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127Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg Wirtschaftliche Erfolge? 1 „23. 9. 1933 Erster Spatenstich – 23. 9. 1936 1000 km Autobahn fertig“ Postkarte von 1936. Am 23. September 1933 begann der Bau der Autobahnstrecke Frankfurt am Main – Darmstadt. ó Diskutiert, warum die Postkarte ein Teil der umfassenden NS-Propaganda war. Aufrüstung Die Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung und Wirtschaftsbelebung dienten von Anfang an der Aufrüstung. Infl ation und Staatsschulden wurden in der Hoffnung auf Kriegsbeute und Gebietsgewinne in Kauf genommen. Ende 1934 begann die Umstellung der wirtschaftlichen Produktion auf die Bedürfnisse der „Wehrhaftmachung“. Der Anteil der Rüstungsausgaben an den öffentlichen Ausgaben stieg stark an. Bis zum Frühjahr 1939 gab der NS-Staat etwa 60 Milliarden Reichsmark für die Rüstung aus. Zum Vergleich: Die Aufwendungen für die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen beliefen sich auf etwa sieben Milliarden Reichsmark. Im August 1936 legte Hitler ein Programm zur Kriegsvorbereitung vor. Ziel war es, möglichst rasch eine hohe Selbstversorgung bei Rohstoffen und Industriegütern zu erreichen. Dazu sollte weniger eingeführt und mehr im Inland hergestellt werden. Benzin und Gummi sollten künstlich erzeugt werden. Auch in der Landwirtschaft strebte die Regierung eine Unabhängigkeit von Importen an. Die Bauern wurden zu „Erzeugungsschlachten“ aufgerufen. Trotz beeindruckender Erfolge kam es zu Versorgungsengpässen sowohl für rüstungswirtschaftliche Rohstoffe als auch für Lebensmittel. Arbeit wird beschafft „Binnen vier Jahren muss die Arbeitslosigkeit endgültig überwunden sein“, versprach Hitler in seiner Regierungserklärung am 1. Februar 1933. In den folgenden Jahren konnte die NS-Regierung auf Maßnahmen zurückgreifen, die bereits frühere Regierungen eingeleitet hatten. Dazu zählte der Autobahnbau. Er beruhte auf älteren Plänen. Und schon 1932 war die erste Autobahn von Köln nach Bonn in Betrieb genommen worden. Auch das Beschäftigungsprogramm des Reichsarbeitsdienstes (RAD) setzte ab 1935 nur um, was während der Weimarer Republik erarbeitet worden war. Alle Männer ab 18 mussten ein halbes Jahr beim Straßenbau oder in der Landwirtschaft arbeiten oder wurden zu Hilfsdiensten für die Wehrmacht herangezogen. Auch für junge Frauen richteten die Nazis einen freiwilligen Arbeitsdienst ein. Zugleich betonten sie aber die Rolle der Frau im Haushalt und bei der Kinder erziehung und verdrängten Frauen aus akademischen Berufen. Ein „Wirtschaftswunder“? Um 1938 gab es im Deutschen Reich offi ziell keine Arbeitslosigkeit mehr – und Hitler galt für viele Menschen als „Retter aus schlimmster Not“. Doch die Zahlen waren geschönt. Tatsächlich war der Tiefpunkt der Weltwirtschaftskrise bereits durchschritten, als Hitler 1933 die Regierung übernahm. Auch die Bereitschaft der Unternehmer war wieder gestiegen, im Inland zu investieren. Im Gegensatz zu früheren Regierungen waren die Nationalsozialisten aber bereit, alle Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Investitionsförderungen und Sozialleistungen ohne Rücksicht auf die immer größer werdende Verschuldung des Staates durchzusetzen. Außerdem: Die Erwerbstätigen mussten länger arbeiten und erhielten niedrigere Löhne als zuvor. Gleichzeitig ließ die Regierung neues Geld drucken und vergrößerte so die Gefahr einer neuen Infl ation. Als Hjalmar Schacht, der seit 1935 Reichswirtschaftsminister und Generalbevollmächtigter für die Kriegs wirtschaft war, Hitler davor warnte, wurde er als Reichsbankpräsident entlassen. Trotzdem blieb Schacht bis 1943 Minister ohne Geschäftsbereich. 31013_1_1_2015_100_163_kap3.indd 127 26.03.15 15:30 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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