisten Aufsehen. Als das Schiff am 18. Juli 1947 mit etwa 4 400 Holocaust-Überlebenden in Haifa ankam, versperrten britische Soldaten den Passagieren den Weg an Land und schickten sie zurück in den französischen Ausgangshafen. Als sich die Flüchtlinge weigerten, in Frankreich von Bord zu gehen, fuhren die Schiffe weiter nach Hamburg. Von dort brachten britische Soldaten sie in Lager bei Lübeck. p Überlegen Sie, warum der Fall der „Exodus“ dazu beitrug, dass die UNO der Gründung Israels im Mai 1948 zustimmte und die Betroffenen nach Israel ausreisen konnten. David Ben Gurion, gebürtig David Grün (1886 1973): 1906 Auswanderung von Polen nach Palästina, 1947 Leiter des israelischen Unabhängigkeitskampfes, 1948 1953 und 1955 1963 israelischer Premierminister, 1948 1963 Vorsitzender der Arbeiterpartei Israels 137Die Gründung des Staates Israel Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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