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33Der Sonderfall: die kommunistische Diktatur in der Sowjetunion schaft der Bolschewiki. Konkurrierende Kräfte innerhalb der Arbeiterbewegung, insbesondere Menschewiki und Gewerkschaften, wurden nach und nach entmachtet. Um die Soldaten für sich zu gewinnen, schloss Lenin am 3. März 1918 einen Separatfrieden mit dem Deutschen Reich (Frieden von Brest-Litowsk). Obwohl der Friedensvertrag den Verlust der Ukraine bedeutete, konnten die Bolschewiki damit vorerst Zeit gewinnen und eine Besetzung des russischen Kernlandes durch deutsche Truppen vermeiden. Bei den Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung im November 1918 erreichten die Bolschewiki keine Mehrheit. Lenin verweigerte aber die Rückkehr zu einem parlamentarischen System mit Mehrheitsentscheidungen. Gleich am ersten Sitzungstag wurde deshalb die Nationalversammlung von Anhängern der Bolschewiki aufgelöst. Die oppositionellen Kräfte waren zu diesem Zeitpunkt schon zu geschwächt, um wirksam gegen diesen Schritt vorgehen zu können. Der russische Bürgerkrieg Die Gegner des neuen Regimes sammelten sich vor allem in den Randgebieten des Russischen Reiches: Anhänger der Menschewiki, der bürgerlichen Mitte, Konservative und Monarchisten. Bis 1921 tobte in Russland ein blutiger Bürgerkrieg zwischen den „Roten“ (Bolschewiki) und den „Weißen“ (vor allem Anhänger des Zaren). Letztlich gelang den Bolschewiki der Sieg, da sie in kurzer Zeit eine schlagkräftige Armee aufzubauen vermochten. Dabei half ihnen, dass die wichtigsten Industriereviere des Landes in dem von ihnen kontrollierten Gebiet lagen. Während des Bürgerkrieges wurde ein System der Kontrolle und Gewalt aufgebaut, das auch nach dessen Ende die Herrschaft der Bolschewiki prägen sollte. Der Geheimdienst Tscheka ermordete zwischen 1917 und 1922 etwa 280 000 Menschen. Auch das Wirtschaftsleben war von Kontrolle und Gewalt geprägt: Die Industrie wurde verstaatlicht, Rohstoffe sowie Konsumgüter rationiert, öffentliche Dienstleistungen wurden gratis abgegeben („Kriegskommunismus“). Auf dem Land wurde das Getreide zwangsweise eingetrieben. Eine Versorgungsdiktatur schien den Bolschewiki der einzige Weg, um die Ernährungslage zu entspannen. Dies gelang aber vorerst nicht. Im Winter 1921/22 herrschte in Russland eine Hungersnot, die drei bis fünf Millionen Tote forderte. Die NEP Lenin wusste, dass die Sowjetmacht ohne die Allianz mit den Bauern nicht überlebensfähig war, daher vollzog er 1921 eine Korrektur der Wirtschaftspolitik. Um das Land wieder aufzubauen, erlaubte das Regime – entgegen den Regeln des Sozialismus – gewisse Elemente einer Marktwirtschaft. Dazu gehörten ein freier Binnenhandel, Löhne nach Leistung und die Zulassung von privaten Kleinunternehmen; die Zentren der Wirtschaft (z. B. Außenhandel, Banken, Schwerindustrie) blieben jedoch weiterhin in den Händen des Staates. Fortan mussten die Bauern statt der Zwangsabgaben eine Naturalsteuer entrichten; überschüssige Erträge durften sie selbst vermarkten. Diese Neue Ökonomische Politik (russ. NEP) führte seit Mitte der 1920er-Jahre zu einer raschen Beseitigung der Kriegsund Bürgerkriegsschäden (u M1). Eine Aufbruchsstimmung machte sich breit, die weite Teile der Bevölkerung mit dem Sowjetregime versöhnte. Die Einführung der NEP gehörte zu den letzten Aktivitäten Lenins. Seit Mai 1922 erlitt er mehrere Schlaganfälle, er war halbseitig gelähmt und konnte zuletzt nicht mehr sprechen. Bis zu seinem Tod am 21. Januar 1924 war er kaum noch handlungsfähig. Vertrag von Brest-Litowsk: Mit diesem Vertrag trat Russland Polen, Finnland sowie die Länder des Baltikums und des Kaukasus ab. Es verlor ebenso Weißrussland und die für seine Industrie und Landwirtschaft lebenswichtige Ukraine. Neue Hauptstadt des deutlich verkleinerten Russland wurde Moskau. i „Schlag die Weißen mit dem roten Keil!“ Plakat des russischen Künstlers Eliezer „El“ Lissitzky, 1919. Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um de s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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