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223Mit Material arbeiten * Apokalypse: Ende der Welt, Weltuntergang M 1 Flucht eines Palästinensers Abu Ijad, ein führender Vertreter der palästinensischen Befreiungsbewegung, schreibt in seiner 1979 veröffentlichten Autobiografi e: Der 13. Mai 1948 wird unauslöschlich in meiner Erinnerung bleiben. An jenem Tag, weniger als 24 Stunden vor der Proklamation des Staates Israel, fl oh meine Familie aus Jaffa, um in Gaza Zufl ucht zu suchen. Wir waren umzingelt. Die zionistischen Kampf verbände kontrollierten alle nach Süden führenden Straßen, und uns blieb als Rettung nur noch der Seeweg. Unter einem Granatenhagel der israelischen Artillerie, die in den benachbarten Siedlungen, vor allem in Tel Aviv, in Stellung gegangen war, gingen wir an Bord eines Schiffes – meine Eltern, meine vier Geschwister und ich sowie weitere Mitglieder meiner Familie. Hunderttausende von Palästinensern machten sich unter oft tragischen Umständen auf den Weg ins Exil. Für mich, der ich noch nicht einmal fünfzehn war, kam die Flucht einer Apokalypse* gleich. Tief erschütterte mich der Anblick der Männer, Frauen, Greise und Kinder, die sich, gebeugt unter der Last ihrer Koffer und Bündel, mühsam zu den Kais von Jaffa drängten. Ihre Klageschreie und ihr Schluchzen wurden von ohrenbetäubenden Explosionen begleitet. Kaum hatte das Schiff die Anker gelichtet, als wir das Schreien einer Frau hörten. Sie hatte gerade festgestellt, dass eines ihrer vier Kinder nicht an Bord des Schiffes war, und verlangte, dass wir zum Hafen zurückkehrten, um das Kind zu suchen. Da wir aber unausgesetzt unter dem Beschuss der jüdischen Kanonen standen, war an eine Umkehr kaum zu denken, ohne das Leben von etwa zwei bis dreihundert Personen zu gefährden, die auf unserem Schiff zusammengedrängt waren, unter ihnen zahlreiche Kinder. Das Flehen dieser unglücklichen Frau blieb ohne Antwort. Unter Tränen brach sie zusammen. Einige von uns versuchten, sie zu beruhigen, indem wir ihr versicherten, ihr Kind würde sicherlich gefunden und später nach Gaza gebracht werden. Vergeblich. Ihre Verzweifl ung wurde immer größer, und selbst ihr Mann konnte sie nicht beruhigen. Plötzlich verlor sie die Nerven: Sie sprang über die Reling und stürzte sich ins Meer. Ihr Mann, der sie nicht hatte zurückhalten können, sprang ihr nach. Beide konnten nicht schwimmen. Die aufgewühlten Fluten verschlangen sie vor unseren Augen. Wir waren vor Schreck wie gelähmt. Abu Ijad, Heimat oder Tod. Der Freiheitskampf der Palästinenser, Düsseldorf 1979, S. 19 f. (übers. von Elke Paquier) 5 10 15 20 25 30 35 40 M 3 Israel 1949 1967. Von Anfang 1948 bis zum Ende des ersten Nahost-Krieges fl ohen etwa 700 000 palästinensische Araber aus dem für den jüdischen Staat vorgesehenen Gebiet in den Libanon, nach Syrien, Jordanien und Libyen. Nach dem Waffen stillstand von 1949 wurde nur wenigen die Rückkehr erlaubt. M 2 Juden und Araber in Palästina/Israel 1. Erkläre die Probleme, die mit der Gründung des Staates Israel für Juden und Araber entstanden sind (M 1 bis M 3). 2. Nenne Gründe, warum die von Ben Gurion angebotene Zusammenarbeit (M 4, Seite 221) nicht funktioniert hat. Jahr Juden Araber Angaben in 1 000 1945 554 1 256 1948 (15.5.) 650 156 1951 1 404 173 1954 1 526 192 1957 1 763 213 1961 1 932 247 1967 2 384 393 Nach: Friedrich Schreiber/Michael Wolffsohn, Nahost. Geschichte und Struktur des Konfl ikts, Opladen 21989, S. 164 S Y R I E N M i t t e l m e e r Akaba Beersheba Totes Meer Jo rd an Jerusalem (geteilt) Tel Aviv Haifa Akko Nazareth Safed L I B A N O N Jenin I S R A E L J O R D A N I E N HebronGaza Ä G Y P T E N I R A K 4000 GAZA (ägypt. verw.) Bethlehem Nablus 100 000 75 000 280 000 70 000 190 000 7 000 0 50 km Palästinensische Flüchtlinge Elat 31013_1_1_2015_164_227_kap4.indd 223 26.03.15 15:31 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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