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187 5 10 15 5 10 5 10 5 10 französischer Einfall in unsere Flanke am unteren Rhein hätte verhängnisvoll werden können. (Lebhafte Zustimmung.) So waren wir gezwungen, uns über den berechtigten Protest der luxemburgischen und der belgischen Regierung hinwegzusetzen. (Sehr richtig!) Das Unrecht – ich spreche offen –, das Unrecht, das wir damit tun, werden wir wieder gutzumachen suchen, sobald unser militärisches Ziel erreicht ist. (Bravo!) Wer so bedroht ist, wie wir, und um sein Höchstes kämpft, der darf nur daran denken, wie er sich durchhaut! (An haltender, brausender Beifall und Händeklatschen im ganzen Hause und auf den Tribünen.) Gottfried Guggenbühl, Quellen zur Geschichte der Neuesten Zeit, erw. und neu bearb. von Hans C. Huber, Zürich 51978, S. 289 f. * Österreich, Frankreich, Großbritannien, Preußen und Russland hatten in den 1830er-Jahren die dauernde Neutralität Belgiens garantiert; die Verpflichtung Preußens übernahm nach 1871 das Deutsche Reich. 15 20 25 30 5 Schlagzeile. 1 Zukunftsaussichten Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Gottlieb von Jagow, hielt Aus führungen fest, die ihm der Generalstabschef Helmuth von Moltke Ende Mai/Anfang Juni 1914 in Berlin machte: Die Aussichten in die Zukunft bedrückten ihn schwer. In 2-3 Jahren würde Russ land seine Rüstungen beendet haben. Die militärische Übermacht unserer Feinde wäre dann so groß, dass er nicht wüss te, wie wir ihrer Herr werden könnten. Jetzt wären wir ihnen noch einigermaßen gewachsen. Es bleibe seiner Ansicht nach nichts übrig, als einen Präventivkrieg* zu führen, um den Gegner zu schlagen, so lange wir den Kampf noch einigermaßen bestehen könnten. Der Generalstabschef stellte mir demgemäß anheim, unsere Politik auf die baldige Herbeiführung eines Krieges einzustellen. Erwin Hölzle (Hsrg.), Quellen zur Entstehung des Ersten Weltkrieges, a.a.0., S. 243 * präventiv: vorbeugend 2 „Gesundung …“? Wenige Tage nach der Unterredung zwischen Jagow und Moltke (M 1) besprechen der Reichskanzler Bethmann Hollweg und der bayerische Gesandte in Berlin, Hugo Graf von Lerchenfeld, die Lage. Lerchenfeld berichtet nach München: Es gebe aber Kreise im Reich, die von einem Krieg eine Gesundung der inneren Verhältnisse in Deutschland erwarten, und zwar im konservativen Sinne. Er – der Reichskanzler – denke aber, dass ganz im Gegenteil ein Weltkrieg mit seinen gar nicht zu übersehenden Folgen die Macht der Sozialdemokratie, weil sie den Frieden predigt, ganz gewaltig steigern und manche Throne stürzen könnte. Pius Dirr (Hrsg.), Bayerische Dokumente zum Kriegsausbruch und zum Versailler Schuldspruch, München 1922, Dok. Nr. 1 3 „Ich bin bereit …“ Wilhelm II. telegrafiert am 31. Juli 1914 an Kaiser Franz Joseph I. von Österreich: Ich bin bereit, die Verpflichtungen unseres Bündnisses zu erfüllen und unmittelbar zum Krieg gegen Russland 4 Gegen das Völkerrecht Am 4. August 1914 sagt Reichskanzler Bethmann Hollweg im Reichstag: Meine Herren, wir sind jetzt in der Notwehr; und Not kennt kein Gebot! (Stürmischer Beifall.) Unsere Truppen haben Luxemburg besetzt (Bravo!), vielleicht schon belgisches Gebiet betreten. (Erneutes Bravo.) Meine Herren, das widerspricht den Geboten des Völkerrechts. Die französische Regierung hat zwar in Brüssel erklärt, die Neutralität Belgiens* respektieren zu wollen, solange der Gegner sie respektiere. Wir wuss ten aber, dass Frankreich zum Einfall bereit stand. (Hört, hört! rechts.) Frankreich konnte warten, wir aber nicht! Ein Bis heute diskutieren Historiker, welche Schuld am Ersten Weltkrieg dem Deutschen Reich zukommt: Hat es zielstrebig einen Angriffskrieg herbeigeführt? Oder ist die Regierung mit ihrer riskanten Politik gescheitert, obwohl sie den Krieg nicht wollte? Untersuche, für welche Interpretation die Darstellung auf Seite 185f. und die Materialien auf dieser Seite sprechen. Benutze dazu auch die Quellen auf den Seiten 178 und 184. und Frankreich zu schreiten. In diesem schwierigen Kampf ist es von äußerster Bedeutung, dass Österreich seine Hauptstreitkräfte gegen Russ land wirft und sie nicht verbraucht in einer Offensive gegen Serbien […]. Serbien spielt nur eine untergeordnete Rolle in diesem gewaltigen Kampf und erfordert deshalb nur jene Defensivmaßnahmen*, die absolut notwendig sind. Fritz Fischer, Hitler war kein Betriebsunfall, München 1992, S. 52 * Defensive: Verteidigung, Abwehr 4753_177_192 03.11.16 07:53 Seite 187 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge tu m d es C .C .B uc hn r V er ag s | |
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