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Ausblick – Mit Material arbeiten 143 1. Fasst die Informationen der Quellen M 1 bis M 3 zusam men. Was erfahrt ihr? Was konnte man bereits 1941 wissen? Nehmt Stellung zu den Aussagen. 2. Informiert euch mithilfe der Internetund Lesetipps in Gruppen … über die Lebensgeschichte einiger in Hadamar ermordeter Opfer. ... über die Täter und ihre strafrechtliche Verfolgung nach dem Krieg. … über die Gründung und heutigen Nutzung der Gedenkstätte. 3. Präsentiert die Ergebnisse eurer Recherchen auf einem Plakat oder in anderer Form. ˘ Exkursionsund Internettipp: Gedenkstätte Hadamar, Mönchberg 8, Hadamar (Mediencode 31013-45) M 2 Die Tötungsanstalt Hadamar. Heimlich gemachte Aufnahme des rauchenden Schornsteins des Krematoriums von 1941 (Ausschnittvergrößerung). „Verlegt nach Hadamar“ Hadamar – eine von sechs Tötungsanstalten im Deutschen Reich In der „Landesheilund Pfl egeanstalt“ in Hadamar bei Limburg an der Lahn wurden von Januar bis August 1941 über 1 000 Kinder, Frauen und Männer in einer Gaskammer ermordet. Ihre Leichen verbrannte man im dortigen Krematorium. In einer zweiten Phase wurden in Hadamar auf Anweisung aus Berlin zwischen August 1942 und Kriegsende 1945 weitere 4 422 Patienten aus dem gesamten Reichsgebiet durch eine Überdosis tödlicher Medikamente umgebracht. Die Erinnerung an die Opfer der NS-Vernichtungspolitik begann sehr spät. Die erste Dokumentation über die „Euthanasie“-Morde in Hadamar wurde erst 1983 veröffentlicht. ˘ Lesetipp: Gerhard Baader, Johannes Cramer, Bettina Winter: „Verlegt nach Hadamar“. Die Geschichte einer NS-„Euthanasie“-Anstalt, Kassel 2009 5 10 15 5 10 M 1 Eine Opfer-Biografi e Ein Opfer der ersten Mordphase (Januar bis August 1941) in Hadamar ist der 1899 in Gelsenkirchen geborene Ernst U.: Nach der Volksschule erlernte er das Bäckerhandwerk. 1923 heiratete er. Ernst U. wurde Vater von insgesamt sechs Kindern. 1929 begab sich Ernst U. erstmals freiwillig in ein Krankenhaus. Ab 1933 war er dauerhaft in der Anstalt Bedburg untergebracht, wahrscheinlich mit der Diagnose Schizophrenie. Am 8. März 1940 wurde Ernst U. in die Landesheilanstalt Weilmünster verlegt. Von Weilmünster gelangte er in einem Transport mit 62 weiteren Patienten am 13. März 1941 nach Hadamar und wurde noch am selben Tag in der Gaskammer der Tötungsanstalt ermordet. Auszug aus dem Schreiben der Landesheilund Pfl egeanstalt Hadamar vom 25. März 1941: Sehr geehrte Frau U.! Am 13. März 1941 wurde [...] Ihr Mann, Herr Ernst U. in unsere Anstalt verlegt. [...] Zu unserem Bedauern müssen wir Ihnen nun mitteilen, dass der Patient plötzlich und unerwartet am 24. März 1941 an einer akuten Hirnhautentzündung verstorben ist. Da Ihr Mann an einer schweren, geistigen unheilbaren Erkrankung l[i]tt, müssen Sie seinen Tod als eine Erlösung auffassen. [...] Zit. nach: www.gedenkstaette-hadamar.de/fi les/702/Endfassung_ gsha _eigenstaendiger-rundgang_2014-04-29.pdf (Zugriff: 3. Oktober 2014) M 3 Was konnte der Normalbürger wissen? Friedrich Kellner (1885-1970), ein Justizbeamter aus der oberhessischen Kleinstadt Laubach, führt von 1939 bis 1945 Tagebuch. Am 10. Juni 1941 hält er fest: In letzter Zeit mehren sich die Anzeigen über Todesfälle in der Heilund Pfl egeanstalt in Hadamar. Es hat den Anschein, dass unheilbare Pfl egebefohlene in diese Anstalt gebracht werden. Auch soll eine Anlage zur Einäscherung eingebaut worden sein. Unter dem 28. Juli 1941 heißt es in seinem Tagebuch: Die „Heilund Pfl egeanstalten“ sind zu Mordzentralen geworden. Wie ich erfahre, hatte eine Familie ihren geistig erkrankten Sohn aus einer derartigen Anstalt in ihr Haus zurückgeholt. Nach einiger Zeit erhielt diese Familie (von der Anstalt) eine Nachricht des Inhalts, das ihr Sohn verstorben (sei) und die Asche ihnen zugestellt werde! Das Büro hatte vergessen, den Namen auf der Todesliste zu streichen. Auf diese Weise ist die beabsichtigte vorsätzliche Tötung ans Tageslicht gekommen. Friedrich Kellner, „Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne“. Tagebücher 1939-1945, hrsg. von Sascha Feuchert u. a., Bd. 1, Göttingen 2011, S. 147 und 176 31013_1_1_2015_100_163_kap3.indd 143 26.03.15 15:30 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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