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185Deutschland und die geteilte Welt nach 1945 Die SED: eine diktatorische Partei Obwohl CDU und LDPD von der sowjetischen Militärregierung stark benachteiligt wurden – sie durften sich z. B. nicht in allen Orten zur Wahl stellen –, erhielten die bürgerlichen Parteien bei den Kreisund Landtagswahlen vom 20. Oktober 1946 mehr als die Hälfte der Stimmen. In Berlin, wo die SPD noch unabhängig antreten kon nte, wurde die SED nur drittstärkste Partei. Es war offensichtlich, dass die SED in freien Wahlen keine Mehrheiten erreichen würde. Daraufhin verstärkten die Sowjets den Druck auf die zugelassenen Parteien. Die SED wurde nach dem Vorbild der KPdSU 1947/48 zu einer diktatorischen Partei umgestaltet, die Staat und Gesellschaft beherrschen sollte. Die vereinbarte gleichmäßige Besetzung leitender Funktionen durch ehemalige Kommunisten und Sozialdemokraten wurde aufgehoben und die SED von oppositionellen Kräften „gesäubert“. Etwa 6 000 Sozialdemokraten wurden von sow jetischen Militärgerichten als „Agen ten“ verurteilt und in Arbeitslager gebracht. Rund 100 000 Sozialdemokraten fl ohen in den Westen. Demokratisierung „von unten“ im Westen In allen Besatzungszonen war die Lösung der sozialen und wirtschaftlichen Probleme vordringlich. Dazu wurden deutsche Auftragsverwal tungen aus po litisch unbelasteten Personen ernannt. Sie unterstanden den Weisungen der Besatzungsmächte. Parteien und Gewerkschaften waren schon im Juni 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone und ab Juli in ganz Berlin von der Interalliierten Militärkommandantur zugelassen worden. In den drei westlichen Zonen genehmigten die Besatzungsmächte sie erst ab Herbst 1945 – zuerst in der amerikanischen, dann in der britischen und zuletzt in der französischen Zone. Da die westlichen Besatzungsmächte eine Demokratisierung der Bevölkerung „von unten“ – von den „Graswurzeln“ her – anstrebten, ließen sie die ersten Kommunalwahlen schon im Januar 1946 zu. Neue Länder entstehen Auch auf der Länderebene wurden die ersten Regierungen und Re gierungs chefs von den Besatzungsmächten ernannt. Sie stellten die Weichen für die Neugliederung der Länder. In der amerikanischen Zone wurden schon im September 1945 die Länder Bayern, Hessen und Württemberg-Baden gegründet. Die Briten schufen zwischen August und November 1946 die Länder Schleswig-Holstein und Niedersachsen; aus den ehemaligen preußischen Provinzen Westfalen und Nordrhein (ohne Trier und Koblenz) sowie dem Land Lippe machten sie das Land Nordrhein-Westfalen. Die Stadtstaaten Hamburg und Bremen ließen sie selbstständig. In der französischen Besatzungzone wur den zunächst drei Länder gebildet: Rheinland-Pfalz (Ende August 1946), Württemberg-Hohenzollern und Baden. Das Bundesland Baden-Württemberg entstand im März/ April 1952 durch die Zusammenlegung der Länder Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Baden. Die Stadtverordneten von West-Berlin erklärten ihre von den drei Westmächten kontrollierte Stadt mit der Verfassung vom 1. September 1950 zum Land der Bundesrepublik Deutschland. Das ausgegliederte Saargebiet konnte erst am 1. Januar 1957 dem Bundesgebiet beitreten. 2 Proklamation Nr. 2 vom 19. September 1945. Die von dem Obersten Befehlshaber der amerikanischen Streitkräfte in Europa, General Dwight D. Eisenhower, unterzeichnete öffentliche Erklärung gilt als Gründungsurkunde der heutigen Länder Bayern und Hessen, das bis Ende 1946 offi ziell „Groß-Hessen“ hieß. ˘ Lesetipp: Hermann Vinke, Die DDR. Eine Dokumentation mit zahlreichen Biografi en und Abbildungen, Ravensburg 42009 31013_1_1_2015_164_227_kap4.indd 185 26.03.15 15:31 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um de s C .C . B uc hn er V er la gs | |
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