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183 2 Die Beziehungen der euro päischen Großmächte zum Deutschen Reich um 1910. Erläutere die Beziehungen des Deutschen Reiches zu den übrigen Großmächten. Beachte dabei die Abb. 2 auf Seite 180. Ö • ä ü • ü Ö • • • • • ü • • • Die Bosnien-Krise von 1908 Die „Jungtürkische Revolu tion“ schwächte 1908 das Osmanische Reich im Inneren. Bulgarien erklärte daraufhin sei ne Unabhängigkeit. Österreich-Ungarn gliederte die seit 1878 von ihm verwalteten osmanischen Provinzen Bos nien und Herzegowina in sein Reich ein. In der dadurch ausgelösten Bos nien-Krise bezogen die Beteiligten erstmals offen ihre Positionen, die sie auch künftig beibehielten: • Serbien, der schlagkräftigste und ehr geizigste der unabhängigen Balkanstaaten, protestierte gegen das öster reich ische Vorgehen, da es selbst die „Erbschaft“ antreten und die Einigung der Südslawen voranbringen wollte. • Das Russische Reich stärkte Serbien (im Sinne der Panslawisten) zwar den Rücken, war aber militärisch noch zu schwach, um direkt eingreifen zu können. • Das Deutsche Reich stand auf der Seite Österreich-Ungarns, weil es seinen einzigen Bündnispartner weder schwächen noch verlieren wollte. • Großbritannien war daran interessiert, die Krise schnell beizulegen, um den Konflikt zu begrenzen. Keine Ruhe auf dem Balkan Aus der verwickelten internationalen Lage auf dem Balkan zog die Regierung in Wien ihren Nutzen: Österreich-Ungarn konnte Bosnien und Herzegowina behalten. Doch damit kehrte keine Ruhe ein. Das zeigten zwei weitere BalkanKriege: 1912 führten Serbien, Bulgarien, Griechenland und Montenegro einen Feldzug, um die von ihren Landsleuten besiedelten Gebiete von der osma ni schen Herrschaft zu befreien. Als dies gelungen war, brach 1913 ein Krieg der Sieger um die Beute aus. Dabei be mühte sich Österreich-Ungarn, jede Vergrößerung Serbiens zu verhindern, da es in ihm seinen Hauptfeind auf dem Balkan sah. In St. Petersburg war die Regierung bereit, Serbien weiter zu unterstützen. Das Deutsche Reich und Großbritannien drängten ihren jeweiligen Bündnispartner zur Zurückhaltung, sodass ein europäischer Krieg noch einmal vermieden werden konnte. Gewinner des Konflikts war Serbien. Es konnte sein Staatsgebiet beinahe verdoppeln. Einen Zugang zur Adria erhielt es allerdings aufgrund des österreichischen Widerstands nicht. Serbien blieb ein erbitterter Gegner Österreichs. Die Nationalisten strebten wei terhin die „Befreiung aller Serben“ an. Das Pulverfass Auf dem Balkan hatte sich ein gefähr licher Krisenherd entwickelt: • Mit Österreich-Ungarn und dem Russischen Reich standen sich zwei Großmächte unversöhnlich gegenüber, die zu unterschiedlichen Bündnissystemen ge hörten. • Deutsch-russische Feindseligkeiten und der erwartete Zerfall des Osma ni schen Reiches erhöhten das Konflikt ri siko. Aus einem regionalen Streit kon n te leicht ein europäischer Krieg entstehen. • Die kleinen Balkanstaaten konnten ihre Konflikte in die bestehenden Bündnisse hineintragen und dadurch die Großmächte in einen Krieg verwickeln. • Die russische Regierung setzte auf die slawischen Partner, um ihr außenpolitisches Ziel zu erreichen: die beiden Meerengen. Serbien betrieb zugleich eine feindselige Politik gegen über Ös terreichUngarn. • Das außenpolitisch unzufriedene Deut sche Reich konnte durch die Balkanpolitik Österreich-Ungarns in einen Krieg mit Russland verwickelt werden. • In Paris war die Regierung bereit, das Russische Reich notfalls militärisch gegen den deutschen „Erzfeind“ zu unterstützen. 4753_177_192 03.11.16 07:53 Seite 183 Nu r z u Pr üf zw ck n E g nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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