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193 5 10 15 20 25 30 1 Feldpostkarte. Die Feldpost diente der Verbindung zwischen der Heimat und der Front. Die Sendungen wurden portofrei oder stark verbilligt befördert. Die Soldaten forderte man auf, keine für den Feind wichtigen und das Reich schädigenden Nachrichten weiterzugeben. Die Be hörden behielten sich eine Zensur der Post vor. 2 Briefe an Katharina Schimmer Aus dem unterfränkischen Dorf Oellingen wurde der 38-jährige Bauer Stefan Schimmer mitten aus der Erntearbeit zum Militärdienst einberufen. Die Briefe an seine Frau spiegeln den Kriegs alltag. 25. August 1914 Mit dem Krieg steht es für Deutschland gut […]. Der Krieg wird auf deutscher Seite gewonnen und muss gewonnen werden. Die Franzosen haben noch nie die kleinste Schlacht gewonnen. 1. September 1914 Mit dem Krieg, denke ich, dauert es nicht so lange, denn die Deutschen erobern alles. 18. Oktober 1914 Wir haben fast Tag und Nacht Dienst, 2 Tage Schützengraben, 1 oder 2 Tage auf Wache. Wir müssen die Stellung fest halten. Wenn die Franzosen durchbrechen wollen, müssen wir sie zurückwerfen, was wir am Donnerstag, den 15. Oktober tun muss ten. Wir hatten auch Artilleriefeuer, das war fürchterlich. 2 Tote und 3 verwundet. Schick mir keine Zeitung, ich habe keine Zeit zum Lesen. Ich schlaf oft den ganzen Tag keine 2 Stunden vor Angst um mein Leben. Wenn ich nur nicht durch die Kugel fallen muss, nur wegen Dir und den Kindern. Säe noch 3-4 Morgen Weizen und betet fleißig. Ich bete im Schützengraben und auf Wache […]. 3. November 1914 Die Kugeln pfiffen, dass ich gar nicht wusste, was ich vor Angst anfangen sollte. Es dauerte bis in die Nacht […]. Es war grässlich, wie ein Teil der Verwundeten aussah. Gab auch 20 Tote und über 8 Verwundete. Wenn wir nur nicht ins Gefecht müssten. Betet fleißig. Ich bete fast Tag und Nacht. 15. November 1914 Es ist bald nimmer zum Aushalten, wenn man 2 Tage und 2 Nächte im Wald gearbeitet hat und die Nacht durch Posten steht […]. Wenn es so fort geht, verliere ich noch meinen Verstand vor Angst und Aufregung. 6. Dezember 1914 Kann gar nichts mehr essen vor lauter Gram und Sorgen […]. 17. Juni 1915 Will nur sehen, wie lang unser Herrgott noch zusieht, wie die Mannschaft behandelt und hingeschlachtet wird. Viele glauben an gar nichts mehr. Die, wo gleich gefallen sind, sind immer am besten dran. Feldwebel Drechsel am 1. Juli 1915 an Katharina Schimmer: Ich muss Ihnen leider, leider mitteilen, dass ihr Mann […] gestern tot aufgefunden wurde. Er hatte einen Schuss in den Rücken erhalten. Sie werden über diese traurige Nachricht untröstlich sein, doch beruhigen Sie sich, Ihr Mann hat ja den Helden tod fürs Vaterland gefunden. Er ist gestorben für eine gerechte Sache […]. Gott wird ihn dafür belohnen. Trösten Sie sich daher und halten Sie es als eine Fügung Gottes. Nach: Rose Vogel u. a., Menschen im Krieg 1914-1918: Erfahrungen mit einer Ausstellung, in: Peter Knoch (Hrsg.), Kriegsalltag, Stuttgart 1989, S. 271 f. ■CD-ROM-Tipp ➜ Feldpostbriefe – Lettres de poilus, Köln: DeutschlandRadio 1. Welche Haltung spricht aus den Briefen des Bauern? Warum ändert sie sich (M 2)? 2. Nimm Stellung zu dem Trost, den der Feld webel Drechsel Frau Schimmer gibt (M 2, Zeile 27 ff.). 3. Bestimme das Verhältnis von Ge fallenen und Verwundeten (M 3). Erkläre die hohe Zahl der Verwundeten. 4. Den Alltag im Stellungskrieg beschreibt Erich Maria Remarque in seinem Roman „Im Westen nichts Neues“ von 1929. Informiere dich über das Buch und die Verfilmung von 1930. Berichte der Klasse. 3 Verluste im Ersten Weltkrieg Gefallene Verwundete Deutsches Reich 1808 000 4 247000 Frankreich 1385 000 3 044 000* Großbritannien 947000 2122 000 Italien 460 000 947000 Österreich-Ungarn 1200 000 3 620 000 Russland 1700 000 4 950 000 Türkei 325 000 400 000 USA 115000 206 000 * 1,1 Mio. anerkannte Kriegsinvaliden Der Große Ploetz. Auszug aus der Geschichte, hrsg. vom Verlag Ploetz, Würzburg 321998, S. 730 4753_193_205 03.11.16 07:55 Seite 193 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um de s C .C .B uc hn r V er la gs | |
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