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nal begrenzten Krieg zwischen Israel und Ägypten, Jordanien und Syrien hätte nämlich ein weltweiter Atomkrieg werden können. Sowohl die Sowjetunion als auch die USA hatten aus strategischen und wirtschaftlichen Gründen ein Interesse am Nahen Osten. Israelisches Existenzrecht und Landesausbau Ziel aller israelischen Regierungen ab 1948 war es, das nationale Existenzrecht ihres Staates politisch und militärisch zu verteidigen. Die feindlichen Reaktionen auf die Staatsgründung provozierten das biblische Bild von „David und Goliath“, nährten das Gefühl, umzingelt und bedroht zu sein, und führten zu einer wachsamen Politik. In besonderen Gefahrensituationen meinten Teile der Bevölkerung und manche Politiker sogar, dass man einem zweiten Holocaust vorbeugen müsse. Daher suchte Israel verlässliche Bündnispartner und unternahm enorme verteidigungspolitische Anstrengungen. Gemessen an der Dauer der Wehrpfl icht (drei Jahre für Männer, 21 Monate für Frauen), der Höhe der Militärausgaben und der Schlagkraft seiner Armee war das kleine Israel bald eines der am besten gerüsteten Länder der Region. Seine Wehrhaftigkeit demonstrierte Israel in Verteidigungsund Angriffskriegen wie im Arabisch-Israelischen Krieg von 1948, dem Suez-Krieg von 1956, dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 und dem Jom-Kippur-Krieg von 1973, aber auch in zahllosen weiteren Militärschlägen und Operationen auf eigenem Gebiet oder in benachbarten Territorien. Im SechsTage-Krieg besetzte Israel als Sieger die nach dem Teilungsplan von 1947 den Palästinensern zuerkannten Gebiete Westjordanland (Westbank), Gazastreifen und Ost-Jerusalem. Der Sicherung des Existenzrechtes Israels diente ein auf verschiedenen Ebenen vorangetriebener Landesausbau. Israel sollte in Anlehnung an Theodor Herzls Vision von einem jüdischen Musterstaat ein blühendes Land werden. Dazu gehörte der Aufbau der Landwirtschaft und – dank künstlicher Bewässerung – die Errichtung umfangreicher Plantagen zur Ernährung der durch weitere Einwanderung wachsenden Bevölkerung. Dem Landesausbau dienten auch die Förderung moderner Städte und industrieller Zentren sowie die Gründung jüdischer Siedlungen im ganzen Land, auch in den Palästinensergebieten. Archäologische Grabungsprogramme sollten die Überreste der antiken Ursprünge und die historische Identität Israels zum Vorschein bringen und so den historischen und biblischen Anspruch des jüdischen Volkes auf diesen Landstrich untermauern. Wehrhaftigkeit und Landesausbau waren miteinander verschränkt und verstärkten sich gegenseitig. So sollten die israelischen Eroberungen im Norden an den Grenzen zum Libanon und zu Syrien im Jahr 1967 auch die Quellwasserzufl üsse des Oberen Jordan sichern, von denen zu einem großen Teil die Landwirtschaftsprogramme abhingen. Die Verschränkung zeigte sich vor allem an der israelischen Einnahme Ost-Jerusalems und der Klagemauer 1967 (u M1). Aus der Begeisterung über den Rückgewinn des heiligen Ortes und der ehemaligen Hauptstadt resultierte die einhellige Überzeugung, sich von den besetzten Gebieten „nie wieder zu trennen“, sondern sie dauerhaft zu besetzen und zu besiedeln. Ost-Jerusalem wurde annektiert und die gesamte Stadt am 30. Juli 1980 vom israelischen Parlament per Gesetz zur „unteilbaren“ Hauptstadt Israels erklärt. Da in Ost-Jerusalem eine mehrheitlich arabische Bevölkerung lebte, führte dieser gegen die UNO und die USA durchgesetzte Schritt zu neuen Spannungen. Israel wandelte sich in Ost-Jerusalem, Gaza und im Westjordanland im Zeitraum bis 1990 von einer angegriffenen Macht zu einer Besatzungsmacht. Der Friedensprozess wurde auf israelischer Seite immer dann erschwert, wenn sich Parteien oder Stimmen durchsetzten, die eine Politik der Stärke gegenüber den Palästinensern verfolgten, die jedes Zugeständnis in Richtung eines Palästinenserstaates oder wenigstens einer Teilautonomie als Gefährdung Israels oder als Verrat an den biblischen Grundlagen des jüdischen Volkes ablehnten. u Einnahme der Jerusalemer Altstadt durch die Israelis 1967. Das Foto zeigt den Einzug des israelischen Verteidigungsministers Mosche Dayan (Bildmitte) neben dem Generalstabschef Yitzhak Rabin und dem Generalmajor Usi Narkis (links) in die eroberte Altstadt von Jerusalem. Im Hintergrund das Löwentor, durch das auch die militärische Einnahme erfolgt war. Jom-Kippur-Krieg: israelische Bezeichnung für den vierten Nahost-Krieg, von den Arabern Oktoberoder RamadanKrieg genannt, weil er in den Fastenmonat Ramadan fi el. Der Krieg begann am 6. Oktober 1973, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur (hebr. „Tag der Versöhnung“), mit einem Überraschungsangriff Ägyptens und Syriens auf dem Sinai und den Golanhöhen, die sechs Jahre zuvor von Israel im Zuge des Sechstage-Krieges erobert worden waren. Nach anfänglichen Erfolgen der Angreifer wendete sich der Kriegsverlauf zugunsten Israels, bevor am 24. Oktober 1973 auf Druck der USA der UN-Waffenstillstand in Kraft trat. 147Israel und seine arabischen Nachbarn im Kalten Krieg Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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