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1. Worin bestehen nach Stresemann Reiz und Verführung eines Waren hausbesuches (M 1)? Überlege, ob es heute noch ähnliche Erscheinungen gibt. 2. Versetzt euch in die Lage eines Berliner Arbeiters um 1900, und versucht zu formulieren, was er wohl bei einem Rundgang in diesem Kauf haus em pfindet. jedes Plätzchen auf das sorgfältigste und überlegteste ausgenutzt, in die das komplizierte Leben der heutigen Gesellschaft zusammengepresst ist. Beide, Ozeandampfer wie Warenhaus, ein Triumph moderner, gesellschaftlich organisierter menschlicher Arbeit. Zit. nach: Axel Kuhn, „Verkauf von Waren und Träumen“, in: August Nitschke u.a. (Hrsg.), Jahrhundertwende. Der Aufbruch in die Moderne 1880-1930, Bd. 2, Reinbek 1990, 61 f. und 65 5 10 15 20 25 30 35 40 45 30 35 40 45 50 2 Lichthof mit Brunnen des Kaufhauses Wertheim in Berlin. Foto von 1906. 1 Waren und Träume Über das 1897 in Berlin erbaute Kaufhaus Wertheim am Leipziger Platz schreibt der spätere Außenminister Gustav Stresemann 1900: Wenn man heute in einer Familie hört: Wir gehen zu Wertheim, so heißt das nicht in erster Linie wir brauchen ir gend etwas besonders notwendig für unsere Wirtschaft, sondern man spricht wie von einem Ausfluge, den man etwa nach irgendeinem schönen Orte der Umgebung macht. Man wählt sich dazu einen Nachmittag, an dem man möglichst viel Zeit hat, verabredet sich womöglich noch mit Bekannten. In der Leipzigerstraße angekommen, bewundert man erst eine ganze Zeit lang die Schaufenster, dann ergeht man sich in den Erdgeschossräumen, sieht sich die verschiedensten Auslagen an, kauft vielleicht hier und da, lässt sich mit dem Fahrstuhl nach dem ersten Stock befördern und nimmt womöglich eine Tasse Schokolade nebst dem obligaten Stück Torte oder Apfelkuchen. Hat man Bekannte gefunden oder mitgebracht, so bleibt man wohl plaudernd längere Zeit sitzen, zeigt die gegenseitigen Einkäufe und reizt sich dadurch gegenseitig zu neuen Ausgaben. Die Zeit verfliegt […], und wenn man an der Uhr plötzlich sieht, dass es höchste Zeit sei heimzukehren, so macht man oft wohl gleichzeitig die Wahrnehmung, dass man anstatt der einen Krawattenschleife, die man anfänglich kaufen wollte, mit einem ganzen Bündel der verschiedenartigsten Sachen beladen ist. Eine Zeitlang spürt man dann vielleicht Reue und nimmt sich vor, nicht wieder so leichtsinnig zu sein, aber sobald man das Warenhaus betreten hat, um einen kleinen Einkauf zu machen, wiederholt sich das Schauspiel aufs Neue. Der sozialdemokratische Politiker Paul Göhre bemerkt 1907 über Wertheim: Unwillkürlich kommt einem der Vergleich mit einem modernen Ozeandampfer in den Sinn. Beide Bauten von riesigen Dimensionen, in deren Innern 50 161 4753_161_176 03.11.16 07:51 Seite 161 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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