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21Faschismus und autoritäre Regime in Europa: die Beispiele Italien, Spanien, Polen und Ungarn Spanien – von der Monarchie zum Bürgerkrieg Das Königreich Spanien hatte als neutrale Macht scheinbar vom Ersten Weltkrieg profi tiert, so etwa durch den Verkauf von Rohstoffen wie Kohle und Erz an die Kriegsparteien. Der forcierte Export führte jedoch zu Warenverknappung und damit zu Preissteigerungen im Inland, während gleichzeitig die Löhne stagnierten. Im März 1917 traten deshalb allein in Bilbao 27 000 Stahlarbeiter in den Ausstand, viele weitere schlossen sich in anderen Städten an. Die königliche Regierung verhängte daraufhin den Kriegszustand und ließ den Streik vom Militär brutal niederschlagen. Damit wurde eine Spirale der Gewalt und Gegengewalt in Gang gesetzt. Die Unternehmer heuerten Pistolenschützen (pistoleros) an, die Jagd auf Arbeiterführer machten und sich beinahe täglich mit radikalisierten Linksextremen Gefechte und Straßenschlachten lieferten. Zwischen 1919 und 1923 fi elen dabei über 700 Menschen den Attentaten beider Seiten zum Opfer. Am 13. September 1923 brachte ein Staatsstreich General Miguel Primo de Rivera an die Macht. Dieser versprach, die Arbeiterbewegung zu bekämpfen sowie Ruhe und Ordnung im Lande wiederherzustellen. König Alfons XIII. unterstützte Primo de Rivera und ernannte ihn zum Präsidenten eines Militärdirektoriums. Damit war das Ende der konstitutionellen Monarchie und ihrer Verfassung von 1876 eingeleitet. Spanien hatte sich in dieser Staatskrise nicht für einen Übergang zur Republik und damit eine Integration der Arbeiterbewegung in den Staat, sondern für die autoritäre Lösung entschieden (u M3). Die Diktatur war letztlich gegründet worden, um das überkommene Gesellschaftssystem des 19. Jahrhunderts zu bewahren. Primo de Rivera gelang es langfristig nicht, die althergebrachten Strukturen zu konservieren. Mit Ausbruch der Weltwirtschaftskrise verschärften sich die wirtschaftlichen und sozialen Probleme in Spanien weiter; 1930 trat Primo de Rivera von seinen Ämtern zurück. 1931 schließlich verließ der König das Land und am 14. April wurde die Spanische Republik gegründet. Die neue Regierung stand vor beinahe unlösbaren Aufgaben: Erlass einer demokratischen Verfassung, Beschränkung der Macht der katholischen Kirche, Landreform, Militärreform, Bildungsreform, Sozialreform etc. Innerhalb kürzester Zeit schuf sich die Republik damit einerseits entschiedene Gegner in Adel, Großbürgertum, Militär und Kirche, denen die Reformen zu weit gingen. Andererseits wurden die Anhänger der Republik (vor allem Arbeiter und Bauern) enttäuscht, ihnen gingen die Reformen nicht weit genug. Verschärft wurden die Probleme durch die andauernde Weltwirtschaftskrise. Die soziale Not wurde dabei noch dadurch erhöht, dass es anders als in Deutschland, Frankreich oder Großbritannien keine staatliche Arbeitslosenversicherung gab. Die sozialen Gegensätze wuchsen weiter, nachdem 1933 die linksliberale Regierung nach dem Wahlsieg der Konservativen abgelöst wurde. Sofort setzte das neue Kabinett viele der zuvor erlassenen Reformgesetze außer Kraft. Daneben wurden die Löhne gesenkt und ein Teil des beschlagnahmten Landes, das an Kleinstbauern verteilt worden war, an die früheren Eigentümer zurückerstattet. Eine massive Radikalisierung der Landarbeiter war die Folge; sie forderten nun die sozialistische Revolution. 1934 wurde der Generalstreik ausgerufen, in Teilen des Landes brachen Aufstände aus, die brutal niedergeschlagen wurden. Für die folgenden Wahlen im Jahre 1936 schloss sich die Linke zu einer Volksfront zusammen und konnte einen deutlichen Wahlsieg erringen. Die Landarbeiter reagierten mit Enthusiasmus und besetzten in ganz Spanien illegal Land. Zugleich bekämpften sich die zumeist bewaffneten Jugendgruppen der faschistischen Bewegung (Falange) auf der einen und der kommunistischen und anarchistischen Gruppierungen auf der anderen Seite. In dieser Situation begann am 17. Juli 1936 unter der Führung des Generals Francisco Franco ein Militärputsch in Melilla im spanischen Protektorat Falange: Die faschistische Bewegung der Falange (von griech. Phalanx: „Schlachtenreihe“) kämpfte während des Spanischen Bürgerkrieges auf Seiten des Generals Francisco Franco. Aus dieser Bewegung bildete sich gegen Ende der Dreißigerjahre eine Partei, die Falange Española Tradicionalista, die während des FrancoRegimes zur einzig zugelassenen Staatspartei werden sollte. Francisco Franco Behamonde (1892 1972): spanischer Politiker, führte 1936 einen Staatsstreich gegen die gewählte Regierung; befehligte die antirepublikanischen Truppen im Spanischen Bürgerkrieg; 1939 bis 1972 diktatorischer Führer Spaniens Miguel Primo de Rivera (1870 1930): spanischer General, von 1923 bis zu seinem Rücktritt 1930 Diktator Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt u d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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