Volltext anzeigen | |
M1 Die Monroe-Doktrin In einer Rede vor dem Kongress am 2. Dezember 1823, später „Monroe-Doktrin“ genannt, formuliert der amerikanische Präsident James Monroe die Ziele der amerikanischen Außenpolitik: Es ist ein Grundsatz, in welchem die Rechte und Interessen der Vereinigten Staaten inbegriffen sind: dass die amerikanischen Kontinente infolge des freien und unabhängigen Standes, den sie angenommen haben und behaupten, hinfort nicht als Gegenstände für die künftige Kolonisation durch irgendwelche europäischen Mächte zu betrachten sind [...]. Wir haben niemals an den Kriegen der europäischen Mächte teilgenommen, soweit sie diese allein angingen, und es verträgt sich nicht mit unserer Politik, daran teilzunehmen [...]. Wir sind deshalb den freundlichen Beziehungen, die zwischen den Vereinigten Staaten und jenen Mächten bestehen, die aufrichtige Erklärung schuldig, dass wir irgendwelchen Versuch von ihrer Seite, ihr System auf irgendeinen Teil dieser Halbkugel auszudehnen, als gefährlich für unseren Frieden und unsere Sicherheit betrachten würden. In die bestehenden Kolonien oder Dependenzen irgendwelcher europäischen Macht haben wir nicht eingegriffen und werden wir nicht eingreifen, aber bei den Regierungen, die ihre Unabhängigkeit erklärt und behauptet und deren Unabhängigkeit wir nach vieler Überlegung und aus gerechten Gründen anerkannt haben, könnten wir irgendwelche Dazwischenkunft, um sie zu unterdrücken oder irgendwie sonst ihr Schicksal zu bestimmen, vonseiten irgendeiner europäischen Macht in keinem anderen Licht sehen als in dem der Bekundung unfreundlicher Gesinnung gegen die Vereinigten Staaten. Fritz Wagner, USA. Geburt und Aufstieg der neuen Welt. Geschichte in Zeitdokumenten 1607 1865, München 1947, S. 176 1. Arbeiten Sie die „Rechte und Interessen“ und das Verhältnis gegenüber den europäischen Mächten sowie den übrigen amerikanischen Staaten heraus. Erläutern Sie, welches Selbstverständnis deutlich wird. 2. Analysieren Sie, welche defensiven und offensiven Strategien mit der Monroe-Doktrin verbunden sind. M2 Expansion als Auftrag Der Journalist John L. O’Sullivan publiziert 1839 einen Artikel über die Notwendigkeit weiterer Expansion, die er in einer späteren Veröffentlichung als „offenkundige Bestimmung“ (Manifest Destiny) des amerikanischen Volkes bezeichnet: Amerika ist ausgewählt für bessere Taten. Es ist unser unvergleichlicher Ruhm, dass wir keine Erinnerung an Schlachtfelder haben, sondern nur die Menschheit, die Unterdrückten aller Nationen, die Gewissensfreiheit und das Wahlrecht verteidigt haben. […] Wir treten in diesen unberührten Raum ein, mit Gottes Wahrheit in unserem Verstand, wohltätigen Absichten in unseren Herzen und mit einem klaren Bewusstsein, das von der Vergangenheit unbefl eckt ist. Wir sind die Nation des menschlichen Fortschritts, und wer wird, was kann uns Grenzen setzen auf unserem Marsch nach vorne? […] In ihrer wunderbaren Herrschaft über Raum und Zeit ist diese Nation aus vielen Nationen dazu bestimmt, der Menschheit die Herrlichkeit des göttlichen Prinzips zu offenbaren; auf der Erde den edelsten Tempel zu errichten, der jemals der Verehrung des Höchsten gewidmet worden ist – der Heiligkeit und der Wahrheit. Der Boden dieses Tempels wird eine Hemisphäre sein – das Dach das Firmament der sternenübersäten Himmel und seine Gemeinde eine Union von vielen Republiken, die Hunderte von glücklichen Millionen umfassen […]. Wir müssen weiter, um unsere Mission zu erfüllen – zur vollständigen Entwicklung der Prinzipien unserer Organisation – Gewissensfreiheit, Freiheit der Person, Freiheit des Handels und Streben nach Geschäften, Universalität von Freiheit und Gleichheit. Dies ist unsere oberste Bestimmung, und in dem ewigen, unausweichlichen Naturgesetz von Ursache und Wirkung müssen wir es erreichen. All dies wird unsere zukünftige Geschichte sein: auf Erden die moralische Würde und das Heil der Menschheit zu etablieren – die unwandelbare Wahrheit und Wohltätigkeit Gottes. Amerika ist auserwählt für diese gesegnete Mission an den Nationen der Welt, die von dem lebensspendenden Licht der Wahrheit ausgeschlossen sind […]. Wer kann daran zweifeln, dass unser Land dafür bestimmt ist, die große Nation der Zukunft zu werden. The United States Democratic Review 6.23, 1839, S. 426 430 (übersetzt von Boris Barth) 1. Nennen Sie die Punkte, aus denen O’Sullivan die „Bestimmung“ des amerikanischen Volkes ableitet. 2. Erläutern Sie die Motive für die „Mission“ und deren Konsequenzen. 5 10 15 20 25 5 10 15 20 25 30 189Aufstieg zur Weltmacht Nu r z u P üf zw ck en Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V rla gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |