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131Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg 3 Der deutsch-sowjetische Nichtangriffs vertrag ist unterschrieben. Foto vom 23. August 1939. Außenminister Joachim von Ribbentrop (links), Wja tsches law Molotow (rechts), in der Mitte Stalin. Die Konferenz von München Auf dem Höhepunkt der Sudetenkrise fl og der britische Regierungschef Neville Chamberlain im September 1938 nach München, um Hitler von einem Einmarsch in die Tschechoslowakei abzubringen. Er hatte zwar einerseits Verständnis für die Interessen der Sudetendeutschen und den Wunsch nach einer weiteren Revision des Versailler Vertrages, andererseits aber machte er Hitler deutlich, dass seine Appeasement-Politik (dt. Beschwichtigungspolitik) dort ihre Grenzen fi nde, wo die bestehende europäische Ordnung weiter gefährdet werde. Notfalls sei sein Land auch zum Krieg gegen Deutschland bereit. Die Münchener Konferenz vom 29./30. September 1938 wendete einen Krieg noch einmal ab. Ohne die tschechische Regierung und die mit ihr verbündete Sowjetunion anzuhören, einigten sich der britische, französische und italienische Regierungschef mit Hitler auf eine Abtretung des Sudetengebietes an das Deutsche Reich. Für den Rest des tschechoslowakischen Staates gaben Großbritannien und Frankreich Bestandserklärungen ab. Chamberlain vertraute Hitler, der erklärt hatte: „Wir wollen keine Tschechen im Reich. Dies ist die letzte territoriale Forderung, die ich in Europa habe.“ Er sollte sich täuschen. Die Wehrmacht in Prag Das „Münchener Abkommen“ hatte keinen Bestand. Hitler war von Anfang an entschlossen, auch die „Rest tschechei“ zu zerschlagen. Am 15. März 1939 marschierten deutsche Truppen in Prag ein und stellten Böhmen und Mähren unter ihre „Schutzherrschaft“. Damit hatte das NS-Regime nicht nur einen unabhängigen Staat unterworfen, sondern zugleich ein wirtschaftlich und militärisch wichtiges Aufmarschgelände für die Ausdehnung nach Osten gewonnen. Der slowakische Teil der Tschechoslowakei blieb als kaum lebensfähiger Rumpfstaat erhalten. Kriegsvorbereitung gegen Polen Dieser Wortbruch Hitlers beendete die AppeasementPolitik. Am 17. März 1939 überraschte Chamberlain die Welt mit dem Bekenntnis: „Jeder Versuch, die Welt durch Gewalt zu beherrschen, ist einer, dem die Demokratien entgegentreten müssen.“ Damit stärkte er Polen, das als nächstes Land deutsche Ansprüche fürchten musste, da Hitler die Rückgabe Danzigs und einen Gebietsstreifen für eine Autound Eisenbahn nach Ostpreußen forderte. London und Paris reagierten Ende März mit einer Garantie für die Unabhängigkeit Polens. Als Warschau Verhandlungen mit dem Deutschen Reich ablehnte, kündigte Hitler den vor fünf Jahren abgeschlossen Nichtangriffspakt mit Polen und das deutsch-britische Flottenabkommen von 1935. Am 22. August 1939 nannte Hitler der Wehrmacht sein Ziel: die Eroberung Polens. Ein Pakt mit Stalin Großbritannien und Frankreich hatten die Sowjetunion nicht zur Münchener Konferenz eingeladen. Diese Ausgrenzung leitete in Moskau eine neue Außenpolitik ein. Am 23. August 1939 gelang dem Deutschen Reich, was Großbritannien und Frankreich nicht erreicht hatten: ein Bündnis mit der Sowjetunion. Die Nationalsozialisten, die bisher keine Gelegenheit ausgelassen hatten, Stalin und den Bolschewismus zu bekämpfen, einigten sich zur Verwunderung der ganzen Welt mit der Sowjetunion auf einen Nichtangriffspakt. Die wichtigsten Abmachungen dieses Hitler-Stalin-Paktes standen in einem geheimen Zusatzprotokoll: Gemeinsam wollten sie Ostund Südosteuropa nach ihren Vorstellungen umgestalten. Noch am Tag der Vertragsunterzeichnung legte Hitler den Angriffstermin auf Polen fest. Drei Tage später machte er Großbritannien noch ein „großzügiges“ Angebot zur Zusammenarbeit für die Zeit nach einer Auseinandersetzung mit Polen. Aber Großbritannien lehnte ab und schloss stattdessen ein Bündnis mit Polen. Der Angriff auf Polen wurde verschoben, als Mussolini erklärte, dass Italien kriegsunfähig sei. Hitler signalisierte daraufhin Frankreich den Verzicht auf Elsass-Lothringen und bot Großbritannien erneut einen Freundschaftsvertrag an, wenn es ihm freie Hand in Polen gewähren würde. Doch die britische Regierung ging darauf nicht ein. Sie verlangte konkrete Verhandlungen zwischen dem Deutschen Reich und Polen. Diese ließ Hitler aber scheitern. Stattdessen befahl er den Angriff auf Polen zum 31. August 1939. ó Halte den „Weg in den Krieg“ für dein Portfolio in einer Zeitleiste fest. 31013_1_1_2015_100_163_kap3.indd 131 26.03.15 15:30 N r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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