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Chelmno (Kulmhof), und zur Tötung jüdischer Häftlinge verwendet. Insgesamt 700 000 Menschen, so lauten Schätzungen, sollen in den Gaswagen ermordet worden sein. Unterstützung bekamen die Polizeieinheiten vor Ort von rund 100 ehemaligen Mitarbeitern der „Aktion T4“, die nach der offi ziellen Einstellung des „Euthanasie“Programms im Reich an Standorte im Generalgouvernement versetzt wurden. So wurde der ehemalige Leiter der T4-Tötungsanstalten Brandenburg und Bernburg, Dr. Irmfried Eberl, erster Kommandant des Vernichtungslagers Treblinka, wo die Massenvernichtung ab Sommer 1942 bisher ungeahnte Dimensionen erreichen sollte. Besatzungsverbrechen Bereits im Herbst 1939 zeigte sich, welch neuartige Dimension der von Hitler vom Zaun gebrochene Krieg erreichen sollte, der im Osten als „Kampf um Lebensraum“ geführt wurde. Ein Großteil des eroberten Landes, vor allem das annektierte Westpolen und Teile des Generalgouvernements, sollte ins Deutsche Reich eingegliedert und mithilfe von umgesiedelten Deutschen aus den baltischen Staaten und anderen osteuropäischen Gebieten gewaltsam „germanisiert“ werden („Generalplan Ost“). Über eine Million Polen wurden aus ihrer Heimat vertrieben oder zur Zwangsarbeit ins Reich verschleppt. Wer nicht „germanisiert“ werden konnte – nach deutschen Schätzungen über 95 Prozent der polnischen Bevölkerung – sollte zu harter Zwangsarbeit herangezogen werden (u M1). Repräsentanten der polnischen Oberschicht, Intellektuelle, Geistliche, aber auch Arbeiter und Gewerkschafter wurden zu Tausenden ermordet oder in Konzentrationslager deportiert. Die jüdische Bevölkerung wurde ins überbevölkerte Generalgouvernement vertrieben, in Ghettos zusammengepfercht oder sofort erschossen. Unter der Leitung des von Heinrich Himmler neu geschaffenen und von Reinhard Heydrich geführten Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) rückten eigens für den Angriff auf Polen aufgestellte Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD hinter der Wehrmacht vor, um Hitlers rassenideologisches Vernichtungskonzept in die Tat umzusetzen.* Auch in anderen besetzten Staaten kam es zu massenhaften Vertreibungen und zur „Germanisierung“ bestimmter Gebiete, so wurden etwa Teile Sloweniens annektiert und Zehntausende von Einwohnern vertrieben. Zum Teil wurde diese Politik der Vertreibung mit Blick auf eine gewünschte Herstellung ethnisch homogener Räume auch von Staaten praktiziert, die mit dem Deutschen Reich kollaborierten, so etwa von Italien oder Ungarn, die ihrerseits Gebiete z. B. in Jugoslawien besetzt hielten bzw. annektiert hatten. Auch aus Elsass-Lothringen, das 1940 wieder an das Reich angeschlossen worden war, wurde ein Großteil der französischsprachigen Bevölkerung ins unbesetzte Frankreich abgeschoben. Vor allem in Gebieten in Südund Osteuropa, die von der Wehrmacht erobert und besetzt worden waren, wurde auch in Kauf genommen, die einheimische Bevölkerung auszuhungern, um die deutschen Truppen versorgen zu können. So hungerten viele Tausend Menschen in Polen, in Griechenland oder gegen Kriegsende auch in Nordholland. Die Mangelversorgung traf vor allem Kinder, Alte, Kranke oder Menschen, die in Heimen untergebracht waren. In den westund nordeuropäischen Staaten bemühten sich die deutschen Besatzer dagegen um Zusammenarbeit mit den einheimischen Führungsschichten. Zum Teil ließen sie einheimische Verwaltungen bestehen oder setzten Marionettenregierungen ein. In einigen besetzten Ländern wie Belgien, Frankreich oder Norwegen und in kollaborierenden Staaten wie z. B. Ungarn machten faschistisch orientierte Gruppen auch gemeinsame Sache mit den Besatzern. * Vgl. auch S. 131. 137Massenmord und Holocaust Reichssicherheitshauptamt (RSHA) : Gestapo, Kriminalpolizei und SD wurden 1939 im RSHA zusammengeführt, einer mächtigen und zentralen Behörde, die die „Endlösung der Judenfrage“ organisierte. Nach Heydrichs Tod übernahm Ernst Kaltenbrunner die Leitung des RSHA. Reinhard Heydrich (1904 1942, bei einem Attentat in Prag ermordet): Leiter des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA), „rechte Hand“ Himmlers, seit 1941 stellvertretender Reichsprotektor von Böhmen und Mähren und mit der „Endlösung der Judenfrage“ beauftragt, 1942 Leiter der „Wannsee-Konferenz“ Nu r z u Pr üf zw ec ke n E ge tu m d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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