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Die Palästinenser kritisieren vor allem, dass sich das Quartett nicht für einen sofortigen Abzug der israelischen Truppen einsetze. Die Erklärung „bringt gar nichts“, sagte Erekat. Die Palästinenser erwarteten ein Ende der „israelischen Aggression“. Diese Position vertrat auch der Vorsitzende der palästinensischen Autonomiebehörde, Yassir Arafat. In Ramallah sagte er, der Abzug israelischer Truppen sei unerlässlich für die Verwirklichung von Reformen und für Schritte auf dem Weg zum Frieden. Er hoffe auf einen schnellen und sofortigen Abzug der israelischen Armee, damit die Palästinenser ihre Reformen beginnen könnten. Arafat hat für Januar Wahlen zum Autonomierat und zum Vorsitz der Autonomiebehörde angesetzt. Nach dem Drei-Phasen-Plan des Quartetts sollen Israel und die Palästinenser noch vor den für Januar vorgesehenen Wahlen in den autonomen Gebieten Sicherheitsvereinbarungen treffen. Israel wird aufgefordert, seine Truppen auf die Positionen zurückzuziehen, von denen aus sie gegen die zweite „Intifada“ seit Ende September 2000 vorgerückt sind. Die Palästinenser sollen mit ihrem reformierten Polizeisystem selbst für Sicherheit sorgen. Die Bewegungsfreiheit soll wiederhergestellt werden. In der zweiten Phase sollen 2003 die Grenzen für den künftigen Staat festgelegt und eine palästinensische Verfassung geschrieben werden. Zur dritten Phase gehören Verhandlungen über den Endstatus auf der Grundlage der Grenzlinie, die vor dem Sechs-Tage-Krieg 1967 bestand. Ein strenges Kontrollsystem soll die Einhaltung der Abkommen gewährleisten. Der Plan beruht auf der vor Kurzem in der Krisenregion vorgestellten Initiative des dänischen Außenministers Möller, der derzeit EU-Ratsvorsitzender ist. Am Treffen des Quartetts in New York nahmen zeitweise auch die Außenminister von Ägypten, Jordanien, Libanon, Syrien und Saudi-Arabien teil. UN-Generalsekretär Kofi Annan sprach nach den Beratungen von einem historischen Treffen, warnte aber vor zu großer Euphorie angesichts des seit über einem halben Jahrhundert andauernden Konfl ikts zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn. Derweilen kam es wieder zu Gewalt im Krisengebiet. Am Rande von El Azarijeh, dem biblischen Bethanien, wurde am Morgen der Körper eines Israelis gefunden, der offenbar zuvor von Palästinensern ermordet worden war. Der Israeli aus der Siedlung Maale Adumim war mit seinen palästinensischen Arbeitern in ihren Heimatort mitgegangen. Was dann geschah, ist unklar. Jüdische Extremisten wollten offenbar unter arabischen Grundschülern in einem Dorf bei Hebron ein Blutbad anrichten. Nach Zeitungsberichten explodierte eine Bombe unter einem Trinkwasserbrunnen auf dem Schulhof, verletzte aber zum Glück nur fünf Kinder. Das Militär vermutet wie bei einigen anderen Fällen extremistische Israelis als Täter. Bei Dschenin im Norden des Westjordanlandes erschossen Soldaten ein 23 Jahre altes Mitglied der al-AqsaBrigaden, des militanten Arms von Arafats Fatah-Bewegung. Nach Angaben der Armee eröffneten der Mann und sein Begleiter das Feuer auf die Soldaten, als diese ihren Wagen anhalten wollten. Das Oberste Gericht in Jerusalem wies die Berufung von Angehörigen zweier palästinensischer Attentäter aus Ost-Jerusalem zurück, die gegen die geplante Zerstörung ihrer Wohnhäuser geklagt hatten. In der Nähe von Ramallah im Westjordanland zerstörte die Armee zudem 34 Sozialwohnungen, die illegal errichtet worden seien. Nach palästinensischen Angaben erteilt Israel zu selten Baugenehmigungen. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19. September 2002, S. 1 f. 1. Erarbeiten Sie aus dem Bericht die Vorsätze der „Roadmap“. Klären Sie, inwieweit in ihr bereits konkrete Inhalte festgehalten wurden. 2. Stellen Sie die Positionen der beiden Konfl iktparteien zur „Roadmap“ heraus und legen Sie deren Argumentationen dar. Beurteilen Sie die Erwartungen der Parteien. 3. Untersuchen Sie die aus dem Bericht deutlich werdende Situation im Krisengebiet. Schätzen Sie die Aussichten des Friedensplans ein. 4. Im Gegensatz zur israelischen und palästinensischen Seite fand die „Roadmap“ etwa innerhalb der EU Anerkennung. Erläutern Sie mögliche Gründe für die unterschiedlichen Reaktionen. 5. Diskutieren Sie alternative Möglichkeiten für einen Friedensplan, der den geschichtlichen Hintergrund sowie die Grundpositionen der Konfl iktparteien berücksichtigt. Halten Sie Ihre Ergebnisse in einer Mindmap fest. 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 169„Intifada“ und „Roadmap“: Gefahren und Chancen für den Friedensprozess im Nahen Osten Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C .B uc h er V er la gs | |
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