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17Die Krise der Demokratie in Frankreich und Großbritannien 3. Stalin schrieb 1924, dass die Sozialdemokratie „der gemäßigte Flügel des Faschismus“ sei. In der Faschismustheorie von Dimitroff wird dieses Urteil 1935 deutlich abgeschwächt. Untersuchen Sie die Entwicklung des kommunistischen Faschismusbegriffes und beachten Sie dabei die zentralen Einschnitte für die Modifi kation dieses Begriffes, so die Etablierung des Faschismus in Italien 1922 und die Machtübernahme Hitlers 1933. Welche Lehren wurden daraus gezogen? M3 Faschismus in Großbritannien Der Gründer der britischen faschistischen Bewegung (British Union of Fascists), Sir Oswald Mosley, hält die beiden großen Parteien in Großbritannien, die Arbeiterpartei (Labour Party) und die konservative Partei (Conservative Party), für unfähig, den britischen Staat zu regieren, wie er 1934 ausführt: Die Arbeiterpartei hat in der politischen Praxis Versprechen in der Opposition gemacht, während sie aber in der Regierung Verrat und Flucht vor der Verantwortung betrieb. Der Konservativismus wiederum hat in der Politik einige Führungsinstrumente umgesetzt, so etwa Loyalität und Disziplin. Aber er hat diese großartigen Instrumente nicht verwendet, um Reformen umzusetzen, sondern um Reformen aufzuhalten. Der Konservativismus hat danach gestrebt, die Stabilität des Staates zu gewährleisten, indem jeglicher Wandel verhindert wurde. Und dies in einer Zeit, die große Veränderungen verlangt, wenn der Staat nicht dem Untergang oder der Entartung verfallen soll. Die Konservativen haben jeglichem Wechsel widerstanden, der im aktuellen politischen System notwendig wäre. Dies entspricht ihrer Tradition der Untätigkeit und steht im Einklang mit ihrem Gehorsam gegenüber fremden Finanzinteressen, von denen die konservative Partei dominiert wird. All dies gedeiht in der aktuellen Entartung des Staates. Die Arbeiterpartei ist also gescheitert, weil sie zwar den Fortschritt wollte, jedoch Methoden angewendet hat, die ins Chaos führten. Der Konservativismus wiederum ist gescheitert, weil er sich dem Wandel widersetzt hat, obwohl dieser notwendig war. Dies hat letztlich zum gleichen Ergebnis wie bei der sozialistischen Bewegung geführt. Der Faschismus verbindet die großartigen Prinzipien von Leben und Handeln in einem neuen und dynamischen Glauben an die moderne Zeit. Faschismus steht für einen revolutionären Wandel, aber er wendet dabei die Mittel an, durch die der notwendige Wandel im Zeichen von Ordnung und Autorität vollzogen werden kann. Führertum, Gehorsam, Disziplin und Entschlusskraft sind die großartigen Mittel, mit denen der Faschismus den Wandel durchsetzen wird, der die Armut und das Leid beenden und Großbritannien zu einem Führer unter den Nationen erheben wird. Der Faschismus fi ndet sich in allen Ländern, so wie alle Ideologien der Vergangenheit, doch in Großbritannien wird er seine höchste Ausdrucksform und seine größte Entwicklungsstufe fi nden, da er in Großbritannien weit leichter angenommen wird als in allen anderen Ländern. Das Wesen des Faschismus ist der Gemeinsinn, die Kraft, gemeinsam zu handeln und Einzelinteressen zugunsten des Wohls des Staates zurückzustellen. Dies entsprach dem Wesen des britischen Charakters in jedem großen Augenblick unserer Geschichte. Oswald Mosley, Blackshirt Policy, London 1934, S. 9 (übersetzt von Michael Mayer) 1. Analysieren Sie, aus welchen Gründen Mosley die politischen Parteien in Großbritannien für gescheitert ansieht. 2. Erläutern Sie die Prinzipien, nach denen Mosleys faschistische Bewegung Großbritannien regieren würde. M4 Judenfeindschaft in Frankreich a) Die antisemitische Zeitschrift „Je suis partout“ fordert in zwei Sondernummern im April 1938 und Februar 1939 die Einführung eines „Judenstatuts“ in Frankreich, um die Rechte der jüdischen Bevölkerung einzuschränken. Kurz nach der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen führt die französische Vichy-Regierung am 3. Oktober 1940 ein derartiges „Judenstatut“ ein, ohne auf eine entsprechende Anweisung der deutschen Besatzungsmacht zu warten. In der Ausgabe von 1938 heißt es: Das Blut und der Geist der Juden sind noch niemals und werden auch niemals mit dem Blut und dem Geist einer anderen Nation verschmelzen. Wir wollen also mit unserer Forderung nach Einführung eines Judenstatuts den Juden ihre jüdische Nationalität zurückgeben. […] Dieses Judenstatut beinhaltet notwendigerweise, dass den Juden die französische Staatsangehörigkeit und alle dazugehörigen politischen Rechte aberkannt werden. Juden müssen aus allen Posten in der französischen Verwaltung entfernt werden: Politik, Bildungsbereich (außer bei besonderen Fällen), Richterschaft, Armee. […] Ohne ein offi zielles Judenstatut ist die Judenfrage in Frankreich nicht lösbar. b) Und knapp ein Jahr später schreibt „Je suis partout“: Der Antisemitismus ist keine deutsche Erfi ndung, er ist eine französische Tradition. Wir sind weit davon entfernt, die 5 10 15 20 25 30 35 40 5 10 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C .B u hn er V er la gs | |
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