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Künstler zogen daraufhin ihre Beiträge für die Ausstellung zurück. Pencks Vorstellung von Kunst deckte sich nicht mit dem oft recht harmlosen Alltags-Realismus der meisten Künstler in der DDR. Dieser Realismus kam oft über eine kleinbürgerliche Weltsicht nicht hinaus. Oder übte sich in einer plakativen Inszenierung politischer Herrschaft und Macht. Schon 1961 zeichnete sich ab, dass Penck als Abweichler betrachtet wurde. Die Akademie der Künste der DDR veranstaltete die Jahresausstellung „Junge Künstler. Malerei“. Die Beiträge Pencks wurden verrissen: zu sehr vom Leben isoliert, zu bürgerlich und entfremdet seien sie. 1965 entstand Pencks Hauptwerk „Großes Weltbild“, das heute im Ludwig Museum in Köln hängt. Schon der Titel legt nahe, dass es hier nicht um den Alltag geht, sondern um eine Gesamtsicht auf die Gesellschaft. Seit 1962 hatte er sich mit mathematischen Fragen, mit Informationstheorie und Kybernetik befasst. Für das „Große Weltbild“ zog er daraus seine Schlüsse, indem er die menschliche Figur standardisierte („Strichmännchen“) und Szenen von Gewalt und Verständigung entwarf. Das Werk stellt den utopischen* Versuch dar, durch das Sichtbarmachen von Ur-Szenen aufzuklären und auf Gefahren hinzuweisen. Damals dachte Penck zugleich sozialistisch und systemkritisch. Beuys als Anreger Die theoretische Refl exion der Gesellschaft als Voraussetzung von Kunst teilte Penck mit dem westdeutschen Künstler Joseph Beuys (1921 1986). Aus verschiedenen Quellen hatte dieser eine anthropologische* Utopie* entwickelt, die in dem Begriff der „sozialen Plastik“ eine Verbindung zur Kunst fi nden sollte. Beuys deutete das Prinzip des Readymade*, wie es Marcel Duchamp um 1913 erfunden hatte (s. S. 220 f.), in der Weise um, dass die ausgewählten Gegenstände und Materialien eine neue symbolische Bedeutung erhielten. Fett, Filz, Honig, Kupfer wurden von Beuys mit gleichsam magischer Ausstrahlung versehen, was ihm jedoch 2 Joseph Beuys: Straßenbahnhaltestelle, 1976 (Detail) Rauminstallation* aus insgesamt 29 Elementen (5 Teile aus Eisenguss, Säulenschaft, 4 Zylinder, Staßenbahnschiene, 22 Eisengestänge, 1 Eisenkurbel), 74 x 837 x 246 cm, Deutscher Pavillon auf der Biennale in VenedigN u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C .B u c h n e r V e rl a g s | |
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